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Tschuggmall Tschuggmall
Krankheit überstehen mußte, denn die
Axt hatte die Kugelnarbe getroffen. Um
diese Zeit erschien zu Bmen der Me-
chaniker Tendier ^Bd Xl . I I l , S. 277^
mit seinen Automaten. Da forderte der
Vrirener Bischof Franz Karl Graf 3o-
dron ^Bd. XV, S. 382^j, der das
Talent Tschugg mall's zum Theile
kannte, diesen auf, sich in der Kunst
Tendler's zu versuchen, und sagte ihm
nicht nur Unterstützung zu, sondern ver>
spracb auä>, für T scb u g g m a l l's Familie
zu sorgen. Und dieser, der weder zeichnen
gelernt, noch Physik und Mechanik stndirt
hatte, begann 4820 seinen ersten Auto-
maten zu bauen, die nachmals so gern
gesehene Figur des Kellners, der sich den
Wein ins Glas einschenkt. Um seinen
Seiltänzer und das Schleppseil dazu zu
schaffen, wurde er Schmied, Schloffer,
Uhrmacher, Bildhauer, und nach endloser
Mühe und Jahresarbeit sah er das Werk
mißlungen. Aber er verlor nicht' den
Muth, sondern sing von Neuem an und
hämmerte sich ein tauglicheres Metall.
Da, nach vierjähriger Arbeit, drohte die
ungeheure Anstrengung mit Verstandes-
Verwirrung, so daß nur ein schnelles Auf-
hören den Künstler rettete. Nackdem er
sich so weit erholt hatte, daß die Arbeit
wieder aufgenommen werden konnte,
ging dieselbe auch glücklich von Statten,
und im Jahre 1828 waren für sein
Kunsttheater acht Automaten fertig. Dem
greisen Fürstbischof wurde die Freude zu<
theil, dies noch zu erleben und seine
großmüthige Beihilfe nicht nutzlos ver»
wendet zu sehen. Acht Tage vor seinem
<un 40. August 4828 erfolgten Tode
wohnte er noch einer Vorstellung bei,
welche Tschuggmall mit seinen voll-
endeten Automaten gab. Nun sollte
dieser damit eine Kunstreise antreten,
aber es mangelte ihm noch sehr viel, um I mit Anstand und der nöthigen Aus-
! stattung seine Automaten in großen
^ Städten dem Publicum vorzufübren. Und
! wieder fand sich der Retter in der Noth,
!in dem seiner Menschenfreundlichkeit
! wegen bekannten Ludwig Grafen Sa rn t'
^heim, welcher dem Meister aus unver-
schuldeter Armut emporhalf und ihm
eine seiner Fähigkeiten würdigere Eristenz
^begründen half. Im Jahre 1828 trat
! nun Tschuggmall in einem selbst er-
! bauten Wagen, welcher gleich einer Arche
' Noe den Künstler mit dessen Familie und
; Theater aufzunehmen im Stande war,
i seine Kunstreise an. (5'r besuchte die
! größeren und wiärtigeren Städte Oester-
> reichs, Deutschlands, Italiens, der 3om-
j bardie, Ungarns, Polens und Rußlands.
An den Höfen von Wien, Berlin, Han-
nover, Dresden, München, Petersburg
wurde er mit Auszeichnung behandelt
! und fand eine gleich ehrenvolle Aufnahme
in den anderen Nesidenzen Deutschlands.
'> Der Kaiser von Nußland beschenkte ihn
' mit einem kostbaren Brillantringe, die
Kaiserin ließ sich seine Familie vorführen;
der König von Sachsen suchte den
Künstler in dessen Wohnung auf und ließ
sich von ihm die Automaten erklären.
Der berühmte Professor Zamboni und
der edle Sänger der Rudolphiade Erz-
bischof Ladislaus Pyrker würdigten
den schlichten Tiroler und genialen Auto»
didakten freundschaftlichen Verkehrs, und
vornehme Personen jeden Standes besuch-
ten den merkwürdigen Mann, der solche
Wunderfiguren ersonnen und ausgeführt
! hatte. Uevrigens ging es auf diesen
Wanderungen auch nicht immer ganz
glatt ab; in Italien wurde Tsckugg«
mall in schmählichster Weise betrogen,
in Rußland aber gerieth er ungeachtet
eines offenen Ukases des ihm wohlgewo»
! genen Kaisers Nikolaus wiederholt in
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon