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Thurwieser Ehurwieser
geborene Pet^tl schickten ihren schwäch-
lichen, weder zum Landmanne, noch zum
Handwerker sich eignenden Sohn auf die
Schule in Hall (damals bayrisch). Treff,
lich herangebildet, bezog derselbe die
Hochschule Innsbruck und aus freier
Wahl sich für das Studium der Theologie
entscheidend, trat er 1810 in daS Priester,
haus zu Salzburg, wo sich bald sein
homiletisches Talent bemerkbar machte.
Uebrigens zog ihn unter allen Fächern
der Theologie vornehmlich das Studium
der semitischen Sprachen an, dem er auch
mit allem Eifer sich hingab. Am 19. Sep.
tember 18t2 zum Priester geweiht, über»
nahm er zunächst die Katechetenstelle in
der Schule der Salzburger Vorstadt
Mülln. Am 25. August 4813 wurde er
HilfsPriester in dem eine Stunde von
Salzburg gelegenen Bergheim, von wo
er im Mai 1816 als Coadjutor nach
Sie^enheim kam. Von da am 29. März
1830 als Professor des Bibelstudiums
alten Testaments und der orientalischen
Sprachen nach Salzburg berufen, wirkte
er daselbst 43 Jahre in seinem Lehrberufe.
Ueber die oft originelle Weise, in welcher
Thurwieser in demselben sich gab,
theilt sein vieljähriger College Professor
Schöpf in der Biographie des in Rede
Stehenden (S. 8 bis 22) ausführliche
Nachricht mit. Im Mai 1836, als unser
gelehrter Theolog eben das Rectorat des
k. k. Lyceums bekleidete, wurde er vom
Erzbischofe Friedrich Fürsten zu Schwär»
zenberg, der ihm sehr wohlwollte und
ihn hochschätzte, zum geistlichen Rathe
ernannt, und noch im nämlichen Jahre
erhielt er die Custosstelle an der Studien-
kirche. Drei Tage vor seinem 30jahrigen
Priesterjubiläum, welches er am 23 Oc-
tober 1862 feierte, ward er vo-n Seiner
Majestät mit dem Franz Ioseph»Orden
ausgezeichnet. Im December 1864 in z den wohlverdienten Ruhestand versetzt,
starb er schon nach einigen Monaten im
Alter von 76 Jahren. Im Vorstehenden
sind die einfachen Lebensdaten dieses ori»
ginellen Priesters erschöpft. Aber noch
nach anderen Gesichtspunkten verdient
Thurwieser eine kurze Schilderung.
I n mathematischen Wissenschaften, dann
aber in den orientalischen und classischen
Sprachen war er gründlich bewandert
und besaß eine eigenthümliche Meister«
schaft in Anfertigung von Chronogra-
phiken, deren er, wie Schöpf berichtet,
in verschiedenen Sprachen — auch in der
arabischen — zu Tausenden verfaßt hat.
Meteorologie beschäftigte ihn durch
Decennien, und die Freundschaft, die
ihn mit dem berühmten Professor Simon
Stampfer M . XXXVII, S. 118^
seit Jahren verband, trug wesentlich
dazu bei, ihn für die Pflege dieser
Wissenschaft zu erwärmen. Schon aus
dem Jahre 1819 datirt eine genaue Auf-
schreibung der Witterungsverhaltnifse in
Salzburg von Thurwieser. Die Resul-
täte seiner täglichen Beobachtungen ver»
öffentlichte er von Zeit zu Zeit in der
„Salzburger Zeitung", wobei er gewöhn-
lich jedes Jahr mit einem Chronogra-
phicum einzuleiten pflegte. Dies that er
von 1822 bis 1862, und als sein Tod
in-Salzburg bekannt wurde, hieß es all-
gemein: „der Wetterprophet ist ge-
storben". Den eigentlichen Ruhm er-
langte er aber als Bergsteiger, als
welcher er seine Thätigkeit in einer Zeit
entfaltete, in der noch nicht Alpen»
und TouristeN'Vereine bestanden, welche
Alles thun, um die Mühen dieser Excurse
auf das Geringste herabzudrücken. Viele
seiner Aufstiege machte er in Gesellschaft
höchster und hoher Personen, so öfter mit
Erzherzog Johann, der ihm seine ganze
Huld zuwandte, und mit Cardinal Erz-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon