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Trenck) Friedrich 139 Erenck, Friedrich
viele Feinde und Widersacher. Zu diesem
leidenschaftlichen Wesen gesellte sich noch
ein Hang zu übertriebener Freigebigkeit,
ganz im Gegensatze zu seinem Vetter
Franz, der, je mehr Schätze er zu-
sammenscharrte, nur um so geiziger
wurde und sich selbst kaum das Aller-
nothwendigste gönnte. Auf i)er Univer-
sität machte sich Friedrich bald durch
seine ungewöhnlichen Talente bemerkbar,
womit er freilich auch eine ebenso große
Selbstschätzung, richtiger Ueberschätzung
verband. Im März 1740 verlor er seinen
Vater. Seine Mutter verband sich in
zweiter Ehe mit einem Grafen Lostange,
mit welchem sie nach Breslau über-
siedelte. Trenck erhielt seinen Groß»
vater, den Hofgerichts-Präfidenten von
Derschau zum Vormund, der seinen
t 4jährigen Enkel über alle Maßen liebte.
Indessen setzte er seine Studien auf der.
Universität in Königsberg fort. Mehrere
Duelle, welche er
siegreich
bestand, trugen
das ihre dazu bei, seinen Namen bald
sehr bekannt zu macken. Als im Jahre
1742 der Generaladjutant Friedrichs I I . ,
Baron von Lottum, ein Verwandter!
von Trenck's Mutter, in Gesckäften',
nach Königsberg kam, bestimmte er den!
jungen Studenten, sich dem Waffendienste !
zu widmen und sich dem Könige vorzu- l
stellen. Trenck begab sich nun nach i
Potsdam, und ^ine Vorstellung beim ^
Könige hatte auch seine Aufnahme als i
Cadet in der tt^räe äu Oor^s zur Folge.
Diese Garde war ein wahres Elitecorps
und die Pflanz- und Lehrschule der preußi» !
schen Cavallerie. Schon nach sechs Wochen
wurde Trenck, nachdem der König mit
ihm eine Prüfung vorgenommen, zum
Cornet befördert, und er zeigte sich in
dieser Charge so eifrig, daß ihn im
August 1743 der König erwählte, der
schlesiscden Cavallerie in den neuen Manövern Unterricht zu geben, eine
Auszeichnung, die nock keinem 17jährigen
Jünglinge zutheil geworden. Als im
Winter 1743 das Veilager der Scbwester.
des Königs von Schweden statthatte,
wurde er dazu auf Wacke commandirt.
Bei dieser Gelegenheit sah ihn, wie die
Biographen melden, eine Dame hohen
Standes, die an dem aucb körperlich mit
allen männlichen Reizen ausgestatteten
Jünglinge Gefallen fand. Aber auch er
blieb gegen die liebliche Gönnerin nicbt
gleichgiltig. (56 entspann sich bald das
zärtlichste Verhältniß, welches auck später
die Ursache aller Leiden wurde, die über
ihn hereinbrachen. Es ist längst kein
Geheimniß mehr, daß diese hohe Dame
Fr ied r i chs I I . eigene Schwester
A m a l i e war, welche wenige Jahre vor
Trenck als Aebtissin von Quedlinburg
am 30. März 1787, ein Jahr vor ihrem
Bruder, im Alter von 554 Jahren starb.
Die Prinzessin, außer Stande, den armen
Trenck zu retten, half ihm in seinem
spateren Unglücke, so viel sie konnte, und
stand ihm hochsinnig, so weit es ihr
möglich war, in seinen Bedrängnissen
bei, auck bewahrte sie ihm zeitlebens
eine huldvolle Theilnahme. Lange blieb
dieses Verhältniß den Augen ihres könig-
lichen Bruders verborgen. Im September
1744, als der Krieg zwischen Oesterreich
und Preußen ausbrack, rückte Trenck
ins Feld und zeichnete sich bei mehreren
Gelegenheiten aus. So gewann er immer
mehr die Gunst des Königs. Indessen
konnte seine Neigung zur Prinzessin in
Folge der häusigen Zusammenkünfte
Beider kein Geheimniß bleiben. Als ihn
ein Kamerad wegen dieser Neigung ein-
mal mit einigen Stichelreden reizte, kam
es zwischen Beiden zum Duell, in welchem
Trenck seinen Gegner gehörig zeichnete.
Doch blieb die Sacbe nicht verborgen.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon