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naueren Kenntniß der vaterländischen
Geschichte, zu welcher der nachmalige
Archäolog Franz M i l tne r ^Bd. XVII I ,
S. 331^, ein gebürtiger Schlaner und zu
jener Zeit Studiosus der Nechte, seinen
jüngeren Landsmann ermunterte. So
nahm denn dieser zunächst die berühmte
nationale Chronik des H a g e c i u s
(H a j e k) vor und schöpfte aus ihr die
Gesetze der öechischen Rechtschreibung und
des Styls, wahrend er aus Pelzl's
Geschichte das chronologische Detail der
Geschichte seines Vaterlandes kennen
lernte. I n den Ferienmonaten wieder
durchstreifte er die Umgebungen seines
Geburtsortes, machte sich mit den alter-
thümlichen Ueberresten derselben bekannt
und betheiligte sich an den dilettantischen
Theaterübungen seiner Schlaner Col-
legen, wobei er dann öfter die Rolle des
Souffleurs übernahm. Trefflich vor«
bereitet, bezog er 1818 die Präger Hoch«
sä^ule, um an derselben die philologischen
Studien zu beginnen. In der Großstadt
ging ihm ein neues Leben auf, und in
den Vorträgen Bolzano's sBd. I I ,
S. 33^, die ihn vor allen anderen
fesselten, fand sein empfänglicher Geist
um so reichere Nahrung, als er schon
durch genauere geschichtliche Studien
einen guten Grund gelegt hatte. Mit
dem ganzen Feuereifer des Jünglings
stürzte er sich in die Lectüre von Büchern
und Zeitschriften, namentlich seiner hei»
mischen Literatur. I n einem um diese
Zeit, 1819 und 1820, meist in deutscher
Sprache geführten Tagebuche merkt er
d^s Erscheinen jedes neuen öechischen
Werkes als ein förmliches Kreigniß an.
Während der Ferien des Schuljahres
1819 besuchte er seinen Oheim, den
Prior des Klosters Kukus bei Kömginhof,
wo Hanka zwei Jahre früher.den für
Zöugenschaft einer uralten öechischen Literatur ausgebeuteten, freilich, wie es
sich später nach sorgfältiger Kritik her-
ausstellte, künstlich in die Scene gesetzten
Fund der vielerörterten Könignchofer
Handschrift gemacht hatte. Daß der
mächtig nationalangehauchte Jüngling
vor dieser Stätte wie vor einem Heilig-
thume stand und von den Schauern einer
großen öechischen poetischen Vergangen-
heit erfüllt, Alles, was an dieser Fund-
stätte gelegen, mit begehrlichen Blicken
betrachtete, braucht kaum näher erklärt
zu werden, und so erschien ihm denn
auch ein Pfeil, den ihm ein Caplan als
eines von den Dingen gab, unter
i welchen der kostbare (?) Fund Jahr-
hunderte geruht, als eine werthvolle
Reliquie, die lange einen Schmuck seines
Heims bildete, bis er die etwas zweifel-
hafte Kostbarkeit später dem öechischen
Museum zum Geschenke verehrte. Im
dritten Jahre seiner philosophischen Stu-
dien folgte er dem Rufe eines in Wien
lebenden Onkels, zu welchem er sich um
so lieber begab, als der gemaßregelte
B o l z a n o vom Lehramte entfernt
worden war. Während er nun in W!en
seinen philosophischen Studien oblag,
trieb er nebenbei mit großem Fleiße Phi-
lologie und Geschichte, von letzterer vor-
nehmlich ihre Hilfswissenschaften Archäo-
logie, Numismatik und Diplomatik, ohne
jedoch die Pflege der öechischen Literatur
aufzubeben, für welche ihm die kaiser-
liche Hofbibliothek ihre Schätze erschloß.
Dabei trat er mit anderen, später zum
großen Theile zu einiger Bedeutenheit
gelangten Landsleuten in Verbindung,
wodurch er nicht nur sein nationales
Gefühl überhaupt stärkte, sondern sich
auch in seiner Muttersprache übte. Nach»
dem er die philosophischen Studien be
endet hatte, begab er sich in den Ferien
1821 nach Prag, um seinen festgesetzten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon