Page - 137 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
Image of the Page - 137 -
Text of the Page - 137 -
Trenck 137 Trenck (Genealogie)
merkwürdigen Schicksale sind ln der Biographie^
T. 138 u. f. dargestellt. Er heiratete die Tochter
cines Bürgermeisters von Aachen, und einer
seiner Söhne, Joseph, trat in die öster» !
reichische Armee und starb am 9. März 1333 ^
als k. k. Feldmarschall'Lieutenant. Fried- ^
richs zweiter Sohn Wilhelm setzte die!
preußische, heutegräfliche Linie fort, welche ^
für dieses Werk weiter kein Interesse bietet.
Ein Sohn des Feldmarschall'LieutcnantS Io» ,
seph war der kaiserliche Major 2. D. Hein-
rich von der Trenck, welcher die Umlegung^
der Leiche seines Großoheims. des auf dem ^
Spielberg verstorbenen Pandurenobersten, in
einen Metallsarg veranlaßte. Als Major Hein< ^
rich 1876 starb, wurde er in den Journalen >
als der letzte Sproß des frcihprrlichen Zweiges '
der Trenck bezeichnet, was aber unrichtig ist, z
da noch zur Stunde in Preußen eine freiherr» >
liche Linie blüht, und zwar die von der Trenck, !
genannt von Königsegg, deren gegenwär» ,
tiger Chef Eurt Freiherr von der Trenck, i
genannt von Königsegg (geb. 29. April!
1832). königlich preußischer Premier«3ieute« !
nant im 6. thüringischen Infanterie-Regimente^
Nr. 93 und zur Dienstleistung als Adjutant!
bei dem Prinzen Alfred von Großbritannien !
u. s. w. commandirr ist. Auch noch ein weid» ^
licher Sproß der Familie von der Trenck!
kam damals zum Vorschein, eine Greisin, j
deren Lebensgeschichte eines der ergreifendsten
Beispiele von den Wandlungen menschlichen
Geschickes, von oer Vergänglichkeit der stolze-^
sten Geschlechter davbietet. Es ist dies Karo- ^
line Freiin von der Trenck (geb. in Breslau !
1773. gest. in Wien im Mai 1868). Sie ver« !
malte sich zu Ende des vorigen Jahrhunderts '
mit dem preußischen Zchiffscapicän von Au» >
schiclie. Dieser wurde aber 1807 von den!
Franzosen zu Stet. in wegen patriotischer Wider» ,
setzlichkeit verhaftet und fortgeschafft. Wohin?
konnte seine Gattin nie erfahren, er kehrre
nicht wieder zurück, er blieb verschollen. Die
mittellose Witwe begab sich nun in ihre Vater»
stadt Vreslau, ging von dort später nach
Prag und ließ sich 1809 in Wien nieder, wo
sie durch Verfertigung von Spitzen ihren Unter»
halt zu erwerben suchte. Im Jahre 1830 ver<
lor sie durch die Ueberschwemmung den groß-,
ten Theil ihrer Habe und ihre sämmtlichen
Familienpapiere. Sie versank in gänzliche Noth !
und mußte ihre Eristen; auf Gnadengab en
stützen. Als nun im Bewegungsjahre 1348
auch diese Quelle versiegte, sah man die
73jährige Freiin von der Trenck init dem Schubkarren auf öffentlichen Arbeitsplätzen
mgwerken, um sich gleich den Äermsten der
Armen einige Groschen für den Unterhalt
ihres Lebens zu erwerben! In den folgenden
Jahren wieder auf Unterstützung durch Wohl«
thätige angewiesen, erhielt sie von der vcote-
stantischen Gemeinde, welcher sie durch it'ren
Glauben zunächst stand, eine Pfründe im
Betrage von zwölf Gulden jährlich! Die katho«
lische Pfarre der Leopolostadt bemühte sich,
der Greisin den Gmuß wohltätiger Ltif.
tungen zu verschaffen und rettete sie so vor
dem Hungertode, denn sie bezog von nun ad
den Mitgenuß der Aspremont'scken Ttif-
tung mit 6l/z kr. W. W.. der Mareut'schen
mit 13^ /« kr. ö. W. und der Trenck'schen
mit 4l/2 kr. ö. W. täglicher Alimente, so daß
sie monatlich gegen ;er-n Gulden aus Wohl'
thätigkeitsgeldern und nebenbei noch von Zeit
zu Zeit Gnadengaden der weiland Kaiserin»
Mutter Carol ina Augusta und anderer
Mitglieder deS kaiserlichen Hofes erhielt. Nach
sechswöchentlichem Krankenlager starb die
87jährige Matrone in den Armen ihrer Pflege«
tochter an Altersschwäche. Ihre letzten Worte
waren an ihre Pflegerin gerichtet: „Wir haben
keinen Kreuzer im Hause, was wirst du machen,
wenn ich nun sterbe?" Karo line Freiin von
der Trenck wurde auf Kokten der protestan»
tischen Gemeinde beerdigt. Als diese Nachricht
ins Publicum gedrungen war, brachte die
Wiener „Morgenpost" die überraschende Notiz,
daß Frau von Ku schicke, geborene Freiin
von der Trenck nicht der letzte Sprößling
des freiherrlichen Stammes derer von der
Trenck gewesen, sondern daß sich noch eine
Tochter des berühmten Pandurenfüdrerä am
Leben befinde. Dieselbe lebe (es war im Jahre
1860) in Atzgersdorf nächst Wien als Witwe
eines Schullehrers und zähle nahezu 80 Jahre.
Ihr Name sei Brei thut, und sie besitze einen
werchvollen Becher, in welchem ihr Vater
während seiner Haft auf dem Tpielberg seinen
Namen eingravirte. Die Unrichtigkeit dieser
Notiz ist leicht nachweisbar. Franz von der
Trenck, der angebliche Vater der Breitdut.
heirate.'e 1731 Joseph ine von Ti l l ier .
Diese starb 1737 nacl» sechsjähriger Ehe. Franz
von der Trenck's Kinder schieden, wie bereits
erwähnt, alle vor der Mutter dahin: wenn
nun aber doch eines am Leben geblieben wäre,
so müßte das jüngste 1737 geborene 1860
mindestens 113 Iadre alt gewesen sein! Nun
wird von der „Morgenpost" l860 das Alter
dieser Frau Brei thut auf nahezu 8l) Jahre
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon