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Heinrich 12 Mawra. Heinrich
stellung zu bringen, die er als „Vor
arbeiten zu einer Flora von Brunn" in
den „Schriften des zoologisch botanischen
Vereines" veröffentlichte. Da er sich
hierbei aber ausschließlich auf die Resul-
tate seiner eigenen zweijährigen For-
schungen beschränkte und die Beihilfe der
älteren Botaniker Brünns verschmähte,
so mußte seine Arbeit mitunter wohl
Lücken aufweisen, welche manchem Bo
taniker die erwünschte Handhabe boten,
W ä w r a's Zusammenstellung einer
scharfen Kritik zu unterziehen. Durch
Professor Unger Md. XI.IX, S. 44 j^
wurde der junge Naturforscher zu mikro
skopischen Arbeiten angeeifert. Da er
sich aber hierbei erst die Kunst t
Zeicbnens aneignen mußte, so arbeitete
er vier volle Jahre unter Unger'
Leitung mit dem Mikroskope, bis die
zwei praktischen Jahrgänge der Medicin
seine ganze Thätigkeit in Anspruch
nahmen. Als schließlich die Zeit der
Rigorosen heranrückte, ward er der Bo-
tanik beinahe gänzlich entfremdet. Aber
nach seiner Promotion zum Doctor der
Medicin war es doch wieder die Neigung
zu den Pflanzen, welche ihn wenigstens
theilweise bestimmte, seine fernere Lauf»
bahn bei der k. k. Marine zu suchen.
Am 6. December 1836 trat er als Ober-
arzt bei derselben ein, wo sich ihm nicht
allein ein gänzlich neues Leben erschloß,
sondern ihm auch Gelegenheit geboten
ward, die interessantesten der österreichi«
schen Expeditionen mitzumachen und
dabei reiche Schätze an Pflanzen heimzu-
bringen. Seine erste Seereise machte er
auf dem Briggschooner „Saida" nach
allen größeren Küstenplätzen des west-
mittelländischen Meeres. Bei dieser Ge»
legenheit lernte er Neapel, Florenz, viele
Städte Spaniens, Tanger, Algier u. a.
kennen. Seine Zweite Fahrt auf der Corvette „Carolina" ging nach Madeira,
Brasilien, Buenos'Aires, Cap, Benguela
und Loanda, Ascension und St. Antonio
(Capverden). Diese Fahrt wurde von
der „Novara" bis an den Aequator ge-
leitet, und als dieselbe dann südlich gegen
Rio steuerte, schiffte die „Carolina" nach
Pernambuco. Nnter den ersten Eindrücken
eines ihm ebenso fremdartigen als viel-
seitigen Lebens leistete er für die Botanik
vorab wenig, auch konnte die winterlich
karge Vegetation der von der „Carolina"
berührten Küstenpunkte Brasiliens seine
Theilnahme für die Pflanzen nicht an-
regen, erst die außerordentlich bunte
Sommerflora (zu Weihnachten) der (5ap-
stadt verlockte ihn zu botanischen Ercur-
sionen, die er von nun an allenthalben
regelmäßig fortsetzte. I n Folge seiner
dienstlichen Stellung durfte er sich nur
selten für längere Zeit als ein bis drei
Tage vom Bord seines Schiffes ent-
fernen, um in das Innere eines Küsten-
landes zu dringen. Meist ging er dann
allein, selten nahm er einen eingeborenen
Führer mit und nur bei Excursionen, die
länger als einen Tag dauern sollten,
seinen Diener. Am Cav widmete er seine
Aufmerksamkeit besonders der Flora des
Tafelberges, welchen er während eines
einmonatlichen Aufenthaltes in der Cap
stadt viermal bestieg. Schlimm erging es
ihm auf einer Excursion in Benguela,
die er in Gesellschaft mehrerer Schiffs'
genossen unternahm. Er beabsichtigte, mit
Letzteren direct landeinwärts vorzudrin-
gen, allein kein Führer war zu bewegen,
sich dieser Expedition anzuschließen, und
wirklich' hätte nicht viel gefehlt, so wäre
die ganze kühne Gesellschaft dem Durste,
der Erschöpfung und unter den Angriffen
wüthender Hyänen erlegen. Die zweite
Excursion wurde nun vorsichtiger unter-
nommen, und Zwar auf einem mit Lebens»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon