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Venus. Michael 509 Venus. Michael
darunter ĂĽber 40 allein im Taubstummen-
institute gewirkt, als er 1830 im Alter
von 77 Jahren das Zeitliche segnete.
Die Titel der von ihm durch den Druck
veröffentlichten Schriften sind: „Namen-
lehre für Ollnbstnmm?" (Wien 1810); —
„Urber den Werth milder Mbcn nntl trommer
Stiftungen kür C'an b stumme" (ebd. 18 i3) ; —
„Anleitung ^NN Nrchnen für CanbMmmr" (ebd.
1818)' — ^Niz k. k. Canli5tnmmenin3titnt
in Wien, Kc55en Ontzlehnng, Ormeiterung und
gegenwärtiger Zustand mit dem Grundrisse des
Gebäudes und dem Handülphallete für Eaub-
5tummr" (ebd. 1823); — „NlethMnbnch
lldcr Änlritniig zum Unterrichte drr CanbZtnmmen.
Mit ^ lithllgraphirten Eafeln nnu einem ehe-
innigen tllnbstnmmrn Zöglinge PH. Kr ippe!"
(Wien 1826, Gerold, 8".). Zur Ver-
faffung dieses Buches erhielt Venus bei
seiner Anstellung als Director den Auf-
trag von der k. k. Studienfachcommission
zugleich mit der Bewilligung, dasselbe
als Leitfaden bei seinen Vorträgen an-
wenden zu dĂĽrfen. Ein nach dem Tode
des verdienstvollen Directors erschienener
Nachruf enthalt folgende Charakteristik
desselben: „Fern von jeder Effect'
hascherei, war sein Streben stets nur
Wahrheit. Während einzelne Pädagogen
die l'Epäe'sche oder französische Schule
als Hemmschuh des Fortschrittes be»
trachten und sich in Heinicke's An-
sichten überstürzten, zog er, die Gebärden-
sprache als unentbehrliches Mittel der
geistigen Bildung der Taubstummen fest-
haltend, aus beiden die Vortheile und
hob so das Institut auf einen Stand»
punkt, auf den es als Muster einer in
jeder Beziehung wohlorganisirten Anstalt
so lange glänzte. Unter seiner Leitung
kam jene segensreiche Vergrößerung der»
selben zu Stande, wodurch dreiĂźig arme
Taubstumme mehr aus ihrem verwilderten
Zustande gerissen, erzogen, unterrichtet und zu selbständigen nützlichen Glie»
dern des Staates herangebildet werden
konnten. Er war es, unter dem die
öffentlichen die Verbreitung des Taub«
stulnmenunterrichtes bezweckenden Vor-
lesungen ĂĽber die Methode desselben ins
Leben traten. An ihn wendeten sich die
Unterrichtsbehörden, wenn sie Rath über
die Organisation der in den Provinzen
entstandenen Taubstummenanstalten und
AufschluĂź ĂĽber die verschiedensten im Ge>
biete des Taubstummenunterrichts erschie-
nenen und ihnen zugesandten Werke be«
durften. Unter seiner Leitung bildeten
sich die meisten Vorsteher der allmälig
ins Leben getretenen Schwesteranstalten
in den Provinzen. Bis zum Abend vor
seinem Tode hatte er fĂĽr die Anstalt
gewirkt und bis zu seinem letzten Hauche
väterlich für dieselbe gesorgt. Der Tod
zweier schon erwachsener, zu den schönsten
Hoffnungen berechtigender Kinder hatte
ihm eine tiefe Wunde geschlagen. Aber
wenn einst", schlieĂźt sein Nachruf in der
amtlichen „WienerZeitung", „sein Name
auf dem. Steine seines Grabes längst ver-
wittert sein wird, so wird Venus doch
ewig unter den edlen Menschenfreunden
unseres Jahrhunderts glänzen, wie am
nächtlichen Himmel der Stern Venus.
— Nach dem Tode des Vorigen über»
nahm dessen Sohn Alexander einstweilen
provisorisch die Leitung des Institutes,
bis er im October 1832 zum Director
desselben ernannt wurde. Unter seiner
Oberleitung ward die Methode vervoll'
kommnet, das Gebäude den Bedürf-
nissen der Gegenwart entsprechend um-
gebaut und erweitert. Seit 43 Jahren
wirkt nun derselbe in der Anstalt, in
welcher er unter der Leitung seines Vaters
sich herangebildet.
Wiener Zeitung vom 23 Jänner 1831:
„Nekrolog". sAuch abgedruckt in der Schrift:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon