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i^ Ignaz 69 ^ Ignaz
seines Namens bei. Von Director Hoff»
mann dauernd für das Iosephstädter
Theater in Wien gewonnen, wurde er
bald einer der beliebtesten Komiker der
Kaiserstadt, und auf dieser Bühne schuf er
namentlich in Berg'schen Stücken eine
Reihe der köstlichsten Rollen. Seine letzte
war der Amtsdiener in der Berg'»
scben Pofse „Die Turner von Wien".
Als Mensch von wahrhaft seltener
Herzensgüte und ungewöhnlicher Liebens-
würdigkeit, kannte er List, Falschheit,
Intrigue, diese gewöhnlichen Komö-
diantentugenden, nicht — so in der
That ein weißer Rabe unter dem rand-
vollen, neiderfüllten Histrionenvolke.
Dabei war er im Verkehr ein aus- z
gezeichneter Gesellschafter, immer voll
guter pudelnärrischer Einfälle, stets auf- !
gelegt zu lustigen harmlosen Streichen.
Seine Privatvortrage in Wort und Lied
galten als kleine Cabmetsstücke, dabei
gab er dieselben im Freundeskreise mit
größter Anspruchslosigkeit zum Besten.
Das Metier der heutigen Herren der
UuttcT s'ONioa vul^iva^a,, im adeligen!
Casmo oder im geschlossenen Conventikel'
etlicher Börsenschnorrer um den Preis!
von so und so viel Ducaten einstudirte ^
Lazzis zu machen und cynische Lieder zu '
singen, oder Zoten zu drechseln, das ^
blieb dem sowenig „industriösen" Ignaz ^
Tomaselli freilich ganz und gar fremd. !
Der wackere allgemein beliebte Komiker!
erlag nach mehrwöchentlichem Leiden im !
Alter von erst 30 Jahren dem Typhus. !
Die letzten Tage Tomaselli's enthalten ^
manche traurige Illustration zu Künstlers ^
Erdenwallen. Als der Arme', der so ^
Viele im Leben lachen gemacht, auf dem ^
Sterbebette lag, trat ein sogenannter!
„Rechtsfreund" in das Zimmer und!
sagte mit dürren Worten: daß er ihm
das ganze Hab und Gut auf Grund ^ einer eingeklagten Erpensnote von 26 fl.
pfänden müsse. Von dieser Brutalität er-
fuhr ein geselliger Verein, dem Toma-
selli als Ehrenmitglied angehörte, und
binnen Kurzem kam ein Betrag zusam-
men, welcher die Schuldforderung weit
überstieg. Das Geld wurde in eine
Medicinflasche geschoben und dem armen
Künstler als „lindernde Tropfen gegen
Pfändungsübel" überbracht. Am 14.Iän-
ner 1862 gedachte Tomaselli in Ge-
meinschaft mit Capellmeister S torch
seine silberne Hochzeit zu feiern; seine
Armut hinderte ihn daran. Die Be-
drängnis in welche ihn arge Wucherer
getrieben, entzog ihm in letzter Zeit sogar
die Mittel, gegen drei Assecuranzgesell-
schaften, bei denen er die Zukunft seiner
Frau sicherstellen wollte, seinen kleinen
Verbindlichkeiten nachzukommen, und so
ging zugleich Alles verloren, was der
arme Komiker seit Jahren mühselig ein-
gezahlt hatte. Da er seine Frau in öii>
terster Armut zurückließ, entschlossen sich
einige der hervorragendsten Mitglieder
beider Hoftheater, Raimund's „Ver-
schwender" auf einem Vorstadttheater
aufzuführen, darin alle Rollen selbst zu
übernehmen und das Ertragniß der
armen hinterlassenen Frau ihres Collegen
zu widmen. Trotz der enorm erhöhten
Eintrittspreise war der Zudrang ein
außerordentlicher, und der Ertrag hätte
der Witwe ein hübsches Vermögen von
nahezu 3000 fl. eingebracht. Da aber
der Bruder der Witwe, Wi lhelm
Ritter von Engerth, in einer besoii'
deren Widmungsurkunde vom 22. Jänner
1863 erklärte, daß er die Summe von
8000 st. in fünfpercentigen Metalliques
deponire, deren Zinsen seine Scbwester
auf Lebenszeit zu genießen habe, so ver-
zicbtete dieselbe auf den Ertrag der „Ver-
sägender"-Vorstellung mit der Bitte, daß
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Volume 46
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Toffoli-Traubenburg
- Volume
- 46
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 330
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon