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ließen ihre Rollen nicht aus den Händen
— blieb ihr Zeit genug, ihr Talent
zu poetischem Schaffen zu entfalten.
Diese „Ergebnisse vieler dornenvoller
und weniger rosiger Augenblicke", wie
L o u i s e , in der Vorrede zu ihren
poetischen Ergüssen schreibt, gab sie ge-
sammelt in einem Bändchen unter dem
schlichten Titel: „Gedichte" (Prag 1839,
Bellmann, 56".) heraus und widmete sie
der Gräfin Harrach, in der wir die
Dame vermuthen, welche der verlassenen
Sängerin in Wien ihren Schutz hatte
angedeihen lassen. Diese Gedichte sind
harmlose Töne eines zartfühlenden weib-
lichen Herzens, welche mitunter einer
elegischen Weihe nicht entbehren. Zwei
Jahre hatte ihr Aufenthalt in Prag ge<
wahrt, und nach einem glücklichen Gast-
spiele in Brunn nahm sie ein Engagement
in Wiesbaden an und wurde als erste
Coloratursängerin Mitglied der herzoglich
naffau'fchen Hofoper. Während der vier
Jahre, welche sie an dieser Bühne sang,
gastirte sie auch in den Nachbarstädten
Mainz, Frankfurt, Darmstadt und Mann»
heim. Als sie dann, um sich weiter zu
bilden, ihr Engagement aufgelöst hatte,
begab sie sich nach Paris und genoß dort
ein volles Jahr den Unterricht der be-
kannten Gesangslehrerin Marches i
sowie der beiden Meister Gevarde und
Porto, sang auch in mehreren Concerten
und Privatsoir^en und fand überhaupt
in den ersten Künstlerkreisen dieser Metro-
pole des Geschmacks freundlichste Auf-
nähme. Von Paris ging sie mit einem
Concertunternehmer nach Holland und
sang mit siegreichem Erfolge in Amster-
dam, Rotterdam, Antwerpen, dann im
Haag, im Sommer 1864 in mehreren
der berühmten Wiesbadener Curhaus-
concerte, gab im Herbst d. I . ein Concert
für die Armen in ihrer Heimat und ver» lebte den Winter in Italien. I n Mailand
schlug sie ihren Wohnsitz auf, erlernte die
italienische Sprache, sang in' mehreren
musikalischen Soiröen ungarische Natio-
nallieder, und nachdem sie unter Maestro
Pedroni sich auch für den italienischen
Gesang ausgebildet hatte, kehrte sie nack
Deutschland zurück und trat, ohne eine
feste Stellung anzunehmen, als Gast an
den Hofbühnen in Wien, München, Stutt-
gart und Hannover, dann am Posener
Stadttheater und an der Kroll'scheu
Bühne in Beilin auf. I n der Folge sang
sie in einem Concertcyclus in London.
Von da in ihre Heimat zurückgekehrt,
verheiratete sie sich mit dem Militär'
Capellmeister We in l i ch , übersiedelte
nach Gratz und errichtete daselbst eine
Gesangschule, in welchem Unternehmen
sie auch von ihi em Gatten kraftig unter-
stützt wurde. Bald erwarb sich das
Tipka-Weinlich'sche Institut einen
großen Ruf, und nicht nur die Graher
vornehme Welt nahm Unterricht in dem'
selben, sondern nachdem es einige Schü-
lerinen für die Bühne ausgebildet hatte,
wurde es auch im Auslande bekannt und
bekam Zöglinge aus demselben. Unter
allen ihren Zöglingen hat eben in neuester
Zeit Hedwig Roland große Aufmerk-
samkeit erregt. Armer Leute Kind, wurde
dieselbe von Louise Tipka in uneigen«
nützigster Weise von den ersten Gesangs-
elementen an bis in die höhere Gesangs»
kunst herangebildet. Als Louise Tipka
noch auf der Bühne sang/ gehörten die
Lucia, Margarethe von Valois in den
„Huguenotten", die Nachtwandlerin, die
Königin der Nacht in der „Zauberstöte",
die Leonore im „Troubadour", die Di>
norah, Isabella in „Robert der Teufel"
zu ihren besten Rollen. Eine längere
Biographie der Künstlerin nennt dieselbe
„die kräftige und treue Stützü ihrer alte.i
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon