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Joseph Mchlsgelelmer) 168 Messelv, Joseph (RechtZg5leh,w-)
lj-, Joseph Ritter von Mecdtö-
gelehrter, geb. zu P r iese n in Böhmen
l7W, gest. zu Wien am ll). Ottober
1872). Der Sobn eines k. k. Tabak-
commissars zu Priesen, beendete er das
Gymnasium in Budweis und bezog dann
die Wiener Universität. Nachdem er die
juridiscbe .Doktorwürde erlangt hatte, Ort und Stelle die erfordeüicken Ver-
fügungen. In einem Lande, wo die
Rechtszustande, namentlich nach der ver-
heerenden Revolution, im verrottetsten
Zustande sich befanden, wo alle Grund-
lagen nach dieser Richtung hin fehlten
und nicht selten das Eigenthumsrecht
einer Liegenschaft bei den barbarischen
wendete er sich sofort dem Lehramte aus ^ Ansichten über das Mein und Dein und
seinem Fache zu und wittte zunächst alö ! bei der Willkür, welche an Stelle des
Supplent bei dem damaligen Professor! Gesetzes und Rechtes Jahrhunderte hin-
der Rechte Reg-crungsratbe I>i>. Vincenz ^ durch geübt wurde, sich gar nicht eruiren
Wagner. Bald daraus wurde er Pro-
feffor der Rechte an der Universität Inns-
bruck, an welcher er auch als Dekan der
juridischen Facultät fungirte. Nährend
seines Aufenthaltes i,i der Hauptstadt
Tirols veröffentlichte er mehrere seiner
ihrer Brauchbarkeit wegen stark verbrei-
teten juridischen Handbücher der West-
galizischen Gerichtsordnung, der allge-
meinen Gerichtsinsttuction, der Gerickts-
und Concursordnung und des gericht-
lichen Verfahrens — die bibliographischen
Titel von Nesseln's Werken folgen auf
S. Itiii. — Von Innsbruck als Professor
der Reckte nach Prag übersetzt, war er
daselbst zugleich als Referent und Votant
bei dem Landrechte thatig. Auch gab er
die juridische Zeitschrift „Themis" her- ließ, in einem solchen Lande ein so wich-
tiges Rechtsinstitut wie das Grundbuch-
wesen ins Leben zu rufen, das war eine
Riesenaufgabe, und der damit Betraute
brauchte Sehnen von Eisen, Nerven von
Platindraht und die Geduld einer Ameise,
die, zehnmal in ihrer Arbeit unterbrochen,
das eilfte Mal zu derselben zurückkehrt.
Nesselv hat diese That vollbracht, er
hat in Ungarn, der Erste, diesen Grund-
eigenthumö'Rechtszustand geschaffen, aber
freilich auch ein kostbares Gut, seine
Gesundheit, zum Opfer gebracht. Durch
geistige Ueberanstrengung zog er sich eine
schwere Krankheit zu, er wurde zwar dem
Leben, aber nicht mehr dem Staatsdienste
zurückgegeben. Er trat nunmehr in den
wohlverdienten Ruhestand, in welchem er
aus, in welcher er eine Reihe seiner! Zan,z seiner Familie lebte. Der Monarch
eigenen Abhandlungen über wichtige! würdigte die großen Verdienste seines
Rechtsfragen veröffentlichte. Im Jahre! Beamten durch das Ritterkreuz des Leo-
1849 wurde ei' zu Berathungen im Justiz- ^ poldordens, erhob ihn in den Adelstand
fache nach Wien bentten, wo bald darauf! und verlieh ihm auch die Schatzmeister-
seine Ernennung zum Ministerialrathe! stelle des genannten Ordens. 'Nach kurzer
für die legislative Section des Justiz-^ Krankheit.entschlief Wessel? im Alter
ministeriunis erfolgte. Sein Reftrat war! von 73 Jahren. Von seinen vier Kindern,
das Grundbuchwesen, welches er in i einer. Tochter und drei Söhnen, suchten
Ungarn einführte. Er beredte zu diesem ^ zwei der Letzteren sich in Nordamerika
Zwecke das Land und traf, mit einer! eine neue Heimat, sie leben in Newyork.
ungewöhnlichen Plenipotenz von dem Als Professor der Rechte lebte Wesse!)?-
Iustiztninister Karl Freiberm von Kraus im Andenken lange noch fort, nachdem er
XII I , S. ausgerüstet, an! aus dem Hörsale geschieden, und viele
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon