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Nmlauff 32 Umlauff
nischere Denkrede konnte ihm aus dem
Halbasien Oesterreichs nicht werden. Nicht
lange sollte er die ihm zutheil gewordene
Ruhe genießen. I n den letzten Jahren
kränkelnd, hatte er durch eine Cur in
Marienbad seine Kräfte einigermaßen zu
stärken gesucht, aber die Besserung war
nur vorübergehend gewesen, und nach vier-
monatlichem schweren Leiden hauchte der
63jährige Patriot, nach seinem Staats-
kleide verlangend, mit den noch vernehm-
lichen Worten: „Ich muß zum Kaiser
gehen", seine Seele aus. Zur Ergänzung
dieses Lebensbildes eines Iustizmannes,
deren Oesterreich nicht wenige seltenster
Art, wir nennen nur Krauß, Prato-
bevera, Schmerl ing, aufzuweisen
hat, fügen wir noch Einiges hinzu.
Außer den zahlreichen, in der Lebens-
skizze erwähnten legislatorischen Arbeiten,
welche unmittelbar aus Nmlauff's amt»
licher Stellung hervorgingen, wurde er
noch mit anderen betraut, oder er unter-
zog wohl auch Fragen, die zu seinem
judiciellen Berufe in naher Beziehung
standen, aus eigenem Antriebe einer
näheren Untersuchung. So mußte er
1828 < als jüngster Landrath in der Buko-
wina) die für das lombardisch.venetianische
Königreich erlassene Verordnung vom
23. Juni 1823 über das Verfahren in
Besitzstörungsangelegenheiten in Betreff
deren Anwendbarkeit für die Bukowina
begutachten und lieferte darüber ein um-
fangreiches Operat, worin die erschöpfende
Geschichte der bisherigen von jenen der
übrigen Provinzen abweichenden Besitz-
Verhältnisse und das Grundbuchs- und
Intabulatiouswestn in der Bukowina in
gründlichster Weise dargestellt wurden.
Ferner arbeitete er auf höhere Aufforde-
rung umfassende legislatorische Anträge
in Betreff des Verlassenschaftswesens, in
Ausziehsachen u. m. a. aus. Als wahrend seiner amtlichen Wirksamkeit in Tarnow
1833 eine Krankenheil- und Armenvei>
sorgungsanstalt gegründet werden sollte
und zu diesem Behufe ein Verein zu«,
sammentrat, verfaßte Umlauff für den-
^selben die Aufrufe, leitete die Samm-
lungen, entwarf die Statuten, stellte das
Material zum Hauptbericht zusammen
und hatte somit wesentlichen Antheil an
dem Gelingen und der Förderung des
Unternehmens. Im Jahre 1846, wäh-
rend einer längeren Krankheit, die ihn
seinem amtlichen Berufe entzog, arbeitete
er in seinen schlaflosen Nächten einen
umfassenden Plan aus zur zweckmäßi»
geren Organifirung der Justiz in der
Bukowina, wobei er alle Nachweisungen
und nöthigen Instructionen bis in das
kleinste Detail entwarf. I m Jahre 1832
schrieb er eine umfangreiche Abhandlung,
betitelt: „Einige Bemerkungen über
Avi t ic i tä t , mit Rücksicht auf deren
Aufhebung bei Einführung des österrei'
chischen allgemeinen bürgerlichen Geft^
buches in Ungarn und Siebenbürgen",
in welcher er dieses schwierige, von
den deutschen und römischen Rechts»
anschauungen ganz abweichende Besitz»,
Eigenthums» und Erbrechtssystem in an«
schaulichster Weise erörtert. Wie schon im
Eingänge dieser Lebensskizze bemerkt,
huldigte U m l a u f f der Musik und
! Poesie. Erstere gewährte ihm viele Jahre
lang nach vollbrachter schwerer Berufs« '
arbeit die süßeste Erholung. I n der Bu-
kowina war er der Erste, welcher
Schubert'sche Lieder mit französischem
und moldauischem Texte verbreitete, und
von diesem Lande fanden sie dann schnell
in die Moldau und nach Bessarabien
Eingang. I n seinem Hause wurde ein
begeisterter Cultus der Tonkunst ge» -
trieben, die gediegensten Instrumental'
werke der größten Meister: Beethoven,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon