Page - 126 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Ullik-Vassimon, Volume 49
Image of the Page - 126 -
Text of the Page - 126 -
Urbanek, Ferdinand 126 ) Ferdinand
dustriezweige allgemein als Autorität
galt und in allen denselben betreffenden
nur einigermaßen wichtigen Fragen stets
zu Rathe gezogen ward. Nachdem er sich
1830 verheiratet hatte, übernahm er von
dem Grafen Lamberg die Herrschaft
Quasic in Mahren und errichtete auf
derselben in Gemeinschaft mit seinem
Schwager eine Zuckerraffinerie. Bald
darauf wurde er Vorsitzender des land»
wirtschaftlichen Vereines zu Zahlinic-
Quasic, der später unter Franz Skopa>
l ik's Md. XXXV, S. 77^ Leitung einen
so großartigen Aufschwung nahm. Mit
dem Jahre 1861 begann Nrbä.nek's
politische Thätigkeit. Man forderte ihn
auf, in der Stadt Kremsier für den
mährischen Landtag zu candidiren; jedoch
spater von dem Brünner Comite als
Candidat empfohlen, bewarb er sich im
Wahlbezirke der Städte Hullein, Holle-
schau, Frystock und Walachisch-Meseritsch
um ein Mandat. Da aber sein Sieg in
dieser Candidatur sehr zweifelhaft war,
erwählte ihn die Olmützer Handels-
kammer zu ihrem Abgeordneten. Mittler»
weile, übersiedelte er nach Prag, wo er
seitdem seinen bleibenden Wohnsitz auf«
schlug. Als er aber nun im Landtage zur
nationalen Partei stand, erhob man mit
einem Male Bedenken gegen seine Wahl,
und da es sich überdies herausstellte, daß
er in Mahren keine Steuer zahle, ver«
langte man, daß er sein Mandat nieder»
lege .Als jedoch das Alles nicht verschlug,
schickte man ihm nach Prag Mißtrauens»
adressen. Darauf hin traten einige mäh«
rische. Gemeinden zusammen und er»
widerten die erwähnten Vorgänge mit
seiner Wahl zum Ehrenbürger. 1863 von
dem gemischten Wahlbezirke Iaromierz»
Königinhvf als Abgeordneter in den
böhmischen Landtag entsendet, erhielt er
dann bei den erneuerten Wahlen immer wieder dieses Mandat und gehörte dort,
wie der „Ziovnik nanön^" ausdrücklich
betont, „selbstverständlich derDeclaranten-
partei" an. Am 13.October 1873wählten
ihn die Landgemeinden der Bezirke
Königgrätz, Iaromierz, Neustadt, Nachod
und Opoöno in das Abgeordnetenhaus
des österreichischen Reichsrathes. Im
Jahre 1861 übernahm Urbänek die
Fabrik zu Modranoch, 1862 in Gemein-
schaft mit Franz Grafen Harrach die zu
Sä.dow und 1870 mit dem Declaranten
I . Machaöek jene zu Zdicka. Außerdem
ist er Mitbegründer vieler Actiengesell-
schaften von Zuckerraffinerien, so jener zu
Königgrätz, deren Präsident er war, bald
darauf jener zu Kremsier, sowie auch der
Gasanstalt in letzterer Stadt. Aber auch
sonst noch hat er bedeutenden Antheil
an den industriellen Unternehmungen
seines engeren Vaterlandes, welche meist
weniger die Interessen des großen Pu>
blicums, als das einzelner Actionäre
wahrnehmen. So ist er Gründer und
Ausschuß der Creditanstalt in Königgrätz,
der Gewerbebank für Böhmen und
Mähren in Prag, Director der böhmischen
Hypothekenbank, Stiftungsmitglied des
Museums für das Königreich Böhmen,
des „Alkliol", dessen Vorstand er war,
des „äokoi" in der Prager Neustadt,
ferner Vorstand des Ausschusses zur Er-
richtung eines großen Nationaltheaters
und Mitglied vieler anderer geselliger,
humanistischer und sonstige Interessen ver»
tretender Vereine, welche feit der Ent-
Wickelung des Vereinswesens ins Leben
gerufen wurden. Eine weitere Haupt»
aufgäbe, die er sich stellte, war die Grün»
düng einer selbständigen Zuckerfabrica»
tions « Actiengesellschast für Böhmen,
welche er auch im Jahre 1870 zu Stande
brachte, und welche ihn dann zu ihrem
Präsidenten wählte. I n Februar 1867
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon