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Trembecki, Crembecki,
wissen Kreisen länger si.^ erhallen als
seine anderen Dichtungen. Mit Vorste-
hendem wäre die literariscde Thätigkeit wie er denn sein Leben lang iräge war.
In der schönen Jahreszeit hatte er immer
die Fenster offen und voller Spatzen. Die
Trembecki's und die Uebersicht der Zahl dieser seiner Lieblinge, die herbei-
Ausgaben semer Schriften erschöpft, z flatterten, ging über die Zweihundert,
Oben bemerkten wir, daß er ein Sonder- ! es war eine ganze Generation, welcbe
ling gewesen sei, und so kehren wir denn er nach und nach aufgezogen, er kannte
noch einmal zu Trembecki dem jeden einzelnen Vogel, sowie dessen Alter
Menschen und Poeten zurück. So lange und Eltern. I n seinem Zimmer lag der
er am Hofe seines Königs und svät>r , Vogelmist auf Tischen und Stühlen, auf
als er bei dem Grafen Potocki in ^ Schranken und an den Wänden. Dreißic;
Tulczyn lebte, blieb er sich in seinen Ge ^ Jahre lang hatte er kein Fleisch gegessen
wohnheiten gleich. Vor Allem war er z und keinen Wein getrunken, erst ein
ein leidenschaftlicher Kartenspieler, und ^ Jahr vor seinem Tode, da er doch Kraft
alle Abend erschien er im Salon, wo er! brauchte, änderte er einigermaßen seine
bald Jemanden traf, mit dem er seine z Lebensweise. Dieser seiner Gewöhn-
Partie machen konnte. Fand er Nieman- ! heiten wegen wurde er auch von König
den, dann suchte er einen Schachspieler; ! Stanis laus gewöhnlich ,Pythagoras"
im Schachspiele war er so fest, daß er! genannt. Als derselbe im Februar 1797
seinen Gegner immer schlug, ausgenom-
men, wenn er mit einer Dame spielte,
welcher gegenüber er stets verlor; er war
das vollendete Ebenbild emes franzo»
fischen Galan aus der alten Schule und aus Wilna nach St. Petersburg reiste,
war seine erste Frage bei der Ankunft:
„Wo steckt unser Pythagoras, ist er schon
dagewesen?" Die Polizei suchte in der
ganzen großen Stadt nach einem Manne
blieb diesen Sitten bis in sein hohes ! dieses Namens, der ihrer Meinung nach
Alter treu. Als er 30 Jahre alt war. ! zum königlichen Gefolge gehörte. Na°
erkrankte er schwer; von den Aerzten auf- i türlich war alle Mühe vergebens, bis die
gegeben, erhielt er
sich durch die peinlichste! Sache sicd aufklarte. Was Trembecki'b
Diät das Leben, so trank er nunmehr! geistige Veranlagung betrifft, so wcr
nur Waffer und Milch und sehr viel! dieselbe nicht gering; außer seinem poe
Kaffee; seine gewöhnlichen Speisen ^ tischen Talente, womit er viele seiner
waren das Dotter vom Ei, Obst und ^ Zeitgenossen erfreute, besaß er tüchtige
Gemüse, doch von letzterem kein blähen-! Kenntnisse und war namentlich in der
des. So, er sprach es oft aus, würde er > vaterländischen Geschichte gründlich unter-
es bis über 140 Jahre bringen. Nun, so j richtet. Naruszewicz, der berühmte
alt wurde er wohl nicht, aber immerhin! Historiker Polens,- welcher den Dichter
brachte er es bis zu 82 Jahren. Kurz! und dessen Geschichtükenntniß kannte,
vor seinem Tode verlor er fast ganz das > drang in ihn, eine Periode der Geschichte
Gedächtniß, so daß, als man ihm die i Polens, zum Beispiel jene der Jagiello-
Ausgabe seiner Gedichte aus dem Jahre niden, vornehmlich aber die Zeit der Re-
l806 zeigte, er sich auf seine eigenen gierung Sigmunds I. zu bearbeiten.
Arbeiten nicht mehr besann. I n seinen Mündlich und zweimal brieflich forderte
vorgerückteren Jahren arbeitete er nichts, i er ihn auf, eine so wichtige Arbeit zu
iheils konnte, theils wollte er es nicht, i unternehmen, und aus beiden Briefen st
v. W urzbach. dio«r. Lenkon X^VII. sGedr, 12. Febr. l88^ ^
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon