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Tuvora 163 Tuvora
„Theater-Zeitung", dichtete Localpoffen,
wie „Nie KriZe nach der blauen Insel" u. a.,
hetzte sich durch ein „ganz und gar
harmloses Unternehmen", betitelt „Die
Mücken" (Wien 4841, bei Hirschfeld),
Polizei und Censur an den Hals, sandte
'dann ernstere Aufsätze über vaterländische
Zustände und Verhältnisse in Bieder«
mann's „Deutsche Monatschrift", außer«
dem zahllose Korrespondenzen, drei- bis
viertausend! an die „Kölnische Zeitung"
unter dem Pseudonym Mocsi , an den
„Nürnberger Korrespondenten", die Leip:
ziger „Allgemeine Zeitung", und ließ
bei Hoffmann und Campe in Hamburg
Anonyme Briete ün5 Wien" erscheinen.
Mbstbei unterhielt Tuvora, welcher
k. k. Beamter im Münz- und Bergwesen
war, allerhand mysteriösen Verkehr mit
verschiedenen Gesandtschaften, nach seiner
Angabe mit der französischen, nach der
richtigeren Ebel ing 's mit russischen
Agenten, denen er Berichte und werth'
volle Winke über die offenkundigen Ge«
Heimnisse der österreichischen Mißzustände
lieferte. Zange trieb er diesen Unfug,
ohne daß man den Urheber kannte, endlich
aber kamen die Behörden doch dahinter,
und „Tuvora", schreibt Ebeling,
„hätte vielleicht für seine nach Peters-
bürg wandernden Berichte und Anekdoten
aus den hohen und höheren Kreisen der
Residenz freie Wohnung auf dem Spiel»
berg bekommen, wenn es nicht Rußland
gewesen wäre, dem er seine Gefälligkeiten
darbrachte, und dessen Agenten in Oester-
reich ebenso viel Macht handhabten, als
der Großmogul der Polizei Sedlnitzky".
Strafen konnte man ihn also nichts!), in
die Karten sollte er ebenfalls nicht länger
bequem schauen, so versetzte man ihn nach
dem bureaukratischen Paragraph: proino-
veatur ut amovsHtur mit erhöhtem Ge»
halte und Charakter als Münzbeamten nach Schemnitz. Wie Freiherr von Hel»
fert berichtet, kam Tuv o ra mit ah. Ent>
schließung vom 46. October 1847 als
Materialverwalter des Münzamtes nach
Kremnitz, gerieth aber, im Verdachte
panslavistischer" Neigungen und Um-
triebe, bei den vormärzlichen Liberalen in
Mißcredit. Diesen Argwohn zu zerstreuen,
war, wie es den Anschein hat, der vor-
züglichste Zweck des oberwähnten Frag-
mentes seiner Selbstbiographie in der
„Konstitution", welches überfließt von
Ausfällen gegen das Met teru ich-
S ed lnitzky'sche System, gegen den
„sauberen Allianzklee", den er (Tuvora)
„ausreuten" wolle, gegen das „herz. und
seelenlose Treiben" einer veralteten Diplo-
matie, „die an dem dürren Knochen
eines einzigen Begriffes, dem sogenannten
europäischen Gleichgewichte, eigensinnig
nagte". „Jetzt aber gelte es zu wirken",
so schloß er seine Ansprache, „muthig,
rasch und offen. Heil dem freien Oester-
reich ! Heil seinem guten constitutionellen
Kaiser! Was Frankreich im Jahre 1830
nicht erlangen konnte, einen Thron mit
volksthümlichen Institutionen umgeben,
wir werden, wir müssen ihn bekommen."
In der That gelang es ihm auch, binnen
Kurzem unter seinen Berufsgenossen eine
günstige Meinung, ein gewisses Ansehen
für sich zu gewinnen. Ebeling rühmt
die Eleganz und Gewandtheit der Feder
Tuvora 's und bezeichnet ihn als
einen freien Geist, der die Gebrechen des
Staates und die Persönlichkeiten des an-
oisn rä^iino mit Strenge zu geißeln, ihre
Bloßen mit ätzender Lauge zu übergießen
verstanden ^solche Menschen in einem
Staate sind dessen größte Gebrechens,
doch habe er nicht in die Revolution
gepaßt. Gleich nach Ausbruch der Acht-
undvierziger Bewegung verließ Tuvora
seine Stelle in Kremnitz und ging nach
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon