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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
Page - 125 -
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Page - 125 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48

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Tunner. Marie 123 Tunner. M solche theoretische Studien, sie ging noch weiter und strebte auch nach praktischer Seite in diesem Sinne zu wirken. So veranstaltete sie, wie ein in den Quellen angeführter größerer Aufsatz Hammer- ling's berichtet, in ungewöhnlicher Art Concerte. Wie sie nämlich sämmtliche Nummern eines solchen allein zu spielen pflegte, gab sie nun ihren Zuhörern ein gedrucktes Programm in die Hand, in welchem sie denselben ausdrücklich zu Ge» müthe führte, was sie bei jed.>m Ton- stücke künstlerisch zu empfinden und wie sie es aufzufassen hätten. Dann ging sie noch einen Schritt weiter, indem sie die Kirchenmusik zu reformiren und den Choral an Stelle des Kirchen- orchesters zu setzen versuchte. Ein gewiß ebenso beachtenswerther als prak tischer Gedanke, da es doch viel leichter ist, gute, wenigstens anhörbare Gesang» stimmen, als halbwegs erträgliche In» strumentisten zusammenzubringen. Man braucht ja nur eine Orchestermusik in einer Landkirche anzuhören, um für die Idee des Lhorals gewonnen zu werden. Marie stellte daher selbst einen Chor kunstsinniger Genossinen zusammen und ließ sich keine Mühe verdrießen, um die Pfarrkirchen der Stadt Gratz ihrem Plane geneigt zu machen, den Kampf mit den Bläsern und Geigern aufneh« mend. Nun, sie gewann auch Terrain, aber zuletzt scheiterte ihr Plan an dem mit Erbitterung vertheidigten alten Rechte der Geiger und Bläser und an dem con» servativen Friedensbedürfnifse der Chor- regenten und Pfarrverweser. Daß es bei dem Allem nicht an Angriffen auf die Dame fehlte, daß ihr Thun und Trachten als wunderlich bezeichnet und bespöttelt wurde, begreift sich bei dem beschränkten Zustande der menschlichen Natur von selbst, aber da es der Künstlerin bei ihren ^ ! gesunden Ideen nur um die Sache und ! nicht um ihre Person zu thun war, ! kümmerte sie sick nicht darum, was die Leute von ihr redeten. Ueberhaupt in ihrem ganzen Wesen wahr und offen, buhlte sie weder um die Gunst eines Menschen, noch hielt sie je mit ihrer eigenen Ueberzeugung zurück, sondern sprack dieselbe vielmehr rückhaltälos gegen Jedweden aus. So genial in ihrem Wesen, so bedeutend in ihrer Kunst, sie glänzte nicht und suchte auch gar nicht zu glänzen. Und wie in einer Vorahnung eines baldigen Todes raffte sie sich zu einer That zusammen, welche als das Werk einer 26jährigen Jungfrau unsere Bewunderung herausfordert. Sie schrieb ihre Gedanken über Musik und zunächst über das Piano spiel in einem Werke nieder, welches unter dem Titel: „Nic Alinheit des Ollluiernartrugeg. Nem Idealismus in der TunKnnZt gewidmet, nun Gngrn Oi°ien- stein" (Gratz 1870, Leuschen und Lu- bensky, 120., x i l l und 200 S.) ein halb Jahr vor ihrem Hingange erschien. Nach einem einleitenden Vorworte be» ginnt sie mit dem „Standpunkt des Claviers", geht auf eine „Darstellung des schönen Clavierspiels" über, worauf die Charakteristiken desselben in den Heroen des Clavierspiels: Mozart, Haydn, Beethoven, Mendels- söhn, Bach, Scar lat t i , Schubert, Weber, Ont low, Chopin und Schumann folgen. Den Abschluß bilden zwei Abhandlungen über den „künst- lerischen Vortrag" und den „Adel des Styles". Einerseits um den Standpunkt, den sie in der Frage des Clavierspiels einnimmt, zu kennzeichnen, und ander- seits eine Probe ihres energischen mar- kigen Styls zu geben, lassen wir sie selbst sprechen: „Von Seite der Componisten hat das Clavier zu allen Zeiten eine
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Trzetrzewinsky-Ullepitsch
Volume
48
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1883
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
346
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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