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VĂ€vra. Vinccnz VĂ€vra,
des Einfalles der PreuĂen in Böhmen im
Jahre 1866, im Alter von 74 Jahren,
an der Cholera. â Des Vorigen Sohn,
gleichfalls Johann mit Vornamen (geb.
zu Prag am 19. October 1843), lebte
mehrere Jahre als Assecuranzbeamter in
Ungarn, trat aber 1863 zu dem in König»
grĂ€tz neu gegrĂŒndeten Credit-VorschuĂ»
Vereine l^alo^ni uverni Ă8ta.v) ĂŒber, bei
welchem er 1874 noch in Diensten stand.
1871 grĂŒndete er das Wochenblatt:
âUrlrĂ€^öan") d. i. Der Königsbergcr,
welches er im ersten Jahrgange allein
redigirte und in welchem er mehrere histo»
rische ErzĂ€hlungen drucken lieĂ. Andere
Arbeiten veröffentlichte er in verschiedenen
JahrgÀngen des im Verlage von Pospi-
sil erschienenen âNational'Kalenders"
(âXaroĂ€ili KaieilÀÀr"), selbstĂ€ndig aber
gab er heraus: âOMwz?/<Hi
^ov?M«"^ d. i. Das Kloster von Opa'
tov oder die Rache des Verbannten.
Original»ErzÀhlung (KöniggrÀtz 1863,
PosplZil).
Geschichte der i^ choslcivischen Sprache und
Literatur. Neuere Zeit (W'en <86«. gr. 8°.)
2. 302.
Mvra, Vincenz (öechischer Schrift-
stell er, geb. zu Prag am 4. October
1824). Sein Vater, ein MĂŒller, wie es
auch schon dessen Vater und GroĂvater
gewesen, war ein Patriot von reinstem
Wasser. Derselbe, wesentlich an der Be-
grĂŒndung der Prager stĂ€dtischen Beseda
betheiligt, 1848 im St. WenzelÀbade
zum Mitgliede des St. Wenzelsaus,
schufses, spater zum Mitgliede des Natio>
nalvereines gewÀhlt, besaà eine ganz
besondere Vorliebe fĂŒr die Geschichte
seiner Heimat und fĂŒr das öechische
Theater. Seiner Familie las er gern
u. WĂŒrzbach. biogr. Lerikon. 1^. sGedr. 2. l aus den böhmischen Chroniken vor und
entstammte dieselbe so zu nationalen
GefĂŒhlen, und wenngleich ein eifriger Ka-
tholik, verehrte er doch nicht minder
Meister Hus und 6i5ka. Alle Sonn-
tage ging er ins oechische Theater und,
heimgekehrt, spielte er seinen Kindern
das StĂŒck, das er gesehen, pantomimisch
in Miene und Geberden vor. Unter
solchen VerhÀltnissen wuchs Vincenz
auf und brachte schon sozusagen aus der
Kinderstube EindrĂŒcke mit, die in der spĂ€-
teren Zeit ein um so entschiedeneres Ge-
prÀge annahmen. Der nationale Typus,
welcher in der MĂŒhle des Vaters entschie»
den vorherrschte, wurde durch die deutsche
Schulerziehung nicht im Geringsten ab-
geschwÀcht, und als Vincenz dann in
die höheren Classen kam, war es namentlich
Prof. Wenzel Swoboda, der den natio^
ualen Geist seiner SchĂŒler durch improvi'
sirte VortrÀge aus der öechischen Geschichte
weckte und nÀhrte, und daà das Deutsche
dabei nicht immer gut wegkam, erfahren
wir aus der Lebensskizze VĂŒvra's,
welche in Neruda's nationaler Chronik
enthalten ist. So wurde schon damals
in gewissenlosester Weise der nationale
Hader zwischen zwei Nationen groĂ-
gezogen, welche Jahrhunderte lang ein-
trÀchtig nebeneinander gelebt hatten. I n
den HumanitÀtsclassen fand Vincenz
an Kal ina und Nebeskv, besonders
aber an Wenzeslaus Hanka mÀchtige
StĂŒtzen fĂŒr seine slavischen Bestrebungen,
und er warf sich nun mit vollem Eifer
auf das Studium der polnischen und
russischen Literatur, nebenbei italienische
und französische Sprache treibend. Bald
betrat er auch das schriftstellerische Gebiet,
und ^Vökla", d. i. Die Biene, und
^vetv" , d. i. Die BlĂŒten, zwei damals
gern gelesene schöngeistige BlÀtter, brach-
sen seine Uebersetzungen aus dem Pol-
April 1884.) 2
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon