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Alnterberger. Leopold 90 Nnterberger, Leopold
dieser Ausführungen war Unterberge r.
Am 9. Juli wurde auch in die fertige
dritte Parallele das Geschütz eingeführt.
Indessen hatte der Feind das Bela-
gerungsheer auf das heftigste beschossen
und letzteres dieses Feuer immer in ent-
sprechender Weise und mit großem Erfolge
erwidert. Bereits waren die Festungs-
werke durch unsere Geschütze an mehreren
Stellen stark beschädigt, in Folge dessen
die Belagerten an manchen Punkten ihre
Geschütze nicht mehr benutzen konnten.
Endlich, am 23. Juli, kam der Moment,
wo sich zur Sprengung der Minen und
endlich zum Sturme auf dem bedeckten
Wege Anstalten treffen ließen. Dies
sollte vor Einbruch der Nacht geschehen.
Die Ausführung des Sturmes wurde
mit drei Angriffscolonnen festgesetzt, deren
erste aus englischen Truppen bestand, die
zweite Feldmarschall » Lieutenant Graf
Erb ach, die dritte General Wenck<
heim befehligte. Um 9 Uhr sprang die
erste, nach je zehn Minuten die zweite
und dritte Mine, alle verheerenden
Ausbrüchen eines Vulcans gleichend.
Die Verluste, welche die Belagerten in
dieser Nacht erlitten, sollen nach Aus-
sagen mehrerer Ueberläufer grauenhaft
gewesen sein. Nicht weniger als 4300
Mann betrug die Zahl der Todten, wäh»
rend der Verlust der Unseren im Ganzen
sich auf etwas über 200 Todte und Ver»
mundete beschränkte. Nun ließ General
Nnterb erger am 26. in das Logement
des großen Hornwerkes zehnpfündige
Bombenböller bringen, Nachmittags aber
den Commandanten der Festung zur
Uebergabe derselben auffordern. Dieser
begehrte eine 24stündige Waffenruhe zur
Berathschlagung. Am Abend des 27.
kamen aus der Festung Uebergabsbedin-
gungen, die jedoch so übermüthig lauteten,
daß sie abgelehnt und ihr andere gesendet ! wurden, mit dem Beifügen, daß, wenn
, die Belagerten bis-? Uhr Morgens des
! 28. sich denselben nickt unterwürfen, der
Angriff ohne fernere Annahme von Capi»
tulationsvorsch lägen fortgesetzt werde.
Nun endlich capitulirte der feindliche Ge>
neral Ferrand, dem der Abzug mit
allen Kriegsehren unter Mitnahme des
erforderlichen Gepäcks, doch mit Zurück-
i lassung alles Geschützes und aller Waffen
! gestattet wurde. Am 30. übernahm
! Unterberger das eroberte Artilleriegut,
und dieses umfaßte 173 Geschütze ver-
schiedener Art,. 60.000 Kugeln, 4030
! Granaten, 670 Bomben, 4336 Feuer-
!gewehre, 2828 Centner Pulver, 7800
> Stück Patronen und 432 Faßchen mit
Infanterie- und anderen Patronen. Am
1. August zogen die französischen Trup-
pen, mit ihnen der trotzige Cochon,
Conunissär des Nationalconvents, ab.
Von Seite der Belagerer betrug die
Summe aller Schüsse und Würfe
437.372, wobei, den Bedarf für die
Minen eingerechnet, 7224 Centner Pulver
aufgingen. Zur Belagerung verwendete
man 344 Geschütze, von denen 41 ganz
unbrauchbar wurden. Unsere Artillerie
zählte vor Valenciennes 2 Ofsiciere,
36 Mann an Todten, 8 Officiere und
464 Mann an Verwundeten. Unter«
berger, dessen Verdienste bei diesen
günstigen Resultaten glänzend hervor»
ragten, erhielt in der 29. Promotion
(vom 48. August 4793) das Ritterkreuz
des Maria Theresienordens. I n gleich
ausgezeichneter Weise bethätigte er sich
bei le Quesnoy 4793, bei Landrecy
4794 und bei Mannheim 4793 durch
Genialität seiner Entwürfe und Energie
in deren Ausführung. Bei der Eroberung
Mannheims theilte er sich mit General'
major Lauer Md. XIV, S. 246^ in
den Triumph des Sieges und erhielt mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon