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Brand und Blut den Weg der entfesselten
Volkswuth bezeichneten, immer, und nicht
ohne Grund die Furcht der ungarischen
Gutsbesitzer. Von hier aus ging denn
auch im Jahre 1784 ein furchtbarer
Bauernaufstand aus, welcher die Gespan-
schaften Alba, Hunyad und Zciränd ver»
yeerte. Nicola Ursz, zu Nagy-Ara-.
nyos, und Iuon Kloska, zu Kerpenyes
in der Zalathnaer Cameralherrschaft seĂź-
haft, hatten unter allerlei Vorspiegelun»
gen die walachischen Landleute jener Ge-
genden aufgewiegelt. Die Bewegung be»
qann damit, daĂź im Juli und August
l?84 die Bewohner jener Gegenden ohne
Aufforderung — wenigstens ist von einer
solchen nirgends etwas bekannt geworden
— sckaarenweise nach Karlsburg zogen,
um sich freiwillig zur Militärgrenze als
Soldaten einschreiben zu lassen. Schon
bei dieser Gelegenheit kamen manche
Widersetzlichkeiten und Ausschweifungen
vor. Alle Versuche, die Leute zu beru-
higen, blieben erfolglos, der Aufruhr
nahm zu und wurde um so gefahrlicher,
als Kloska am 28. October zu Bräd
im Zaränder Comitaie den beim Wochen»
markt anwesenden Leuten einredete, Ursz
(H6ra) habe den höheren Befehl, sie
nach Karlsburg zu fĂĽhren, damit sie dort
zur Ermordung der Ungurn mit Waffen
versehen würden, und sie alsdann auf«
forderte, am nächsten Sonntag —
3!. October — zahlreich bei der Kirche
:m Dorfe Mesztäkon zusammenzu«
kommen. Die Ungarn versuchten es, der
Bewegung Einhalt zu thun, und bei >
.Nurety traten die Stuhlrichter Gäl und
Nalatzi, von sechs Soldaten begleitet,
dem aufgeregten Haufen entgegen und >
machten Miene, Kloska zu verhaften; ^
beide Stuhlrichter bĂĽĂźten diesen Versuch
mit dem Leben, deun sie wurden er-
schlagen und die Soldaten grausam miĂź- ! handelt. Nun aber gaben die AufrĂĽhrer
^ den beabsichtigten Zug nach Karlsburg
, auf, und ihre ganze Wuth richtete sich
gegen die ungarischen Edelleute. Sie
wandten sich nach Kristsor, Bräd und
! vielen andenn Orten, wo ĂĽberall die
ungarischen Edelhöfe überfallen, ver«
wüstet und viele Ungarn getödtet wurden;
Abrudbänya ward — mit Ausnahme des
Cameralgebäudes und der Casse, welche
unbeschädigt blieben — ganz zerstört.
Binnen wenigen Tagen war der Rebellen»
Haufen auf eine Masse von 3000—4000
Mann angewachsen. Dabei erklärten die
Führer der Aufständischen offen und laut:
i „sie würden die Kammer, deren Cassen,
die Deutschen und die Walachen schonen,
nur die ungarischen Edelleute wollten sie
ausrotten". Der Aufruhr wuchs mit
jedem Tage, die aufgebotenen militäri-
schen Kräfte genügten längst nicht mehr.
Bald schonten die Rebellen auch arari»
sches Eigenthum nicht. I n Topanfalva
zerstörten sie das cameralherrschaftliche
Haus und nahmen die Goldeinlösungs»
casse mit, dann plünderten und ver«
wüsteten sie Ossenbänya, Toroczko»
Szentgyörgy und andere Orte. Urs.z
richtete nun an die Comitatsbehörde in
D^va eine Aufforderung, für deren Er»
füllung er die Fcist bis zum 14. Novem»
ber festsetzte, indem er fĂĽr den Fall der
Verweigerung dem Orte ein gleiches Ge»
schick, wie den übrigen, nämlich völlige
VerwĂĽstung in Aussicht stellte. Die Auf-
forderung aber enthielt folgende Bedin»
gungen: Aufhebung des Adels und seiner
Vorrechte, Besteuerung desselben, Ein>
fernung der Edelleute und Auftheilung
ihrer Besitzungen unter das Volk. Darauf
entsendete das Gubernium den Guber»
nialraih Michael von Bruckenthal als
Gubernialcommissär zugleich mit dem
griechischen Bischof ) i i t i tsch und dem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon