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292 Vigodarzere
Republik Vcnedig zu Falle brachten,
wurde Vigodarzere zur Leitung der
öffentlichen Angelegenheiten berufen. Aber
die Ereignisse waren im Ganzen doch zu
plötzlich gekommen, die darauf nicht vor»
bereiteten Maffen durch langjährige
Knechtschaft völlig entsittlicht, wo Gesetz
und Ordnung herrscken sollten, ergriffen
Leidenschaft, Willkür, Herrschsucht die
Zügel, die Zeiten waren statt besser noch
schlimmer geworden. Unter solchen Ver»
hältnifsen mußte eine sich der vollen Ver«
antwortung ihrer Aufgabe bewußte Per-
sönlichkeit, welche dem Wirrwarr der Par»
teien nur Ruhe und Besonnenheit, aber
nicht gewaltsame Energie entgegenzu»
stellen vermochte, wie eine solche Vigo>
darzere war, endlich erlahmen, und
nach längerem Ringen mit den entfesselten
Leidenschaften, enttäuscht über die ver»
nichtete Hoffnung auf eine bessere Zeit,
zog er sich von den öffentlichen Ge-
schäften zurück, um seinen Mitbürgern
in anderer Weise zu nützen. Er widmete
sich nun ganz seiner Familie und der
Pftege seines Besitzes, baute, bewässerte
und verbesserte den Boden, beschäftigte,
wie und wo er nur konnte, müßige
Hände, um, so weit es in seinen Kräften
stand, arbeitlosen und gewaltthätigen
Horden neuen Zuzug zu entziehen und
die bereits vorhandenen zu vermindern,
unterstützte die Künste und Gewerbe,
indem er seine Besitzungen auf dem
Lande und in der Stadt kunstgemäß und
stylvoll ausschmückte. Anderseits bedachte
er wieder reichlich Humanitätsanstalten
und half unverschuldeter und, arbeits-
unfähiger Armut durch Wohlthaten.
Die hohe Trefflichkeit seines Gemüthes
entfaltete sich aber, als der im Jahre
4817 eingetretenen außerordentlichen
Theuerung die Hungersnoth folgte. Jetzt
berief er die Arbeitlosen, der Noth -und ! dem Hunger Preisgegebenen auf seinen
z Landbesitz Saonara, improvisirte die ver-
! schiedensten Nutzbauten, erweiterte und
i verschönerte die Parkanlagen, nur um
! den Hungernden Arbeit und Brod zu
! geben, doppelt gewinnend, indem er dem
i Elende half und zugleich sein Besitzthum
l verschönerte, worin ihm der Architekt
l Joseph Iape l l i fördernd zur Seite
! stand.
So zählte und zählt heute noch die
! Villa Vigodarzere mit ihrem herrlichen
! Park in der Provinz Padua zu den
^ Sehenswürdigkeiten derselben. Von den
! Humanitatsanftalten, welche er, wie er-
wähnt, unermüdlich und freigebig unter»
stützte, verherrlichte das Rioovero äi
kaäovg. das Andenken an ihren groß»
müthigen Wohlthäter, indem es das
Bildniß desselben von dem trefflichen
Venetianer Kupferstecher Antonio Vi-
viani stechen ließ. — Ein Neffe des
Obigen, Andrea Cittadella-Vigo»
darzere, machte sich durch mehrere
Nekrologe. Nachrufe, Epitaphien und
Dichtungen bekannt, so auf Sebastiano
Venier, Coftantino Zacco, Nicolo da
Rio, Francesco Peruzzo, Fabrizio
Orsato, Francesco Papafava, Maria
Curti 'Nardi, Giuseppe Barbiert,
Antonietta Verri-Leoni, Aleffandro
Racchetti, Giovanni Scopoli, Da«
niele Degli Oddi, Antonio Galvani,
Antonio Venturini, Lucietti Raspi-
Cittadella, Isacco Treves de' Bon-
fil i und Andere, welche Sorgato
in seinen „^lsnioris lunsdi-i" mittheilt.
antioks H rsosnti i-aocolt« <!s,11' — —
(raHov» l836, tipi äet Keminarlo, gr. 8".)
V. 13-^ -22.
Düfte. Der Bildhauer Rinaldo Rin a l >i
meißelte in Marmor eine Büste Antonio
Vigodarzere's, welche
sich auf dem Land«
gute Saonara in der Nähe von Padua
befindet.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Volume 50
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vastag-Villani
- Volume
- 50
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1884
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon