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Pest, Lurenz Chrhsanth (Sohn) 216 Veft, liorenz Chrysanth (Sohn)
Medicin unter dem jüngeren Iacquin,
Peter Frank, Bar th und Prochaska
hörte. Als 1797 die Franzosen in Oester-
reich eindrangen, betheiligte er sicb an
dem Aufgebote in Orinzing und Kloster-
neuburg. Nach hergestelltem Frieden, im
October 1797, reiste er mir seinem
Freunde I . Burg er nach Freiburg im
Breisgau, wo er am 6. März 1796 die
mediciniscbe Doctorwürde erlangte. Seine
aus diesem Anlaß geschriebene Disser-
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welcher er die ni^toria svi
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oonjnilctao behandelt, ist Manuscript
geblieben. Sein Aufenthalt in Freiburg,
wo er sich so weit vergangen hatte, ein
Freiheitsl ied zu dichten, war der
Polizei in Wien nicht unbedenklich er-
schienen, denn bald nach seiner Rückkehr
dahin verhaftete sie den 22jährigen
Docror der Medicin. Die peinliche Unter-
suchung über, diesen Frevel endete damit,
daß Lorenz von Vest auf lebens-
lang als gemeiner Soldat zum
Militär abgestellt wurde!! Ein Fragment
des Freiheitssanges, welchen das Gericht
mit so schwerer Strafe belegte, theilt
vi-. Macker in der unten erwähnten
Lebensskizze Vest's mit. Im Juli 4798
ward derselbe in Wien als gemeiner
Soldat zum kärnthnerischen Infanterie»
Regimente Schröder Nr. 26 ajsentirt.
Verwendung der Freunde und Ver-
wandten erleichterte ihm das traurige
soos, und als er mit einem Truppen-
transporte nach Trevifo marschirte, wurde
er durch Vermittelung seines Schwagers
Schmelzer, der im Regimente als Hauptmann diente, als Arzt im Spirale
beschäftigt. I n dieser Stellung machte er
am 3. April 4799 die Schlacht bei
Magnano und später die Belagerung
von Mantua mit. Den rührendsten Be-
mühungen seiner 2t)jährigen Schwester
Marie, welche die Fürsprache einfluß.
reicher Männer gewann, gelang es nach
drei Audienzen bei Kaiser Franz am
26. Februar 18W seine Entlassung aus
Militärdiensten zu erwirken. So kam
denn Vest im März 1800 nach Klagen»
fürt, und im Sommer noch ließ er sich
daselbst als praktischer Arzt nieder. Bald
erlangte er als Augenarzt einen beson-
deren Nuf. Am 9. September 1800 er-
hielt er nach vorangegangener Prüfung
auch das Diplom als Magister der
Chirurgie und Geburtshilfe. Nachdem er
eine vortreffliche Concursarbeit geliefert
hatte, wurde ihm mit ah. Entschließung
vom 27. August 1804 die Professur der
theoretischen und praktischen Medicin an
der medicinisch.chirurgischen Lehranstalt
des Lyceums in Klagenfurt verliehen.
Durch 7i/2 Jahre trug er nun in
dieser Stellung Physiologie, Pathologie,
Arzeneimittellehre und specielle Therapie
vor, zu gleicher Zeit die klinisch-prak-
tischen Uebungen am Krankenbette lei-
tend. Auch bewirkte er die Einrichtung
eines eigenen pathologischen Obductions-
zimmers an der Lehranstalt, in welchem
er alle Leichen der im Krankenhause Ver-
storbenen von den Zöglingen öffnen ließ
und pathologische Demonstrationen hielt.
Zugleich versah er die Stelle des Primär»
arztes im Krankenhause und zeitweise
die eines Armenarztes und Leiters aller
VersorZungsanstalten der Stadt, und
während der feindlichen Invasionen
1803 und 1809 verwendete er sich eifrig
in den Militärspitälern, in welchen be-
reits mehrere Aerzte dem bösartigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon