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Rnterthiner. Margarethe 104 r) Wilhelm
Stadtchen geworfen, befanden sich in
voller Flucht auf dem linken Ufer der
Ei sack gegen Brixen. Indeffen hatte
General Veau das von den Bevollmäch-
tigten des Landvolkes und einem franzö»
fischen Capitän im Kloster Säben auf-
gestellte Friedensdocument unterzeichnet
uud die feierliche Versicherung gegeben,
daĂź kein Franzose unter welch immer
einem Vorwande sich auf Pordell (Pra-
dell) und den Anhöhen von Latzfons
mehr sehen lassen werde. Das war ein
groĂźer Tag fĂĽr die Latzfonser, der noch
heute in der Erinnerung der dortigen
Bewohner fortlebt. Zur lohnenden Aner-
kennung erhielt jede Compagnie von der
tirolischen Landschaft eine eigene Fahne,
mit dem fürstbt'schöflich-bri'renschen und
dem tirolisch - landschaftlichen Wappen
sammt der groĂźen Ehrenmedaille geziert,
und heute noch sieht man diese Fahnen
in der Kirche zu Latzfons und in jener zu
Verdings. Der Margarethe Unter-
thiner, welche die Latzfonser Weiber
und Mädchen angeführt — sie comman-
dirte mit einem groĂźen gebogenen
Schwerte, das man in dem benachbarten
Schlöffe Garnstein gefunden — wurde
„für den ebenso seltenen als rühmlichen
Beweis ihres Muthes und ihrer treuen
Anhänglichkeit an Religion, Fürst und
Vaterland" besonders, aber auch den
anderen Latzfonserinen mit einem eigenen
Decrete vom 23. Jänner 1800, das
allerhöchste landesfürstliche Wohlgefallen
zu erkennen gegeben. Dieses Decret be»
findet sich noch gegenwärtig im Pfarr-
widdum zu Latzfons.
un terhalIungsblätter ors Pusterthaler
Boien (Vruneck. tl. 4".) 18:>6, Nr. 2 und 3:
„Die Latzfonser Huszaren. Eine Tiroler Kriegs--
affaire im Jahre i7!)7, mitgetheilt von
I. P. Gosser. — Staf f ier (Johann Jacob).
Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topo<
qraphisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch. 8<>.) Bd. I I ,
S. 967 u. f.
Unter den braven Vertheidigern im Latzfonser
Kampfe des Jahres 1797 sind aber neben
Margarethe Unter thiner auch niedrere
Männer, und zwar Bartholomeo Eisen»
stecker >M. IV, S. 18, im Terte) zu Ver-
dingö. Martin R autter und Vartholomeo
Unterthiner zu nennen, welche als An«
fĂĽhrer wrgen besonderer Bravour mit der
kleinen Ehrenmedaille decorirt wurden
Untorthiuer, Wilhelm
canermönch und Missionär, geb.
zu Klausen in Tirol am 2. October
1809, gest. zu Cincinnati in Nord-
amerika am 47. Jänner 18<17). Allem
Anscheine nach ein Verwandter der uorge-
nannten Margarethe Unterthiner.
Das Gymnasium beendete er zu Bozen.
Am 3. September 1827 trat er in den
Franciscanerorden ein, in welchem er am
13. October 1830 die GelĂĽbde ablegte.
Indeffen setzte er eifrig die theologischen
Studien im Kloster fort, erlangte am
9. September 1832 die Priesterweihe
und trat nun zunächst in die Seelsorge,
während eines Zeitraumes von acht
Jahren das Amt eines Pfarrpredigers
und zugleich das eines Professors der
Exegese des neuen Testaments in seinem
Kloster versehend. Allmälig wurde der
Wunsch in ihm rege, seine Kräfte der
nordamerikanischen Mission zu widmen,
und nachdem er die Bewilligung seiner
Qrdensoberen eingeholt hatte, sagte er
im FrĂĽhjahr 1843 der alten Heimat
Lebewohl uud schiffte sich in Hävre mit
mehreren anderen OrdensbrĂĽdern nacb
den Vereinigten Staaten ein. Zu New-
Uork in der Kirche zum allecheiligsten
Erlöser hielt er seine erste Predigt. Bald
wurde er für die Diöcese Cincinnati be-
stimmt, und zwar als HilfsPriester.an
der Dreifaltigkeitäkirche in der Stadt
Cincinnati. Daselbst erwarb er sich als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon