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V2V2.K. Vaväk.
ihm ihr allerhöchstes Wohlgefallen be
kannt zu geben, die Ersteren zwei schmück-
ten ihn auch mit einer goldenen Ehren
medaille, und die Stadt Pilsen verlieh
dem verdienstvollen Landmanne zu einer
Zeit das Ehrenbürgerthum, als dieses
noch nicht durch Verleihung für politische
Parte'umtriebe entweiht wurde. Vaväk
orhielt diese Auszeichnung am 3l). Mai
1794 für ein Gedicht, in welchem er den
Kampf und Sieg der rechtgläubigen
Stadt Pilsen gegen die Hussiten poetisch
schilderte, und nicht genug damit, der
Pilsener Rath schickte das Diplom an die
Obrigkeit in Podiebrad, welche nun ihrer-
seitä die Anordnung traf, daß dasselbe
in Anwesenheit sämmtlicher Gemeinde.
Vorsteher des Podiebrader Bezirkes be-
kannt gemacht wurde. Die Folge davon
war, daß diese Auszeichnung in allen
damaligen Zeitungen und Kalendern des
In und Auslandes veröffentlicht, Vaväk
als das Vorbild eines Bauern und Land»
wirths bezeichnet und allen Gemeinden
zur Nachahmung empfohlen ward. Alle
diese genannten Gnaden und Auszeich'
uunaen blieben aber auf das schlichte
Wesen Vavak's ohne weiteren Einfluß,
er erwies sich nach wie vor einfach,
besckeiden, streng in Erfüllung seiner
Pflichten, eifrig, ehrerbietig gegen Obrig-
keit und Kirche, kurz, er war das ver-
wirklichte Ideal eines echten und rechten
Bauern. Eines seiner schätzbarsten Ge>
dichte, schätzbar weniger wegen seines
poetischen Schwunges, als wegen seiner
historischen Treue, ist jenes auf die be-
rühmte Schlacht bei Kolin 18. Juni
welches, wie einer seiner Biographen be-
merkt, mit seinen 48 achtzeiligen Strophen
durch die ausführliche und lebhafte Schil-
derung der Schlachtscenen den Leser in
hohem Grade fesselt. Gottfried Uhlig von Uhlenau theilt in seiner Schrift:
„Erinnerung an die Schlacht von Kolin"
das ganze Lied im Original und in
prosaischer Uebersetzung mit und begleitet
es mit folgenden Bemerkungen: „Als
ein Andenken an jene vielbewegte kriege-
rische Zeit hat sich in mehreren Bürger«
familien daselbst (Kolin) ein böhmisches
Lied erhalten, das einen Zeitgenossen
und Augenzeugen der damaligen Be«
gebenheiten zum Verfasser hat und des'
halb äußerst interessant bleibt. Es ist der
bekannte Bauer aus Milöid-, F ranz
I ohann V a v ä k , Ehrenbürger der
königlichen Stadt Pilsen, der sich durch
seine Volksdichtungen einen Namen ge-
macht hat." . . . „Besonders muß hervor-
gehoben werden, daß dieses Lied, dessen
Verfasser durch den Krieg gewiß viel
Ungemach erlitt, da dessen Dorf (Milöiä)
sogar in Brand gesteckt wurde, weder
trivial, noch gereizt, noch übermüthig
gehalten ist". Und an einer anderen
stelle heißt es: „Also endet Vaväk
seine gemüthliche Dichtung, unverkenn-
bar geht aus selber hervor, daß der Ver«
fasser kein gewöhnlicher Landmann war".
Dieses Gedicht, wie noch mehrere andere
Gelegenheitsgedichte erschienen auch ge--
druckt, ersteres in mehreren Auflagen,
und zwar die jüngst gedruckte unter dem
Titel: „Nitv^ n Kolin^ n.
I I .
inest, lexioioli na. doMti a vükoi neli";
8 rwt2.ini, ktorou/ v t<5 I)itve
toiw ön.5u 8lo2ll rolil.!^", d. i. Schlacht
bei Kolin, in welcher vor 490 Jahren
der Preußenkönig Friedrich I I . von
unserer kaiserlichen Armee aufs Haupt
geschlagen worden. Hinzugefügt sind alle
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon