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) Michael 262 Michael
Hoflager in Innsbruck. Während seines
Aufenthaltes in Oesterreich wurde der«
selbe auch nach Frohsdorf berufen, um
der sterbenden Herzogin von Angou«
l.öme in ihren letzten Ledensstunden die
heiligen Tröstungen der Religion zu
spenden. Den wichtigsten Antheil aber
hatte er an dem Abschlüsse des Concor-
dates, und durch diesen Staatsact bleibt
sein und seiner Mithelfer Name aufs
engste mit Oesterreichs Geschichte ver>
knüpft. Die kirchlichen Verhältnisse im
.Haiserstaate waren bei der Vielseitigkeit
der in demselben herrschenden Bekennt»
niffe und seit den Reformen, welche
Kaiser Joseph nach dieser Seite aus
eigener Machtvollkommenheit und ohne
sich um den Widerstand der Curie zu
kümmern, durchgeführt hatte, immer un-
gemein schwierig zu behandeln, und Rück«
sichten auf den inneren Frieden machten
daher der Regierung in dieser Beziehung
die größte Vorsicht zur Pflicht. Es galt
also, um ein für alle Mal den verschie
denen Schwierigkeiten, welche sich bei
Behandlung der kirchlichen Fragen von
Fall zu Fall ergaben, vorzubeugen, eine
feste Norm zu schaffen, in welcher die
Rechte aller Confefsionen im Kaiserstaate
berücksichtigt wurden, dann die Klippen
der gemischten Ehen zu umschiffen, das
Eherecht unter den Katholiken selbst zu
regeln, das von der Kirche beantragte
Institut der geistlichen Gerichte, welche
bei Dispensationen und in anderen
Sachen schlichten und entscheiden sollten,
sorgfältig zu prüfen, damit nichts ge«
schaffen wurde, was zu Conflicten mit
der Staatsgewalt oder zu Aergernissen
im Volke führen konnte. Als dann nach
Beseitigung der Reichsverfassung der
katholischen Kirche im Kaiserstaate die
ihr in der Verfassung gewährten Rechte
vorenthalten wurden, ergab sich
die Noth- wendigkeit einer neuen Regelung der Be-
ziehungen zwischen Kirche und Staat,
!mit anderen Worten des Abschlusses
! eines Concordates. Mit den ein»
! leitenden Anträgen ward nun der papst-
liche Nuntius Viale-Prelä. betraut,
und dieser brachte es dahin, daß der
Kaiser im Jahre l832 eine Commission
unter dem Vorsitze des damaligen Prasi»
denten des Reichsrathes Baron Kübeck
bestellte, zu deren Mitgliedern Graf
Buol , Minister des Aeußern, Freiherr
von Bach, Minister des Innern, Leo
Graf Thun, Minister des Cultus,
Reichsrath Ritter vonSalvot t i , Ott-
mar Ritter von Rauscher, Erzbischof
von Wien, gehörten. Die Unterhand-
lungen mit Rom zogen sich unverhofft in
die Lange, und Erzbischof Rauscher
muhte in die ewige Stadt geschickt
werden, um die Angelegenheit zu betrei-
ben. Nach fast sechsmonatlichen Bestre-
bungen, nach mühseligem mündlichen
und schriftlichen Verhandeln ward endlich
Anfangs Mai 1833 das Ziel erreicht,
wobei Kaiser, und Papst sich die Hände
geboten, Cardinal Santucci und die
Prälaten Valenz ian i und Nina
als päpstliche Bevollmächtigte mitgewirkt
hatten. Erzbischof Rauscher brachte
die Urkunde nach Wien, jedoch wurde
die sofortige Unterzeichnung derselben
beanstandet und die vorgenannte Com»
mission mit einer nochmaligen Prüfung
des Werkes beauftragt. Von Seite der
Curie erhielt der Nuntius Viale > Prelü.
die Vollmacht, den Vertrag zum Abschluß
zu bringen. Zwischen ihm und dem Erz-
bischof wurden nun mündliche Berathun»
gen gepflogen, wobei Letzterer die von
der Commission erhaltenen Instruktionen
zu beachten hatte. So fand, nachdem als
einleitendes Vorspiel am 26. März 4833
die päpstliche Bulle vom Dogma der un>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon