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Cschuggmall Tschuggmal!
F. A. Brockhaus in Leipzig feit ihrer Grün«
duna durch Friedrich Arnold Brockhaus im
Jahre l803 bis zu dessen hundertjährigem
Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke.
In chronologischer Folge mit biographischen
und literarhistorischen Notizen (Leipzig l872,
F. A. Vrockdaus. gr. 8°.) S. <45. 1i6. 862
und 86^. — Westermann's Jahrbuch
der illustrirten deutschen Monatshefte (Braun«
schweig, gr. 8".) Bd. V (Ociober 5858 bis
März 1839), S. 343: „v. Ts chudi's Ueber«
gang über die Anden"; Bd. VI (Apnl 4839 bis
September l859); S. l l6 u. f.: „u. Tschudi
in Südamerika".
Die Familie Tschndi. Die Tschudi sind eine
uralte und nach jeder Seite hin denkwürdige
Schweizer Familie, die von Alters her berühmte
Krieger. Staatsmänner, Gelehrte. Priester
beider Konfessionen, katholische und evange-
lische, in ihrer Mitte zählt. Einzelne davon
standen schon früher zu Oesterreich in näherer
Beziehung. 5. So war ein Ludwig, Sohn
Iodok Tschudi's. welch Letzterer im sech
zehnten Jahrhunderte lebie und als Oberst in
französischen Diensten stand, 1372 Landoogt
im Tburgau. danach erzherzoglich österreichi-
scher Regimt'MZrach in Tirol und endlich
Obervogi zu Kaisers stuhl. — 2. Jodoks
Urucenkrl Albert Qtto diente l7A4- als
Rittmeister im kaiserlichen Heere. — 3. Ein
Dominicus Tschudi (geb. um 1337. gest.
1644). Äbt zu Murry. hat das Werk: ^Ori^o
ei g^nealo^iu. comilum cle Habüburz;" ge«
schrieben, welches zu (Ionstanz l65l in 8".,
dann im Kloster Murry Übst im Jahre <?02
und zuletzt Vlkri5l2.viHs l?l5, t>"., gedruckt
wurde. — 4. Ein Aegydius Tschudi (geb.
zu Glarus jI03, gest. 1572) wurde wieder»
holt als Gesandter an Kaiser Ferdinand I.
geschickt. Ueberdies ein ebenso großer Gelehrter
als Diplomat, war er auch ein eifriger Ka-
tholik, und als die katholischen Orte die in
den italienischen Vogteien angesiedelten refor«
mirten Gemeinden vertreiben wollten, wurde
er in diesen Wirren zum Schiedsrichter bc<
rufen. Und auf seine Entscheidung mußten
denn die Reformirten innerhalb dreier Monate
und noch dazu im härtesten Winter, die Orte,
in welchen sie sich
niedergelassen hatten, wieder
verlassen.
Tschuggmall, Christian (Mechani-
ker, geb. zu Wenns im Oberinnthale
am 3., nach Anderen am 19. Jänner 1783, gest. zu Michelstadt im Hes-
sischen am 26. November 5843). Em
ebenso durch seine Lebensschicksale wie
durch seine wunderbaren Leistungen als
Autodidakt höchst denkwürdiger Tiroler.
Da Christians Vater als Fleischhauer
und Thierarzt nicht Zeit hatte, sich mit
dem Sohne zu befassen, so blieb die Er-
ziehung desselben meist der Mutter anver-
traut. Sinn und Neigung für mechanische
Kunst zeigten sich früh im Knaben, und
wenn ihn die Mutter in der Wirthschaft
verwendete, so paßte dies gar nicht in
seinen Sinn, und lieber schnitzte er Kühe
und Schafe aus Holz, als daß er die
lebendige Heerde seines Vaters auf die
Weide führte und hütete. Sein Schul-
besuch beschränkte sich im Ganzen auf
drei Monate. Sein höchster Wunsch be-
stand darin, Tischler zu werden. Und
heimlich schlich er sich in die Werkstätte
des Dorfschreiners, um unbemerkt diesem
etwas abzulernen. Als aber den zehn-
jahrigen Knaben die Mutter eines Tages
darüber ertappte, gerieth sie in hellen
Zorn, den sie an dem armen Jungen
ausließ. Aus Angst vor weiteren That-
lichkeiten entwich er aus dem Elternhause
und kam auf der Flucht nach Memmingen
in Schwaben, wo er bei einem Land-
manne wohl Aufnahme fand, aber die«
selben Dienste verrichten muhte wie in der
Heimat. Die über seine Flucht besorgte
Mutter stellte Nachforschungen über ihn
an und entdeckte sein Versteck. Nun
holte sie ihn ins Vuterhaus zurück, ver-
sprach ihm aber zugleich, ihn die Tisch-
lerei erlernen zu lassen. Den Winter über,
wo es auf dem Lande wenig Arbeit gibt,
ging dies wohl an, als aber das Früh»
jähr kam und die Arbeiten auf dem Felde
ihren Anfang nahmen, verbarg ihm die
Mutter das Tischlerwerkzeug, und der
alte Jammer mit dem Kühehüten begann
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon