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Tripp 206 Tripp
im Salzburger Priesterhause Aufnahme
fanden, entschloß er sich, an Ort und
Stelle um einen Platz daselbst nachzu-
suchen. Mit einem Empfehlungsschreiben
des Salzburger Domdechanten Friedrich
Grafen Spaur Md. XXXVI, S. 95,
Nr. l l ^ der in jenen Tagen in der Abtei
Arnstein zu Besucb war, traf er im
October in Salzburg ein. Seine Auf-
nähme ins Priefterhaus konnte zunächst
nicht stattfinden, da die Concursvrüfun-
gen der Alumnen schon vorüber und die
Zahl der Aufgenommenen bereits voll
war. Er blieb aber doch in Salzburg,
setzte seine Studien daselbst fort, erhielt
am 4. September 4798 die Priesterweihe
und wurde am 44. Juni 1794 für die
Seelsorge approbirt. I in Juli des letz-
teren Jahres kam er als Caplan nach
St. Johann im Pongau im Salzkammer-
gute. Der dortige Pfarrer war bereits
70 Jahre alt und die Schule, der sich der
alte Herr nicht mehr widmen konnte,
ziemlick verwahrlost. Dieser nun wid-
mete sich Tripp mit allem Eifer, wobei
er als Fremdling mit Voreingenommen-
heiten der Eltern und Kinder zu kämpfen
und überhaupt einen schweren Stand
hatte, was ihn aber nicht hinderte, sich
seiner Aufgabe mit- ganzer Seele zu
widmen. Im Jahre 4796 ging er als
Caplan nach Großörl, von da 1797 nach
"Kuchl, unweit des Passes Lueg. 4799
nach Thalgau, und 4804 erhielt er das
Vicariat Thomathal im Lungau an der
Grenze von Steiermark und Kärnthen.
Mch siebenjähriger Thätigkeit daselbst
wurde er l8l< auf das Vicariat Neu-
kirchen im Landgerichte Teisendorf, im
April 4846 als Vicar nach Werfenweng
im Pongau berufen, von letzterer Stelle
aber auf eigenes Ansuchen Anfang Mai
1848 nach Mühlweng im nämlichen De-
canate übersetzt. Diese seine Stellungen, ! auf vereinsamten, vom Weltverkehr ab>
gelegenen Platzen waren ganz nach seinem
Sinne. Der überHand nehmende Indif<
ferentiSmuS gegen die Religion, der in
volkreicheren Städten auch das Verhalten
der niederen Stande gegen die Geistlich-
keit beeinflußte, ließ ihn seine ländliche
Einsamkeit liebgewinnen: Huoti«^ inter
lww.ill^8 t'lii, illlniinanioi- roäii, pflegte
er zu sagen. Tripp war ein Priester von
nicht gewöhnlicher Bildung. Einige von
ihm in I . K. Felde r's „Neuem Magazin
für katholische Religionslehre" enthaltenen
Abhandlungen zeigen den denkenden
Priester, den tüchtigen Pädagogen. Ihre
Titel sind: „Meine Gedanken, als ich
Sambuga über den Philosophismus
gelesen hatte, oder etwas über moderne
Philosophie" (Sambuqa, seinerzeit (5r>
zieher des Prinzen Ludwig, nachmaligen
Königs von Bayern, hatte eben damals
die Schrift: „Ueber den Philosophismus,
der unser Zeitalter bedroht" München
l80.'^ erscheinen lassen); — „Ueber das
Neligions- und KatechiSmuSwesen unserer
Zeit, wie man eS dermalen treibt, wie es
aber nichk getrieben werden soll". In
dieser Abhandlung weist er die nach»
theiligen Folgen nach und eifert dagegen,
wenn Katecheten und Schullehrer in
Katechesen das Positive der Religion
oder die eigentlichen (Glaubenslehren
übergehen und nach eigenen Entwürfen,
deren Inhalt blos Sittenlehre ist, kate-
chesiren. Er fordert vielmehr einen all«
gemein approbirten Katechismus, den
man die Kinder wörtlich memoriren
lassen soll. Tripp zog sicb zuletzt nach
St. Johann im Pongau, wo. er seine
seelsorgerliche Laufbahn begonnen hatte,
zurück und starb daselbst als Greis iin
Alter von 7(j Jahren.
Waihenegqer (Fran; Ios). Gelehrten« und
^chriftstrttrr'Lerikon der deutschen katholischen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon