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Thurn-Taris'sche 80 Thurn-Taris'sche Poli
Fürsten Kar l Alerander aus dessen Ehe
mit Theresia Mathi lde geborenen Her-
zogin von Mecklenburg« Strel iß . ver-
malte sich am 18. Juni 1812 dem bis 1844
als Gesandter in London fungirenden Fürsten
Paul CsztcrYäzu.Galanlya. den Gentz als
den .ersten österreichischen Caualier" rühmte.
Vebse nennt die Fürstin in den Jahren
l8!4 und 1816 einen neuen Stern am Wiener
Firmament und fügt dann, wie es mitunter
seine Weise, einige frivole Glossen hinzu. Sie
wurde am 21. Mai 1866 Witwe. Vergleiche
den Artikel: Paul Anton I I I . Fürst
C s z t e r h ä z y und dessen Familienstand
Vd. IV, S. il)5 und 406. in den Quellen.
l^Vehse (Eduard Dr.). Geschichte des öster-
reichischen Hofes (Hamburg 1832, Hoffmann
und Campe. kl. 8".) Bd. IX, S. 322—223.)
— 46. Torquato, siehe: Roger ^S. ?9.
Nr. 40, im Textes — 47. Wilhelm, siehe
die besondere Lebensskizze ^S. 92). — 48. Wi l -
helmine (geb. zu Ansbach 6. März 1804.
gest. zu Nürnberg 14. Mai 1835). eine Tochter
des königlich preußischen Vicevrasidenten und
Directors der Domänenkammer zu Ansbach
Freiherrn Conrad von Dörnberg aus
dessen Ehe mit Wilhelm ine geborenen
Freiin von Glaubburg aus Frankfurt am
Main. Durch den Anfall der Fürstenthümer
Ansbach und Bayreuth an die Krone Bayern
trat ihr Vater in bayrische Dienste. Am
24. August 1828 wurde sie dem Prinzen
Na.rimiltän Aarl angetraut, dem sie in einer
siebenjährigen Ehe vier Söhne und eine Tochter
gebar. Nach Geburt ihres letzten Kindes, des
Fürsten Theodor (geb. 9. Februar 1834).
kränkelte sie, Wohl besserte sich zeitweilig ihr
Zustand und ließ sie Genesung hoffen, aber
immer wieder verschlimmerte sich ihr Befinden,
bis sie im Alter von erst 31 Jahren ihrem
Leiden erlag. Die weiter unten erwähnte
Lebensskizze schildert Wilhelm inens seltene
Tugenden als Weib, Gattin und Mutter.
lNeuer Nekrolog der Deutschen (Weimar
183?, Voigt. kl. 3«.) XI I I . Jahrg. (1835).
I. Theil. S. 493—497.) Ihr oben erwähnter
Sohn Fürst Theodor vermalte sich mit
Melanie von Seckendorf, Aberdar, die
ihm wenige Tage nach seinem zu Menwne am
l. März 1876 erfolgten Tode einen Sohn,
Mar imi l ian (geb. 8. Mär; I3?ü), gebar.
I I I . Die Thnrn-Taris'sche Post. Bereits im
Artikel über das Fürstenhaus Paar ^Bd.XXl,
T. 144^ haben wir einiqe Andeutungen zur, Geschichte der Post gegeben, um welche sich
dasselbe verdient gemacht hat. Noch größere
Verdienste um Hebung dieses so wichtigen
Culturmittels besitzen aber die T h u r n»
Tar is . Die Ansicht jedoch, die hie und da
zum Ausdruck kam oder noch kommt, daß
das Institut der Posten in Deutschland durch
diese Familie geschaffen sei. ist ganz und gar
nicht stichhaltig, da es lange zuvor daselbst
schon Botenanstalten gab, die theils von
Fürsten, theils von Korporationen, theils auch
von Privaten eingerichtet waren. So ließen
die deutschen Ordensritter zu Marienburg in
Westprenßen bereits im Jahre 1276 Fuß' und
reitende Postboten in geregeltem Dienst ver-
kehren. Auch bestand schon lange vor den
Thurn-Tar is eine fahrende Post zwischen
Hamburg und Nürnberg. In Folge mancher
Klagen übernahm aber der Magistrat in letz«
terer Stadt 1570 die Organifiruna und Ver»
waltung dieser Verbindungen und stellte das
Institut unter die Aufsicht der Handelsherren.
Di-s Nagen gingen wöchentlich einmal von
Nürnberg ab. Der Centner Waare kostete yon
da bis Braunschweig acht Thaler, und der
Reisende Zahlte für die auf 77'/« Meilen an»
genommene Strecke von Nürnberg bis Ham»
bürg, mit Einschluß der Zehrung, welche der
Schaffner besorgte, zwanzig Thaler. Und
als dann die Neichsposten eingeführt wurden,
blieb jener Cours bestehen. Nebenbei sei noch
der Metzgerposten gedacht, welche lange,
lange vor den Thurn 'T aris'schen Anstalten
bestanden und, als letztere ins Leben traten,
mit denselben in langwierige Streitigkeiten
geriethen. Die Metzger und ihre Gesellen
gingen und fuhren oft weit ins Land. um
Schlachtvieh aufzusuchen und zu kaufen. Auf
diesen Wegen und Fahrten sammelten sie
Briefe und kleine Packete e!n und besorgten
deren Vestellung. Sie kündigten ihre Ankunft
durch Blasen auf kleinen Jagd» oder Wald»
Hörnern an. Dieser Brauch wurde bei den
T ar is'schen Posten erst I6l5 eingeführt: also
nicht bei diesen ist der Ursprung des poetisch viel»
gefeierten Posthorns zu suchen, sondern bei
den Metzgern. Indem wir in den Lebensskizzen
Franz und Gabriel Tar is ^S. 72 Nr. l l^
das Nähere über die Taris'sche Theilnahme
an der Einrichtung der Post gesagt haben, und
um Wiederholungen zu vermeiden, darauf
hinweisen, fügen wir zur Ergänzung nur noch
Einiges hinzu. In Deutschland fand die nieder»
ländisch Taris'sche Postanstalt Beifall und
Nachahmung. In Folge dessen beschloß die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon