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Treitschke, Magdülena 106 Treitschke^ Magdalena
lassen, sich Niemand zu widersetzen wagte.
Sie trat nun mehrmals auf, und zwar
immer mit außerordentlichem Beifall.
Gleichzeitig gab Noverre, der die kleine
Magdalena liebgewonnen hatte, der»
selben Unterricht, indem er dabei wesent»
lich auf die künstlerische Entwicklung ihres
Tanzes sah. Von Paris ging Mar ie
nach Mailand, und Noverre empfahl
seine kleine vielversprechende Schülerin
an Gal l et, seinen Schüler, der sich
daselbst als Balletmeister befand. I n Mai-
land war es nun, wo Magdalena das
erste Mal, und zwar in einem Divertisse-
ment als Amor die Bühne betrat; sie
tanzte ein kleines Solo, und von der
Vergötterung, die man der ältesten
Schwester zollte, blieb auch ein nicht
geringes Theilchen für die jüngste übrig.
Wahrend der nun folgenden Jahre 1798
bis 1800 besuchte Marie die bedeuten-
deren Städte Italiens, überall mit Enthu«
siasmus empfangen, da ihr ein glänzen»
der Ruf voranging, und stets neue Erfolge
feiernd. Aber in den damals bewegten
Zeiten lief nicht Alles so glatt ab, und
Marie gerieth in manche Bedrängniß.
So wurde einmal ihr Reisewagen ge-
plündert und ihr alle Barschaft nebst kost-
baren Juwelen geraubt, nur ein Theil
ihrer Wäsche blieb durch den Umstand
gerettet, daß die Räuber über e'neu
großen, aber falschen Theaterscbmuck sie
vergaßen. I n Terracina wurde in einem
Tumulte das Landhaus zerstört, welches
sie bewohnte, und in Neapel bei den!
Revolten der Lazzaroni schwebte die >
Familie in großer Gefahr, ein Opfer der!
Volkswuth zu werden. Allem Anscheine!
nach war der Pöbel gegen sie, als eine
fremde, von Frankreich gekommene- und I
mit den demokratischen Grundsätzen der ^
Pariser sympathisirende, von Kunst- z
genossen, welche mit ihr rivalisirten und ^ sie um die glänzenden Erfolge beneideten,
aufgestachelt worden. Es> kam noch
schlimmer. Marie wurde aus Neapel
verbannt. Indeß durch Verwendung der
Lady Hami l ton, welche am neapolita-
nischen Hofe eine einflußreiche Rolle
spielte, ehrenvoll zurückberufen, sah sie
sich von nun ab in Ruhe gelassen. Lady.
Hami l ton aber nahm die täglich mehr
sich entwickelnde und in der künstlerischen.
Ausbildung stets fortschreitende Magda«
lena zu sich ins Haus, bis ein Contract
die ganze Familie nach Trieft abrief.
Daselbst wurde zu jener Zeit das neu-
erbaute große Theater eröffnet, >md man
versammelte zu dieser Feier die ersten und
gediegensten Kräfte des In- und Aus-
lands. Auch Magdalena trat als>
Tänzerin auf, und obwohl nur als zweite,
bot sie, wenn auch nicht eben große, so
doch in ihrer Art vollendete Leistungen.
Von Trieft begab sich Mar ie nach Mai-
land, von da aber nach Wien, denn
Baron Braun, der Director der Hof-
theater, hatte mit den Schwestern M arie,
Franc isca und Magdalena einen
mehrjährigen Contract abgeschlossen. Im
April 1802 tanzten sie in einem Diver-
tissement von Salvatore Viganö und
bald darauf in dem Ballete: „Die Tän»
zerin von Athen" von Muzzarel l i . Der
Zeitpunkt, in welchem Magdalena
ansing, allein zu wirken, beginnt mit der
Ankunft Gallet's in Wien, welcher
der ihm von Noverre empfohlenen
Schülerin voll Theilnahme entgegenkam.
I m Jahre 1804 konnte das Publicum
im sogenannten Tiroler Ballete erkennen,
daß es mit einer Künstlerin zu thun habe,
welche zu den schönsten Hoffnungen be-
rechtige. Aber die nächsten Zeiten waren
M a g d a l e n a nicht günstig, ihre
Schwester Marie verließ 1806 bleibend
die Bühne, Balletmeister Gallet war
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon