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Tschabuschnigg Tschabuschnigg
zwei Bände (1862): „WienerZeitung". Abend-
blatt. 1861. Nr. 192. Von H.(ieronymus)
Z.(orm). __ „Große Her ren , kleine
Leute", zwei Bände (1877): „Dichterstimmen
aus Oesterreich«Unaarn". l8?7. S. 13. —
„Humoristische Novellen" (Wien 1841):
„Nosen. Literaturblatt", 1842. Nr. 7. — „Ge-
sellschafter". Herausaegebm von Gubitz. Lite«
rarische Blätter. 1841, Nr. 27, — „Ziteratur-
blatt". Von Menzel. 14. März 4842. Nr. 28.
— „ I ronie des Zeoens". Novelle (Wien
1841): „Literaturblatt". Rediairt von Ad.
M enzel, 30. August 1841. Nr, 88. — „Abend»
blalt". Von Theodor Hell. Literaturblatt.
1842. S. 717; 1848. Nr. 37. — „Der
moderne Eulenspiegel". Roman (1846):
„Tonntagsblatter". Redigirt von Ludw. Aug.
F ran kl. 1846. Beilage Nr. 28. — „No-
vellen", zwei Theile (Wien 1833): Witt-
dauer's ..Wiener Zeitschrift". 1833. S. 127.
— „Sünder und Thoren". Roman, zwei
Bände (1873): „Neue Freie Presse", 9. Februa
1873. Nr. 3736.)
I I I . Tschabuschnigg als Politiker, Staatsmann
und Parlamentarier. Wir mĂĽssen einen
Mann. welcher den höchsten Posten, den ein
StaatsbĂĽrger eben als solcher im Staate be-
kleiden kann, nämlich den Ministerposten ein-
genommen hat, auch als Politiker und Staats-
mann nät>er betrachten, denn nur so gewinnen
wir das volle Bild des Menschen, des Poeten
und Staatsbürgers. Schon im Vormärz
unternahm Tschabuschnigg. so gewagt es
war, Streifige auf das Gebiet der Politik,
und er hatte auch hier einen klaren, unge-
trĂĽbten Blick und sah die Dinge nichts
weniger als mit Beamtenaugen, die oft nicht
ĂĽber eine Spanne hinaus sehen, manchmal
— was jedoch selten ist — nicht sehrn wollen.
Hören wir, wie er die Behauptung, daß kein
mächtiges wälsches Reich zu Stande ge«
kommen sei, widerlegt. „Wenn man gegen
Italien", schreibt Tschabuschnigg in seinem
„Modernen Gulensviegel". „diesen Vorwurf
erhebt, so vergiĂźt, man Rom, sowohl das
alte, sowie das päpstliche. Unbillig und der
Geschichte geradezu widerstreitend wäre es
aber, wenn man die weltliche Macht alle
Jahrhunderte hindurch an ein StĂĽck Land
gefesselt wissen wollte; sie hielt durch die
ganze Weltgeschichte ihren langsamen majcstä»
tischen Umzug, von jenen frühesten Welt«
reichen des Orients bis in das westlichste der
franken und von da wieder rückwärts nach Osten. Jedes hat viel Blut gekostet, und
wenn es seine Sendung erfĂĽllt hatte, w^r es
zusammengesunken, und der Schauplatz muĂźte
durch Jahrhunderte brach liegen, um wieder
zu erstarken. Langsam andern sich die Phasen
der Weltgeschichte, ganze Generationen ver-
mögen oft das Räthsel eines kaum merk-
baren Zwischenschrittes nicht zu begreifen.
GroĂźe Reiche sind ĂĽberdies kein GlĂĽck fĂĽr
das Menschengeschlecht, das EigenthĂĽmliche,
die Selbständigkeit der Völker und der Indi-
viduen geht darin unter, Bundesstaaten sind
das gĂĽnstigste Element der Entwickelung und
des Fortschrittes, in ihnen findet die edelste
Freiheit, das bleibendste GlĂĽck seinen Wohn-
sitz. Frankreich und Deutschland gingen darin
gerade die entgegengesetzten Wege: dort
zwangen die Könige die freien Städte und
die mächtigen Großen in das Band eines
einigen Staatskörpers, hier emancipirten sich
d5e Barone und wurden selbst zu Königen;
aber mit wie vielem Blute, mit dem Verluste
wie viel edler Kräfte hat das schöne Frank«
reich diese Einheit erkauft, wie wenig GlĂĽck
hat es sich für den täuschenden Traum rühm»
voller Macht eingehandelt, während Deutsch»
land in naturgemäßer Entfaltung einer schönen
Zukunft entgegengeht. Wohl strebten einst
auch die römisch^deutschen Kaiser eine Welt-
monarchie zu stiften, aber so wie sie an der
Größe ihres Planes scheiterten, so wußte
auch der kleinste deutsche Ritter sich auf
seinem Felsenneste frei zu halten; den Ver-
rath und den Henker wollten die edlen FĂĽrsten
aber nicht zu ihren Kämmerlingen, und ritter-
liche Haft. nicht das Blutbeil war das Ge-
schick der Besiegten. Gerade, daĂź die Hohen-
staufen Deutschland und Italien ihrer Macht
unterwerfen wollten, rettete beide; mit einem
allein wären sie sicher zu Stande gekommen.
In schönerem Sinne ging ihre Erbschaft auf
Oesterreich ĂĽber, das mit Recht den doppelten
'Adler im Schilde fĂĽhrt; er deutet auf ewige
Versöhnung Deutschlands und Italiens. Die
edelsten und die glücklichsten Völker lebten zu
allen Zeiten in Bundesstaaten, die Griechen,
die Deutschen, die Schweizer, die Nord-
amerikaner; das ist auch die Zukunft Italiens,
und Oesterreich dĂĽrfte zur Einleitung berufen
sein. Ein italienischer Bund, ein italienischer
Zollverein! Das waren die BĂĽrgen seiner
Einheit, seines GlĂĽckes, und Oesterreich ver-
bände dann den schönen südlichen mit dem
deutschen Bunde. Die Zuckungen verirrter
Bestrebungen verlören sich, alle edlen Kräfte
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon