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Trenck, Kranz Trenck, Franz
Wiens durch die Türken 1683 aus den!
brandenburgischen Kriegsdiensten in die!
österreichischen über und diente in den
letzteren nahezu 60 Jahre; seine Mutter,
eine geborene Kett ler von Harg-
vatten, war mit Gotthard Kettler,!
dem letzten Großmeister der Schwertritter i
in Kurland und ersten Herzog dieses
Landes, verwandt. Franz, der dritt-
geborene Sohn dieser Ehe, bestand schon
bei seinem Eintritt in das Leben einen
Kampf, der ihm spater so zu sagen zur
Lebensgewohnheit wurde, den Kampf
mit dem Tode, dem er nicht nur als
fanatischer Parteigänger jeden Tag ins
Auge sah, sondern auch in zahlreichen
Unglücksfällen und Duellen oft genug nur
zu nahe war. Ein Kind von sechs Mo-
naten fiel er durch Fahrlässigkeit der
Amme in den Kamin und trug starke
Brandwunden davon; vier Jahre alt,
erhielt er, als er mit den Sattelpistolen
seines Vaters spielte und eine derselben
losging, von der an der Wand zurück»
prallenden Kugel eine schwere Contusion
am Schenkel' zweimal war er nahe!
daran, beim Schwimmen, ein andermal, !
auf dem Eise zu verunglücken. Kurz ein
Unglücksfall folgte dem andern, und
wunderbarer Weise kam Franz aus
allen mit heiler Haut davon. Frühzeitig
gewann der Knabe Kenntniß von fremden ^
Landern, da ihn der Vater auf seinen
militärischen Wanderungen nach Mes-
sina, Palermo, Neapel, später nach Vene-
dig, ins Küstenland, nach Karnten,
Steiermark, Tirol, Croatien, Slavonien,
Syrmien und in daS Banat mit sich
nahm. Auch da entrann er zu wieder»
holten Malen dem augenscheinlichen
Tode, besonders einmal, als die scheu ge-
wordenen Pferde mit dem Wagen auf
einer Straße durchgingen, welche auf
einer Seite 300 Klafter schroff ins Meer abfiel. Wahrend die Pferde längs
des Abgrundes dahinsausten, blieb er
mit seinem älteren Bruder im Wagen,
bis die erschöpften Thiere von selbst an»
hielten. Der Hofmeister und ein anderer
Begleiter, welche aus dem Wagen spran^
gen, trugen schwere Verletzungen und
Beinbrüche davon. Als der Vater den
ihm angetragenen Posten eines Comman-
danten der Citadelle von Messina auf
Bitten seiner Gattin, die sich längst
aus Italien hinaussehnte, abgelehnt und
das Commando der Grenzfestung Brood
in Slavonien angetreten hatte, kam
Franz auf die Schule in Oedenburg,
wo er bald zu den besten Schülern
zahlte, aber sein unbändiges Wesen ver-
wickelte ihn da in eine Unannehmlichkeit,
die erst mit seiner Entfernung von dort
ihren Abschluß fand. Er setzte nun bei
den Jesuiten zu Posega in Croatien seine
Studien fort. Daselbst wurde er einmal
von einem Unglück auf der Eisbahn, ein
andermal von einem solchen auf der
Entenjagd nur mit großer Mühe gerettet.
Sein unbändiges Treiben fand dadurch
einigermaßen ein Ziel, daß er am 10. Juli
1729, also im Alter von 18 Jahren, als
Fähnrich in das Infanterie-Regiment
Niclas Graf Pälffy von Erdöd Nr. 8 ein-
trat. Wenn er nun als Fähnrich auch
nicht mehr durch tollen Nebermuth sein
Leben gefährdete, so geschah es doch
wieder auf andere Weise, da er keine
Gelegenheit, die sich ihm zu einem Duell
darbot, vorübergehen ließ. So hatte er
schon wenige Monate nach seinem Ein»
tritte ins Regiment ein Duell mit einem
Kameraden, bald darauf mit einem schle-
sischen Edelmann, dann mit einem Grafen
Paradiso und noch mit Anderen. Eine
rohe Beschimpfung fügte er einer der
ersten Damen Wiens zu, die sich gegen
ihn eines Verrathes schuldig gemacht
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon