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Verri Alcssandro Verriß Alessaudrc»
standen, unrichtig beurtheilt zu werden,
überhaupt Bedenken aller Art in ihm
aufstiegen, so zog er das Manuscript
zurück, von welchem schon einige Capitel
geseht waren. Man ließ es nicht an allen
möglichen Versuchen fehlen, ihn umzu-
stimmen' der Bruder drang in ihn, der
Drucker Masi , welcher nun die Druckerei
Col te l l in i in Livorno übernommen,
machte sich anheischig, auf eigene Kosten
den Druck fortzusetzen, Madame Suard,
Gemalin des französischen Akademikers,
der R o b e r t s o n's „Geschichte von
Amerika" übersetzt hatte, wollte Verri 's
Werk ins Französische übertragen; aber
dieser verharrte bei seinem Vorhaben und
das Manuscrivt blieb ungedruckt. Auf
demselben fand später V erri's Neffe und
Erbe die Worte geschrieben: I5on t>i
stHNpa, 56 iwn 1o eorreFo; aber Ale-
xand er hat es nicht mehr corrigirt. In-
dessen waren seine Familie und seine
Freunde in Mailand nicht müßig ge-
blieben, ihn zur Rückkehr zu bewegen, da
man eine solche Kraft im Vaterlande
nicht missen wollte. Noch vor seiner Ab«
reise wurde er dem Gouverneur Grafen
Firmian vorgestellt, welcher ihn bald
näher kennen und schätzen lernte; sein
Name gelangte, begleitet von 3ob und
Anerkennung, zu den Ohren des Fürsien
Kaunitz, und Baron Sperges Mand
XXXVI, S. 438^j, der zu jener Zeit das
Referat der 3ombardie führte, richtete
schon sein Auge auf den tüchtigen Verri.
„Man hatte", wir citiren hier wörtlich
eine italienische Quelle, „die Ab-
sicht, an Alexander die Lehrkanzel für
öffentliches Recht zu übertragen, als
nämlich 4767 die Kaiserin Maria The-
resia, deren Andenken unserer Lom-
bardei immer werth bleiben wird, daran
ging, die Studien zu reformiren, welche
durch die Vernachlässigung in den frü» heren Jahren in einen beklagenswerthen
Verfall gerathen waren. Schon hatte
man an den Lehranstalten des Landes
Lehrkanzeln für B e c c a r i a , Fr is i ,
Longo, P a r i n i , Gelehrte, welcbe
in der Geschichte Mailands glänzend da»
stehen, errichtet. Aber A lexander
Ve r r i war nicht zu bewegen, sein ge-
liebtes Rom zu verlassen". Daselbst blieb
er nun nicht unthatig. Den Winter 1768
trieb er englische Studien, übersetzte
Mehreres aus dem Englischen, darunter
Shakespeare's „Hamlet" und später
dessen „Othello". Er dachte auch schon
an die Herausgabe der Uebersetzung, als
aber in Paris der ganze Shakespeare
von LeTourneur erschien, unterließ er
den Druck, von der Ansickt geleitet, in
Italien sei die französische Sprache so
weit bekannt, daß Le Tourneur's
Uebertragung genüge, um die Italiener
mit den Werken des großen Briten be-
kannt zu machen. Verri selbst war
aber ganz von Bewunderung Shake-
speares, „dieses wunderbaren Mon»
strums von Schönheiten und Fehlern", er»
füllt. Nach dem Englischen ging er an eine
nicht minder ernste Aufgabe. Er hatte in
England beobachtet, mit welchem Eifer
man die griechische Sprache an den Nni>
versitäten Oxford und Cambridge trieb.
Abbs Morellet, d'Alembert. mit
denen er in Paris viel verkehrt, und
Charles Fox, Alle verstanden voll-
kommen das Griechische, und nun ging er
mit allem Ernst an das Studium des»
selben unter Anleitung eines Schioten,
der als Custos bei den griechischen Hand«
schriften in der Vaticanischen Bibliothek
angestellt war. Bei seinem Eifer machte
er erstaunliche Fortschritte, und bald las
er die Werke des Aeschines und Xeno-
phon, des Arr ian und Lucian, des
Kaisers Jul ian und Anderer im Ur>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon