Page - 211 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
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Uchatius, Franz Uchatius. Franz
sich Feldmarschall-Lieutenant Uchatius
aus einem Revolver eine Kugel in die
linke Seite der Brust geschossen habe.
Die Kugel hatte das Herz mitten durch-
bohrt und den augenblicklichen Tod des
Generals herbeigeführt. Neben der Zeiche
lag die Waffe, ein sechslausiger Revolver,
auf dem Boden. Nun wurde nach den
Motiven der That des siebzigjährigen
Greises, die jedenfalls ungewöhnlicher
Art sein mußten, geforscht, denn es fand
keine Zeile sich vor, welche über seinen
letzten Entschluß hätte Aufschluß geben
können. Nach einer damals in den mili-
tärischen Kreisen lebhaft besprochenen
Version mochte gek ränk tes Ehr-
ge füh l dem General die Waffe in die
Hand gedrückt haben. Man brachte in
Erfahrung, daß er am Vormittag im
Reichskriegsministerium mehrere Stunden
sich aufgehalten, dann gegen zwei Uhr in
das Arsenal gefahren sei. Daselbst habe
er sich sofort in seine Wohnung begeben
und in derselben seinem Leben ein Ende
gemacht. Als das traurige Ereigniß
ruchbar wurde, beschuldigte die erregte
öffentliche Meinung ziemlich unverhohlen
die Gegner des Generals, daß sie ihn in
den Tod getrieben hatten. Ein Journal,
welches, so lange er lebte, nicht eben zu
seinen Gönnern gehörte, brachte die That
mit dem Umstände in Verbindung, daß die
Kriegsverwaltung die Uchatius'Geschütze
fallen gelassen und die Einführung des
Krupp'schen Systems in unserer Armee
beschlossen habe. Das Blatt führte das
ganze Ereigniß auf eine Personalfrage
zurück und schloß seinen längeren Artikel
mit einer Anschuldigung der Kriegsver«
waltung, indem es ausruft: „Das öster-
reichische Volk sagt: Gebt mir heraus
diesen Todten!" Es ist dies eine grau-
same Anschuldigung, und eine vollstän-
dige Aufklärung dieser Affaire wird kaum ! jemals erfolgen. Eine bald nach der That
veröffentlichte «authentische" Mittheilung
berichtet, daß seitens der maßgebenden
Behörden gegen den General die vollste
Rücksicht geübt worden sei und die Ur-
sache des Selbstmordes darin zu suchen
wäre, daß er selbst an dem Gelingen
seiner Versuche, schwere Küstengeschütze
herzustellen, wie man solche von ihm ver-
langt hatte, verzweifelte. Thatsache ist
nun das Folgende: Es wurde noch kurz
vor dem Tode des Generals mittels
kaiserlicher Entschließung die Einführung
der schweren Belagerungskanonen aus
Stahlbronze genehmigt, worin man
einen Beweis finden wollte, daß man in
den maßgebenden Kreisen keine Vor-
urtheile gegen den General gehegt habe.
Jedoch die vier großen für Pola be-
stimmten Geschütze wurden bei Krupp
in Essen bestellt und höchstens in dieser
Thatsache könne Feldmarschall'Lieutenant
Uchatius eine Zurücksetzung erblickt
haben. Der Vorwurf, den man erhebt,
Uchatius habe nicht die verdiente Aner»
kennung gefunden, wird als ein unbe»
rechtigter abgelehnt. Daß er zahlreiche
Gegner, ja Feinde besaß, ist nicht zu
bezweifeln, und daß er wohl viel unter
der bei uns leider üblichen Nörgelsucht
und dem Mißtrauen gegen jedes heimische
Genie zu leiden hatte, kann nicht in Ab -
rede gestellt werden. Gerade Jene aber,
welche früher am heftigsten opponirten,
wenn ein Antrag auf eine Entschädigung
des Erfinders gestellt wurde, erhoben den
meisten Lärm, als die That des Generals
bekannt wurde. Daß man an dem Todten
gesündigt habe, zweifelte man nicht mehr,
nachdem die verschiedenen Stimmen im
Publicum nach dem Ereigniß laut ge-
worden, und ein gut gesinntes Blatt
nimmt keinen Anstand, den Ausspruch zu
thun: daß daran die in Oesterreich wal-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon