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Tschuggmall TschuggmaÜ
von Neuem. Das aber ließ sich der Sohn
nicht lange gefallen, und als ihm die
Bitte, ihn zu seinem Verwandten, dem
Bildhauer Zauner in Wien zu schicken,
der sich zur Aufnahme des Knaben bereit
erklärt hatte, von den Eltern rundweg
abgeschlagen wurde, verließ er wiederum
das Vaterhaus, aber dieses Mal in einer
Weise, daß er nicht leicht gefunden werden
konnte. (5r ging in die Schweiz und trat
bei Lavater in Zürch als Laufbursche in
Dienst. Der Meister fand Gefallen an
dem anstelligen Jungen und hielt ihn
gut. Eines Tages schickte er ihn um Bier.
Auf dem Wege dahin sah der Bursche
eine Seiltänzerbude. Die Neugierde zog
ihn hinein, und mit dem Gelde, welches
er für das Bier bekommen hatte, bezahlte
er den Eintritt. Als er nach der Vor»
stellung des erhaltenen Auftrages sich
erinnerte, erwachte sein-Gewissen. Er
wagte nicht zu Lavater zurückzukehren,
und da er weiter keine Wahl hatte, brach
er wieder nach der Heimat auf. Unter«
wegs aber blieb er in Imst sitzen, wo er,
achtzehn Jahre alt, mit allem Eifer sein
Lieblingsgeschäft, die Tischlerei weiter
trieb, und da er ebenso geschickt als fleißig
war und auch sonst hinsichtlich seiner Auf»
führung nie Anlaß gab zu Klagen, kam
er bald vorwärts und erhielt endlich gar
eine Stelle als Maschinist in der Fabrik
des Hauses S'trähle. Durch diesen
günstigen Erfolg aber erweckte er den
Neid seiner Kameraden, die ihn über ein
Dutzend eines Tages beim Tanze über»
sielen und den sich muthig Vertheidigen»
den derart mißhandelten, daß sie ihm das
Brustbein einschlugen, ihn dann aus dem
Tanzsaale auf die Straße hinunterwarfen,
wo er für todt liegen blieb. Nach einem ! glänzende Anerbietungen, an denen es
halbjährigen Siechthum stellte er sich im nicht fehlte, in seiner Treue wankend
Fabrik Strähle in'Imst zur Folge, und
so kehrte er in sein Dorf Wenns zurück.
Er wollte aber, als Bayern ein Stück
von Tirol abgerissen hatte, nicht länger
müßig zusehen und trat in die Reihen der
Landesvertheidiger. I n kurzer Zeit wurde
er Lieutenant, dann Hauptmann einer
Schaar von dritthalbhundert Schützen.
Am 41. und 12. April zeichnete er sich
im Treffen bei Ziegelstadt und Thier-
garten nächst Innsbruck besonders aus.
Im Mai zog er mit den Imster Schützen
über Seefeld und Scharnitz, dann über
Mittewald gegen die Bayern, welche er,
nachdem er ain 13. und lll. d. M. ein
heftiges Treffen gegen sie siegreich be-
standen, über die Grenze zurückwarf
Später griff er den Feind zu Kuchel,
Murnau und Weilheim an; als Chef der
Oberinnthaler und Vintschgauer nahm
er im Landgericht Landeck an der Sauer»
brücken dem Feinde zwei Kanonen, meh-
rere Munitionswagen sammt der Bespan-
nung und bedeutende Vorräthe ab und
setzte seine kriegerischen Züge bis in den
November fort, ohne einen Kreuzer Ge-
halt oder Entschädigung anzusprechen.
Alles, was er aus dem Feldzuge heim-
brachte, bestand in ehrenvollen Erinne-
rungen, drei Schußwunden, einem
netstich und einem Säbelhieb. Tschugg-
mall's Name hatte unter den Landes-
Vertheidigern einen guten Klang. Ho fe r
selbst wußte den wackeren Mann zu
schätzen und sprach sich am 22. August
4809 zu Innsbruck über Tschugg-
mall's Muth und Einsicht voll Ver-
trauen aus. Er übertrug ihm persönlich die
wichtigsten Sendungen, und Tschugg-
mall führte sie, ohne sich durch noch so
Bade Ischl wieder her. Die nun herein-
brechende Kriegszeit hatte den Schluß der machen zu lassen, mit Umsicht durch.
Nach dem Kriege kehrte er wieder zur
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. XI.VII7. ^Gedr. i. Juni 1883.)
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon