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Türr 94 Cürr
Verbündete verfüge, mit denen eine De-
monstration nach Siebenbürgen beab-
sichtigt werde. Als aber die Guerilla-
banden von Warady, kaum, daß sie ihre
Thätigkeit beginnen wollten, theils zer-
sprengt, theils niedergeworfen wurden,
löste sicb auch dieser Traum einer neuen
Erhebung in Nichts auf. Kossuth hatte
auch Serbien in den Ealcul seiner Pro»
jecte einbezogen, und Türr sollte von
dort aus seine revolutionäre Thätigkeit
über Ungarn ausdehnen. Aber das schien
Türr doä' zu gewagt, die mit dieser
Mission verbundenen Gefahren ließen es
ihm räthlich erscheinen, dieselbe abzu-
lehnen. Dagegen begab er sich mit einer
Empfehlung Klapka's in das Haupt-
quartier Omer Pascha's ^Bd. XXI,
S. 39^, wo er bis April 1834 als Vo
lontär verweilte. Daselbst mitten unter
zahlreichen ungarischen, polnischen und
walachischen Emigranten batte er die
beste Gelegenheit, wahrzunehmen, wie
die Ebancen der Sache, welcher er diente,
stünden, und er konnte bald die Ueber-
zeugung gewinnen, daß die Dinge nichts
weniger als günstig lagen, in welchem
Sinne er auä> an Kossuth berichtete.
Die imposanten Rüstungen Oesterreichs
in nächster Nähe sahen ihm für eine neue
revolutionäre Erhebung mit einigen
hundert Rebellen, die wenig Aussicht
hatten, von irgend einer politischen Macht
nachhaltig unterstützt zu werden, wenig
verlockend aus, und so stand er vorder-
hand von jeder weiteren revolutionären
Action ab. Und da ihm ein Versuch, in
den activen Dienst der Pforte zu treten,
mißlang, kehrte er wieder nach Paris
zurück. Bis zum Frühling 1823 blieb er
daselbst, dann begab er sich auf Kos-
suth's Geheiß neuerdings in den Orient.
Auf der Reise dahin schloß er sich in
Malta dem zur Einschiffung nach der Krimm begriffenen 72. britischen Regi-
mente (Hochländer) an, traf Ende Mai
1833 in Eonstantinopel ein und ging
als Volontär in die Krimm. Sein Auf-
enthalt daselbst war von kurzer Dauer,
von den englischen und französischen
Ofsicieren hatte keiner Gelegenheit, Türr
kennen zu lernen, so wenig bekannt
wurde sein Name. Aus der Krimm nach
Eonstantinopel zurückgekehrt, ward er
von den Engländern mit dem in ihren
Sold übergegangenen türkischen Contin-
gent in den Dienst eines 3andtransport-
corps übernommen. Sodann mit dem
Auftrage betraut, noch einen weiteren
Train zu diesem Corps in Bulgarien
zusammenzustellen, erhielt er, ohne daß
er früher den Eid der Treue für die
englische Regierung abgelegt hätte, von
dieser, und zwar ohne Ausfertigung des
üblichen Patentes den Titel eines Obersten
mit entsprechenden Gebühren. Zu dein
Ankaufe von Remouten in der Moldau
und Walachei beordert, verweilte er län-
gere Zeit in Rustschuk, von wo aus er
häusige und sehr enge Verbindungen mit
den notorischen Vermittlern der Cor-
respondenz zwischen der ungarischen Emi-
gration und dem Heimatlande unterhielt.
Auch in dem von österreichischen Truppen
besetzten Giurgevo wagte er es zu er-
scheinen. Er wurde erkannt, und für den
Fall seines Wiederkommens ordnete die
kaiserliche Regierung seine augenblickliche
Verhaftung an. Im Wahne seiner Un>
verletzbarkeit als englischer Oberst, nahm
er keinen Anstand, sich nach Bukarest
selbst zu begeben, wo das k. k. Infanterie-
Regiment Erzherzog Franz Karl, dessen
Fahne er meineidig verlassen hatte, in
Garnison lag. Nun aber war es doch
mit dem militärischen Ansehen und der
Würde des kaiserlichen Heeres unver-
träglich, den in siN^io gehenkten Deser-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon