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) Karl Sohn 13 ) Karl Sohn
scheiterten seine Bemühungen, an der
königlichen Oper zu singen, und zwar an
dem Antagonismus, welcher zwischen
dem Generaldirector von Küstner und
Meyerbeer bestand — denn was der
Eine wollte, hintertrieb der Andere.
Zweimonatliche nutzlose Anstrengungen,
zu einem Gastspiele zu gelangen, reiften
endlich inNlram den Entschluß, derOper
zu entsagen und dem — Schauspiele sich
zuzuwenden. Um aber auf diesen Wechsel
entsprechend sich vorzubereiten, hatte er,
obwohl er die Zwischenzeit sorgfältig aus-
nützte, noch eine Reihe von Jahren
nöthig. Indessen fand er Engagement
am Leipziger Stadttheater, welches unter
Dr. Karl Christian Schmid's Direction
stand. I n der Antrittsrolle als Lepo»
rello machte er Furore; unter Schmid
gelang es ihm auch schon, zuweilen im
Schauspiele mitzuwirken, und so spielte
er den Paul Werner in „Minna von
Barnhelm", den Oranien in „EZ/
mont", den Kurfürsten in Prutz's
„Moritz von Sachsen", den Khapelle
in „Urbild des Tartuffe", und in allen
diesen Rollen gefiel er sehr. Aber durch
verschiedene Unfälle zog er sich ein
Nervenfieber zu, und nachdem er genesen,
stand er mit einem Male — ohne Enga-
gement da. Endlich nach anderthalb-
jähriger Abwesenheit von Gratz kehrte
er in sein früheres Engagement daselbst
zurück. Und von da ab begann das
berüchtigte Wanderleben des Künst.
lers, denn er spielte in der Doppel-
eigenschaft als Sänger und Schau«
spieler an verschiedenen österreichischen
Bühnen. Der freundschaftliche Verkehr,
in welchem er mit Robert B lum stand,
war sogar Veranlassung, daß der von der
Behörde abhängige Director Remark
ihm deutlich merken ließ, daß eine Ver>
längerung des Engagements nicht in s Aussicht stehe. So sah sich denn Ulram
nach einer neuen Stelle um und fand sie
endlich in Linz. Dort überraschte ihn die
Bewegung des Jahres 4848, in welche
der 33jährige Bühnenkünstler begreiflicher
Weise nur zu bald hineingerissen wurde.
Von der allgemeinen Begeisterung jener
Tage fortgewirbelt, trat er mit an die
Spitze eines politischen Vereines. Auch
schrieb er in jenen Tagen unter Anderem
zwei Broschüren politischen Inhalts:
„Ner Pterdetuss Iellarirss" und „Mens-
geschichte eines 65jiihrigen, Zeit N Jahren in
dem Klll5ter der barmherzigen Brüder in Nnj
eingesperrten katholischen Priesters. Ein Beitrug
zur Frage: staat nnd Nirche". Diese Schriften,
welche in Tausenden von Exemplaren
Absatz fanden, führten zu einem Preß'
proceß, welcher mehrere Monate als
Damoklesschwert über seinem Haupte
schwebte, aber mit der Thronbesteigung
des Kaisers Franz Joseph wurden bei
Ertheilung allgemeiner Amnestie auch
alle Preßprocesse niedergeschlagen. Nun,
den Proceß war er los, aber der alte
Jammer war geblieben. Ulram stand
ohne Engagement da. Endlich fand er
eines in Brunn unter Director Bal-
vansky, welches er am Palmsonntag
1849 antrat. Hier verblieb er drei Jahre,
studirte sich auch in mehrere Rollen des
classischen Repertoires ein und übernahm
dann die Stelle des Regisseurs am stän-
dischen Theater in Linz. I n Folge seiner
Darstellung des Wal len stein erging
vom königlichen Theater in Dresden an
ihn die Einladung zu einem Gastspiele,
welches, ungeachtet wenig glückverheißende
Umstände mitwirkten, gut aussiel. Nach
einjährigem Aufenthalte in Linz nahm
nun Nlmann einen Ruf an das Thalia»
Theater in Hamburg an, wo er am
23. August 1833 als General Mor in
im „Pariser Taugenichts" debutirte. I n
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon