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Urbanski, Adcübert (Wojciech) 1ZY i^ Adalbert (Nojciech)
kirchlichen Visitation wurde zu Tarnopol
am Lojolafeste eine mit theatralischem
Pomp in Scene gesetzte Prüfung Ur-
baiiski's und zweier seiner Collegen
vor eiüer sehr zahlreichen Versammlung
von Jesuiten und Würdenträgern der
Stadt in Gegenwart des Erzbischofs ab-
gehalten. Probleme aus der Ballistik,
Astronomie und Himmelsmechanik waren
durch zwei volle Stunden Gegenstand
der Production und fanden gelaufige
Lösung mit Kreide auf der Tafel — in
lateinischer Sprache. — Der Hauptera-
minator Markjanowicz, zu jener Zeit
Iesuitenprovinzial, erklärte die Prüfung
als sehr gelungen und fügte die Beiner«
kung hinzu, daß diese Gegenstände an
keiner philosophischen Lehranstalt der
österreichischen Monarchie gelehrt würden.
Die geprüften Zöglinge aber wurden
sodann zur Tafel im Convente gezogen,
belobt und mit Heiligenbildern und Re-
liquien reichlich beschenkt!! Zwei Mo»
uate spater bezog der 19jährige Nr.
danski die Lemberger Hochschule, auf
welcher er sich der Rechtswissenschaft
widmete, ohne jedoch die mathematischen
Studien zu vernachlässigen, denen er
gewöhnlich die späteren Abendstunden
opferte, weil er die freie Tageszeit auf
Lectionengeben verwenden mußte, um sich
den Lebensunterhalt zu verdienen. Die
Sorge um das. tägliche Brot war auch
der Grund, daß er am Schlüsse des
Studienjahres 4840 eine ihm angeira»
gene Erzieherstelle in einem angesehenen
gräflichen Hause annahm und seitdem
die Jurisprudenz ganz aufgab. Nachdem
er daselbst die nächsten fünf Jahre in
seinen Mußestunden fleißig Mathematik
und Physik getrieben hatte, unterzog er
sich mehrere Male den zu jener Zeit ge-
forderten Concursprüfungen für erledigte
Lehrkanzeln dieser Fächer, jedoch immer fruchtlos, indem die Verhältnisse in Ga-
lizien derlei Bestrebungen nicht günstig
waren. Deshalb entschloß er sich im
Jahre 1846, nach Wien zu gehen, um
daselbst gleichsam an den Quellen solcher
Bewerbungen die nöthigen Bekannt-
schaften zu machen. I n Wien hörte er
die Vorlesungen Ett ings Hausen's
über höhere Physik, sowie Chemie unter
Professor Schrötter im Polytechnicum,
und legte 4847 die strengen Prüfungen
zur Erlangung der philosophischen Doctor-
würde ab. Noch im Sommer dieses
Jahres kehrte er nach Galizien zu seiner
Familie zurück. I n Lemberg verwendeten
Professor I)i>. August Kunzek ^Band
XII I , S. 390^> und der Bibliothekar
Dr. Franz Stronski Md. XI., S. 83)
ihren Einfluß, daß das galizische Landes»
gubernium ihm die Supplirung der in
Przemysl erledigten Lehrkanzel der Phi»
losophie übertrug und ihn' sogleich „in
Eid und Pflicht" nehmen ließ. Durch
drei Semester lehrte er diesen Gegenstand
und im vierten, dem Sommersemestec
4849, Mathematik und Physik an der
dortigen philosophischen Lehranstalt, nach
deren Verbindung mit dem Gymnasium
in Folge des neuen Nnterrichtsplanes in
Oesterreich Dr. Urbarst ! , um an die
Lemberger Hochschule kommen zn können,
sich um die an der Bibliothek derselben
erledigte Scriptorstelle in Bewerbung
setzte und dieselbe auch im September
1849 erhielt. I n Leinberg beginnt eine
neue Phase im geistigen Leben Nr«
baöski's. Neben seinen Berufspflichten
als Beamter an der durch den Brand im
Jahre 1848 zerstörten Universitätsbiblio-
thek ließ er sich beim Mangel an Lehr-
kräften in den neu geschaffenen acht-
classigen Gymnasien, wie einige der
Universitätsprofefsoren, als Supplent im
Obergymnasium verwenden, anfänglich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon