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Toms«. Franz Johann 421 Tomsa. Franz Johann
Porträt. Unterschrift: «I'i-. Voti. I^msa".
I^ i-eälN K. )I».iine^, d. i. Gezeichnet von
K. Mairner. Holzschnitt in den^ icvct^",
1870, Nr. 30.
Tomsll, Franz Johann (oechischer
Sprachforscher und Schriftsteller,
geb. im Dorfe Mokra nächst Turnau
im Bunzlauer Kreise Böhmens am 3. Oc-
tober 1733, nach Anderen schon 1730,
gest. zu Prag am 1?., nach Anderen
schon 1. November 1814). Ein Bauern-
sohn, erhielt er seinen ersten Unterricht in
der Ortsschule, später jedoch ging er nach
Prag, wo er das Gymnasium besuchte,
die philosophischen Studien hörte, ins-
besondere aber mit großem Eifer classische
und moderne Sprachen und von letzteren
vornehmlich slavische betrieb. Im Jahre
1773 erhielt er eine Anstellung bei
der Normalschulbücher-Adminisiration in
Prag, deren Verwalter er zuletzt nach
stufenweiser Vorrückung im Amte wurde,
in welcher Eigenschaft er auch im Alter
von 61 Jahren starb. Zu jener Zeit, als
Tomsa nach Prag kam, befand sich das
nationale Wesen Böhmens in starkem
Verfalle, die Muttersprache wurde nur
in den niederen Gesellschaftsklassen und
zwar in roher verderbter Weise ge-
sprochen. Tomsa hegte für das Idiom
seiner Heimat von Kindesbeinen große
Vorliebe, und die Versunkenheit der
nationalen Zustände, welche er vorfand,
war nicht geeignet, diese Liebe zu ver-
ringern. Im Gegentheile, sie weckte in
ihm den Entschluß, so weit es an ihm
lag, dem Nebel abzuhelfen, und um diesen
Zweck zu erreichen, schloß er
sicb an Männer
an, welche von gleichen Gefühlen beseelt
waren, so an Fortunat Durick Md. I I I .
S. 394^, Ios. Dobrowsky Md. I I I ,
S. 334^j, Wenzel K r a m e r i u s
Md. XI I I , S. 119^, Faustin Pro-
chazka Md. XXII I , S. 328^ Karl Jg. Tham Md. XI.IV, S. 439) u. A.
Er erkannt?, daß dem Uebel zunächst
auf literarischem Wege gesteuert, daß
die Jugend in der Muttersprache unter-
richtet und geübt, zu dem Zwecke aber
auch jedes nur irgend erforderliche Hilfs'
mittel beschafft werden müsse. So ver-
legte er sich mit allem Gifer auf lingui»
frische Studien, verfaßte Andachts- und
sprachliche Handbücher, bereicherte durch
Vergleichung der verschiedenen slavischen
Idiome den heimischen Sprachschatz und
übersetzte zur Förderung der Volksbildung
populäre Schriften, welche zu den besten
seiner Zeit gehörten. Nach dem Beispiele
Pelzel's und Kramerius' ließ er
ältere öechiscbe Bücher wiederdrucken,
stellte aus öechischen Autoren die erste
Chrestomathie zusammen, in welcher er bis
in das dreizehnte Jahrhundert zurückgriff
und stufenweise bis zur Gegenwart fort-
schritt. Schon in seiner Jugend hatte er es
versucht, in der Muttersprache zu dichten,
und so schrieb er denn in derselben Ge>
legenheitsgedichte, um auch auf diesem
Wege die so vernachlässigte zu heben und
ihr leichteren Eingang in den Familien-
kreisen zu verschaffen. Da sich aber für
! dergleichen Arbeiten kein Verleger fand,
i gab er sie auf eigene Kosten heraus und
! sorgte theils selbst, tbeils mit Hilfe seiner
^ Freunde sür ihre Verbreitung. In diesen
i im Vorstehenden geschilderten Bestrebun-
! gen wurde er von K r a m er i u s, mit dem
i ihn die innigsten Freundschaftsbande ver-
^ knüpften, auf das ernstlichste unterstützt,
i So stand er denn auch, als derselbe starb,
' dessen Kindern in hilfreicher Weise zur
! Seite und redigirte im Namen der Erben
^ von 1809 bis 1811 gemeinschaftlich mit
!Rulik Md. XXVII, S. 233^ das
^ von dem Verblichenen begründete Blatt
> ^Vlii5teilske Xovinv". Als Schriftsteller
! in der vorgeschriebenen Weise war T o insa
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Volume 46
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Toffoli-Traubenburg
- Volume
- 46
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 330
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon