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) Franz 48 Anger, Franz
licher's erledigte sich der Lehrstuhl der
Botanik an der Wiener Hochschule. Aber
der Unterricht in dieser Wissenschaft wurde
nunmehr in die Morphologie und Direc-
tion des botanischen Gartens und in
die Anatomie und Physiologie getheilt.
Wahrend die erstere Stelle Fenzl erhielt,
berief man auf die Lehrkanzel fĂŒr letztere
GegenstÀnde Unger mit Decret vom
16. November 1849. Sein Abschied von
Gratz', den die Freunde des Gelehrten
mit einem Ehrenmahl, die Studenten mit
einem Fackelzuge und Festgedichte ver-
herrlichten, war ein schmerzlicher; nach
vierzehnjÀhriger ThÀtigkeit, die eben
seinen wissenschaftlichen Ruhm, seinen
Ruf als Naturforscher begrĂŒndet, den
Ort zu verlassen, an welchem er in der
Vollkraft seines Lebens gewirkt, so viel
Freunde von fern und nah gewonnen,
war nicht leicht und sein erster Aufenthalt
in der Kaiserstadt kein erquicklicher; aber
allmÀlig fand sich Unger in die neuen
VerhÀltnisse, die ihm auch neue Ehren
brachten, denn die Prager UniversitÀt
schickte ihm das Diplom eines Ehren-
doctors der Philosophie, die MĂŒnchener
Akademie das eines corresvondirenden
Mitgliedes. Eine Ferienreise ĂŒber Bayern,
Tirol nach Oberitalien that das ihrige,
um den im Anfange sehr verstimmten
Gelehrten wieder aufzurichten. Nach dieser
Erholungsreise ging er im Jahre 1831
an die AusfĂŒhrung eines Gedankens, den
er bereits seit 1843 im Kopfe trug und
fĂŒr den er auch d'en in Gratz lebenden
Maler Kuwa sseg gewann. Wir meinen
die âBilder der Urwelt in ihren verschie-
denen Bildungsperioden". Es sind vier-
zehn BlÀtter, von den
starren
Vegetations-
formen, dem trĂŒben Himmel und der
Versumpfung (Bild 1) ĂŒbergehend zur
Steinkohlenzeit (Bild 2 und 3), zur
Periode des Rothliegenden (Bild 4), des bunten Sandsteines (Bild 3), des Muschel«
kalkes (Bild 6), zur Uferbildung der
Keuperzeit (Bild 7), zur Vegetation der
Iurazeit (Bild 8), zum Ende der Jura-
zeit mit den beginnenden Farnformen,
Cycadeen, Coniferen (Bild 9), zur
Kreideperiode (Bild 10), zur Àlteren und
mittleren TertiÀrzeit ^ Eocen und Miocen^
(Bild 11 und 12), zur Diluvialzeit mit
dem HöhlenbÀren und Ur (Bild l3), end»
lich zur paradiesischen Landschaft unserer
Zeit (Bild 14), in welcher der Mensch als
âFleisch gewordenes Wort" erscheint. Der
glĂŒckliche Gedanke in seiner ebenso origi-
nellen als instructiven AusfĂŒhrung fand
die freundlichste Aufnahme und die
mannigfachste Verbreitung. Nicht nur,
daĂ schon nach wenigen Jahren, 1837,
eine neue Auflage nöthig wird, werden
1832 die âBilder der Urwelt" dem groĂen
Publicum, das in Massen herbeiströmt,
in Farben als ÀissolvinF vl6w.H gezeigt
und machen 1839 in HydrogewOxygen-
gas'Beleuchtung die Runde durch Europa.
Um die LĂŒcken der Ă€ltesten Zeit auszu»
fĂŒllen, fĂŒgte Unger 1862 zwei neue
Bilder hinzu, deren eines die silurische,
das andere die devonische Periode
vorfĂŒhrt. 1832 unternahm er eine gröĂere
Reise und besuchte DĂ€nemark, Norwegen
und Schweden. Auf derselben befreundete
er sich in Jena mit Oskar Schmidt
M . XXX, S. 309 j^ und schlug den
RĂŒckweg ĂŒber Berlin ein, wo er mit Aler.
Braun, Caspary, Karl Koch und
Hochstette r zusammentraf. Ungestört
war Unger bis zu dieser Zeit auf den
Pfaden des Gelehrten gewandelt, anders
sollte es kommen, als er es versuchte, mit
den âBildern der Urwelt" die Ergebnisse
seiner wissenschaftlichen Forschungen zu
popularisiren und er gleichfalls in dieser
Richtung 1832seine âBotanischen Briefe"
und seinen ^Versuch der Geschichte der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon