Page - 166 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Volume 45
Image of the Page - 166 -
Text of the Page - 166 -
Timoni 166 Timoni
tinopel um das Jahr 4783, gest. zu
Hietzing nächst Wien am 13. November
1865). Der Sproß eines alten toscani-
schen Adelsgeschlechtes. Nach der amt-
lichen „Wiener Zeitung" hätte Timoni,
dessen Vater die Stelle eines Agenten in
Iassy bekleidete, die diplomatische Lauf-
bahn bei der k. k. Internuntiatur in
Constantinopel betreten und, als diese
wegen des Krieges der Türken mit Ruß-
land und Oesterreich aufgelöst wurde,
zunächst in Pisa, später in Iaffy Ver-
wendung gefunden; 1804 aber als
Geschäftsträger in Ragusa fungirt und
nach dem Falle dieser Republik seinen
bleibenden Wohnsitz in Wien genommen.
Wir sprechen die Vermuthung aus, daß
diese Angaben auf Irrthum beruhen.
Der um 1783 geborene Timoni wäre
4804 bereits Geschäftsträger in Ragusa
gewesen, also im Alter von etwa neun-
zehn Jahren; ein neunzehnjähriger Ge<
schäftsträgerü! Nach dem Falle dieser
alten Republik, heißt es weiter, habe er
seinen bleibenden Wohnsitz in Wien ge-
nommen. Dies gestattet wohl den Schluß,
daß er dann nicht mehr in dienstlicher
Verwendung gestanden. Nun aber ist es
erwiesene Thatsache, daß ein Timoni
noch 4848 k. k.' Consul in Bukarest
gewesen und erst später in den Ruhestand
übergetreten. Ein Mann wie Timoni,
der, wie wir im Folgenden sehen werden,
einer k. k. Kunstsammlung und einem um
die Wissenschaft und Cultur Oesterreichs
hochverdienten Stifte die ansehnlichsten
Schenkungen gemacht hat, verdient doch
wahrhaftig mindestens eine richtigere
Darstellung seiner Lebensverhältnisse, und
namentlich in einem Blatte, wie das ge«
nannte, das so zu sagen als ofsicielle
Quelle erscheint. Aus dem Staatsdienste
geschieden, lebte er feiner siebe zur
Kunst, machte Reisen, besonders in Ita« lim, und durch steten Verkehr mit kunst,
sinnigen und kunstliebenden Menschen^
wir nennen I. D. Böhm, Luigi
Pichler, Neumann, Sestini, Vis»
conti, bildete er seinen eigenen feinen
Kunstsinn, seinen Geschmack aus und er-
wetterte seine Kenntnisse in dieser Rich-
tung. Mit besonderer Vorliebe sammelte
er Münzen und geschnittene
Steine. In Folge seiner letztwilligen
Anordnung ging seine reiche Münzen-
sammlung, welche mehrere-Unica ent«
hielt,, nebst seiner werthvollen Bibliothek
in den Besitz des Schottenstiftes über.
Seine Cameen- und Gemme nsamm»
lung, welche an antiken Steinen 136
und an modernen etwas über 180 Stücke
zählte, schenkte er dem k. k. Münz- und
Antikencabinet, in welchem sie, als-
Franz von Timoni'sche Stiftung be-
sonders aufgestellt, in einem schönen,
chinesischen Vioux-Iayuo-Kasten unter»
gebracht sich befindet. Unter den antiken
Steinen nennt man als besonders werth«
volle Stücke eine Chalcedon-Cameen
Victoria im Zweigespan, einen Amor
mit Löwenhaut und Bogen deS Herkules^
eine Bacchantin mit dem Weinschlaüch;
unter den Intaglias einen bartigelt
Bacchus, eine hockende Venus, die dak
Gewand über sich zieht, eine sitzende
Thalia mit der komischen Maske, einen
Kopf des Jupiter Serapis und einen
Herkules mit der Omphale. Unter den
modernen geschnittenen Steinen befinden
sich Arbeiten der berühmtesten Gemmen»
fchneider unserer Zeit, darunter eine
Camee von Girometti, die Büste des-
Antinous, eine von der Schlange ge»
bissene Eurydice von Santarell i , ein
Kopf der Psyche von Amaftini, eine
Meduse von Morell i , eine Parisbüste
von Sestini (Gemme), die Bäste einer
Bacchantin von Sirleti, eine andere
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon