Page - 162 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Ullik-Vassimon, Volume 49
Image of the Page - 162 -
Text of the Page - 162 -
Mieäenovic, Georg 162 Arküll
brachten aber den Sultan in förmlichen Auf'
rühr, so daß er sofort mit einem Heere von
über 90,000 Mann und 54 Kanonen nach
Siebenbürgen aufbrechen ließ. Nun begannen
die Kämpfe um dieses Land daselbst aufs
Neue. Georg suchte das entstandene Undeil
zu beschwören und unterdielt mit den Türken
einen ziemlich starken Briefwechsel, wodurch
er aber nur Castaldo's Mißtrauen erweckte.
Das Perbalten des Bischofs gab Anlaß zu
Verdächtigungen desselben beim Kaiser, uer«
sckicoene Intriguen und einige Mißerfolge
Casraldo's machten die Sache auch nicht
besser, und die Saat des Unheils für Georg
schoß immer üppiger in die Höhe. Derselbe
war von Spionen umgeben, die in der unan-
fechtbaren Voraussetzung, er fti ein Verräther,
in jedem seiner Schritte nur eine neue That
des Verrates gewabrien. so Castaldo's
Mißtrauen reizten und diesen, der von oben
unumschränkte Vollmachten zu baben schien,
zu dem Entschlüsse brachten, sick des Ver-
räthers. für den er ihn unzweifelhaft hielt,
auch mit Gewalt zu entledigen. Des Bischofs
Untergang war eine beschlossene Sache, es galt
nur noch. Zeit, '"rt und die Art seines Unter-
ganges zu bestimmen. Georg befand sich
eben damals in Vinica (dem heutigen Al»
uincz). Dahin kam am 13. December 1251
auch Cas ta ldo mit seinem Gefolge, in
welchem sich die Mörder dcsBischofo befanden,
und wurde von demselben auf oaä gastfreund'
lickste aufgenommen. Die Nacht vom 16. auf
den 1?. December hatte man zur Ausführung
des Mordes bestimmt, mit welcher der Feld-
wachtmeister Sforza Pal lav ic in i , (5 a-
st a l d o's Geheimsecretär Marc Antonio
Ferrar i , Andrea Lopez. Kapitän Mo-
nino. Scaramuccia, Mercado und
der Kavaliere Campeggio betraut waien.
Vierundzwanzig verkleidete spanische Soldaten
wurden ins Schloß geschmuggelt, denn der
Cardinal hatte darin eine starke Wache. Bei
Tagesanbruch trat P a l l a v i c i n i , von
Fe r ra r i begleitet, ins Gemach Georgs,
um dessen Aufträge und Unterschriften für
mehrere Sclirifistücle Zu erbitten. Derselbe,
stand auf seinen Schreibtisch gelehnt, ein
römisches Brevier vor sich. und als er zur
Unterzeichnung der Schriftstücke, welche Fer-
rari ihm vorlegte, die Feder ergriff, stieß
ikm dieser den Dolch in die Brust und den
Hals. Der kardinal rief aus: „0 äoinins. HU2,r6 koc milii!^, faßte aber noch mit
starker Hand den Mörder und schleuderte ihn
unter den Tisch. Nun sprang Pal lav ic in i
herbei und spaltete mit seinem gezogenen
Säbel dem Cardinal den Kopf. Jetzt trat
noch Lopez mit mehreren Schützen hinzu,
welche einige Schüsse in den Rücken des
Ueberfallenen abfeuerten, der mit den Worten
„Jesus Maria" zusammenbrach und aus un-
zähligen Wunden blutend, nach schwerem
Todeskampfe den Geist aufgab. Castaldo
verließ nach geschehener That das Schloß,
worin es ihm unheimlich geworden, und begab
sich nach Mühlendach, von wo er die Auf-
forderung ergehen ließ, das Land möge sich
dem Könige Ferdinand ergeben. Die Leiche
des Cardinals blieb ?o Tage unberührt in
dem Zimmer liegen, in welchem der entsetz-
liche Mord geschah. Dann wurde im Auf«
trage des Königs dieselbe nach Weißenburg
(Karlsburg) überführt und in der dortigen
Michaelskirche, im Mittelschiffe neben der
Grabstätte des Königs Johannes Hu>
nyady Corvinus beigesetzt, mit dem Epi,
taph: „Omnibus inoi-ienäuin, est". Aber mit
dem Tode des Kardinals war die Angelegen-
heit nicht abgetban. Rom sprach auch in der-
selben ein Wort, indem Papst Ju l i us I I I .
über den König, die Minister. Castaldo
und Alle, die beim Morde thätig gewesen,
die große Ercommunication'aussprach. Die
Schicksale der Mörder, welche mehr oder
weniger die Rache des Himmels ereilte, erzählt
die unten bezeichnete Quelle. Auch waren mit
dem Tode des Cardinals die Sachen in Sieben-
bürgen und Ungarn nicht besser, vielmehr
schlimmer geworden. Zuletzt erhielt Zapoln a's
Sohn Johann Siamund 1370 Sieben-
bürgen als erbliches Fürstenthum, starb aber
schon am 13. März 1371. lNtie.^enouic
(Og,). Lebensgeschichte des (Kardinals Georg
Utie5enovi<-, genannt Martinusius (Wien 1881
Braumüller. 8".). — Porträt. Unterschrift:
Facsimile des Namenszuges „I'i-. Oeoi^iuä
6^2. V2r2.äin.. .^. Schlechte Lithographie
nach einem Originalölbilde aus dem sech-
zehnten Jahrhunderte, welches sich im Besitze
des Grafen Ivan Dra^kovi^ zu Trakostnan
unweit Warasdin — der Bischof war mit
den DraZkoui6 verwandt — befindet.)
UMll, siehe: Uez'kull-Gyllenband,
Alfred Graf Md. XI.VIII, S. 223^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon