Page - 94 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
Image of the Page - 94 -
Text of the Page - 94 -
Treff) Treff)
graphie: „Schiller's Leben und Werke"
(Berlin 1839, Duncker. 8".) Bd. I I ,
S. 9 u. f., 31 u. f. richtig gestellt. Mar-
garethe (Laura) Schwan heiratete
später den Professor Treffz. Ein Kind
d'ieser Ehe war Henriettens Mutter,
welche, gesichert durch ihre Vermögens»
Verhältnisse, eine angenehme Existenz
führte und für eine treffliche Erziehung
ihrer Tochter sorgte. Spätere Umstände
aber erschütterten ihr Vermögen, und die
damals dreizehnjährige Henriette sah
sicb darauf angewiesen, zu ihren nicht un
bedeutenden Geiftesgaben — darunter
ein überaus glückliches Musik« und
Sprachentalent — die Zuflucht zu
nehmen. Der bekannte Kunstmäcen und
Componist Fürst Poniatowski, ihres
Vaters vertrauter Freund, der die sel-
tenen Anlagen des Kindes erkannte, ließ
es durch Gentilhuomo, einen nam«
haften italienischen Musikmeister, der in
Wien lebte und Gesangunterricht er»
theilte, im Gesänge unterweisen. Hen-
riettens Fortschritte in demselben, be-
günstigt durch eine ungemein liebliche
Stimme, waren bald so bedeutend, daß
sie die Aufmerksamkeit Merell i 's, des
damaligen Directors der italienischen
Oper in Wien, erregte, der nun auch die
vierzehnjährige Künstlerin sofort enga-
girte. Zu ihrer großen Täuschung erhielt
aber die contractlich gebundene Sän»
gerin, nachdem sie ein mannigfaltiges
und umfangreiches Reper'toire einstudirt
hatte, ein ganzes Jahr hindurch keine
Ro'äe zu spielen, wahrscheinlich um als
Schreckpopanz für eine launenhafte
Prima, wenn diese einmal zu
singen sich
weigerte, in Bereitschaft gehalten zu
werden. Sie kündigte daher ihr Engage-
ment und ging nach Dresden, wo sie in
Bell ini 's „Romeo und Julie" an der
S^ite der berühmten Schröder-De-i vrient, welche den Romeo sang, in der
Rolle Giulietta zum ersten Male die
Bühne betrat. Ihr Erfolg war ein glän-
zender. Die Königin von Sachsen entbot
die jugendliche Künstlerin, die mit ihrem
herrlichen Talent Alles hingerissen hatte,
zur Audienz, erwies sich nicht nur sehr
huldreich gegen sie, sondern nahm sich
dieses vielversprechenden Talentes auch
ernstlich an und ließ die Sängerin, wäh-
rend die Schiöder'Devrient dieselbe
in der Schauspielkunst bildete, durch den
berühmten Sanger Morlacchi weiter
unterrichten. Nach einec brillanten Saison
in Dresden begab sich Henriette nacb
Leipzig, wo sie bald die Aufmerksamkeit
Mendelssohn- Varthold y's auf sich
zog, der ein lebhaftes Interesse für sie
bewies und Alles that, was in seinen
Kräften stand, um sie zu fördern. Er
lehrte sie seine herrlichen Lieder singen,
und als sie in einem Gewandhauscon»
certe zum letzten Male auftrat, trug sie
mit größtem Erfolge eines der berühm-
testen Lieder Mendelssohn's, das er
für sie besonders componirt hatte, näm«
lich: „Es ist teftimmt in Gottes
Rath", vor. Henriette verdankte
Mendelssohn jene Universalität, die
für ihr Talent so charakteristisch war.
Von Leipzig kehrte sie nach Wien zurück,
wo sie, zunächst am Kärnthnerthortheater
engagirt, alsbald ein Liebling des Publi-
cums wurde. Zwei Jahre später gewann
sie Director Pokorny für seine im
Theater an der Wien spielende deutsche
Oper, wo sie mit Pischek, Staudigl,
der Marra und Jenny Lind in die
Triumphe sich theilte und mit jeder
Saison an Ruf gewann. Hierauf ging
sie wieder nach Dresden und Leipzig,
dann nach Berlin, Frankfurt, Preßburg,
überall unter fortdauernden Triumphen,
vornehmlich in Mozart'schen Opern
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon