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Treff) TreP
auftretend. I n Balfe's komischer Oper
„Die vier Heymonskinder" sang Hen»
riette, oder wie sie später sich zu nennen
liebte, „Ietty", über 200mal, in der
romantischen Oper „Die Zigeunerin"
über ll)0mal. Da brach die Wiener Re-
volution in die Lande und vertrieb wie
so viele andere Künstler, auch die Sän-
gerin aus ihrer österreichischen Heimat,
und sie begab sich nach England, wo sie,
von Iu l l ien engagirt, zwei Jahre in
vielen Concerten Alles entzückte. Im
Jahre l849 berichtet die Wiener „Presse",
Henri ette habe während ihres Enga-
gements bei der Stagione in London in
einem Concerte, das zum Besten flüch-
tiger Ungarn veranstaltet wurde, ge<
sungen und sei wegen dieser Mitwirkung
aus ihrem Wiener Engagement entlassen
worden. Daran ist ke^ n wahres Wort.
Henri ette Treffz schied bereits 5844
aus dem Verbände der kaiserlichen Hof-
oper; sie wirkte allerdings auch 1849 in
der Londoner Stagione mit, aber nickt
in einem Concerte zum Besten der unga«
riscden, von Palimrston patronisirten
Nebellen und Flüchtlinge. Die Sängerin,
welche in dieser Weise ihre Sympathien
für die Rebellen bethätigte und dann
auch aus dem Verbände der Hofoper ent-
lassen wurde, war die bekannte Anna
Zerr. Wie auf dem Continent, so er-
freute sich aucb in London Henri ette
Treffz des größten Beifalles. Sie trat
daselbst zuerst vor den classisch gebildeten
Zuhörern der philharmonischen Gesell'
schaft auf, und zwar mit so glänzendem
Erfolge, daß ihr die Ehre zutheil
wurde, vor der Königin Victoria im
Buck'mghampalaste zu singen', alsdann
zum zweiten Male für die philhar-
monische Gesellschaft engagirt, wirkte sie
auch in verschiedenen anderen Concerten
in London und in der Provinz mit, u. a. ^ bei der Eröffnungsfeier der Halle oer phil
^ harmonischen Gesellschaft in Liverpool,
^ bei letzterer Gelegenheit zugleich mit der
^Grisi, Garcia-Viardot, Alboni,
mit den Herren Mario, Formes u. A.
^ Sie besaß ein uiigemeil! reiches Lieder
^ repertoire, sang die herrlichsten Tonwerke
z von Mozart, Mendelssohn, SchU'
mann, die besten (sompositionen von
Proch, von Dessau er, der für sie
„tlic d0NF ot' tlni <'»l<1^n timo^ compo
! nirte. von Kücken, dessen „Recrut"
! mit der effectvollen Orchesterinstrumen^
! tirung von Iu l l i en von ihr immer
! wieder gesungen werden mußte, wie denn
^ auch das bald zum geflügelten Musikwort
gewordene „Trab, trab, mein Rößlein"
eben durch sie in den Volksmund über-
i ging und die Runde über alle Erdtheite
machte. Zudem sang sie auch englische
Nationallieder mit hinreißendem Zauber,
und sie rechtfertigte vollständig Men>
delssohn's Ausspruch, daß sie die beste
deutsche Liedersängerm ihrer Zeit sei.
Wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht
irrt, wirkte sie bis 1837 in London und
kehrte dann, der Bühne Lebewohl sagend,
nach Wien zurück, wo sie ein großes Haus
führte und zahlreiche, vorzugsweise von
der Künstlerwelt belucdte Soiröen gab.
Da wurde im Jahre 18l)2 die Wiener
Gesellschaft mit einem Male von der
Kunde überrascht, Fräulein Henriette
Treffz, ehemalige k. k. Hofoperw
sängerin, vermale sich mit dem Capell-
meister Johann Strauß sBo. XXXIX.
S. 344^. Und in der That, eines Tages
im August 1862 fand um l) Uhr Früh in
sehr feierlicher Weise und im Beisein
einer großm Versammlung von Freunden
Beider die Trauung in der St. Stephans
kirche statt. Die Treffz zählte zu dieser
Zeit nahezu 30, Johann Strauß erst
38 Jahre. Diese gan;e Heirats, wie
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon