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Vischer, Vischer^ Conrad
Aber da sich Deutsche in ihrer Meta«
morphosirungsmanie in Polen, öechen
Magyaren verwandelt haben, ist es ja
möglich, daß sich auch einmal eine
deutsche Familie verszöklert hat. Ein
Conrad Bischer (geb. zu Csik'Szereda
am 14. April 1801), wahrscheinlich der
Vater des in Rede Stehenden, war seit
4812 Zögling der Wiener-Neustädter
Militärakademie, wurde aus derselben
1813 als Regimentscadet zu Benyowski-
Infanterie Nr. 51 ausgemustert, trat
aber schon 1818 aus dem Regimente.
— Im Jahre 1849 machte Conrad
Bischer der Sohns?) als dreiundzwan«
zigjahriger Honved den Feldzug in
Siebenbürgen unter Bein mit. Nach der
Niederwerfung der Revolution wurde er
kriegsgerichtlich abgeurtheilt und in die
kaiserliche Armee als Gemeiner assentirt.
Ob er desertirte oder aber seine Ent-
lafsung erhielt, wissen wir nicht, bei Aus»
bruch des Krimmkrieges 1834 verschwor
er sich mit Kossuth'schen Agenten zur
Herbeirufung der Ruffen. Aber dieses
Mal sollte er nicht so billig wegkommen
wie das erste Mal, der Landesverräther
wurde vor das Gericht gestellt und zu
zwölfjähriger Kerkerhaft verurtheilt, aus
der ihn 1857 die Larenburger Amnestie
befreite. Während des italienischen Feld'
zuges 1839 blieb er bis zum Tage von
Villafranca in seiner Heimat internirt,
aber Mitte December 1860 machte er
sich auf den Weg nach Galacz, wo er
bereits etwa 60 Landsleute vorfand,
welche ein Ko ssu th'scher Agent, Namens
Ladislaus von Berzenczey, zu einem
Freicorps stellte, welches in Italien Ver-
wendung finden sollte. Die Organisirung,
wie Bischer berichtet, bestand nun
darin, daß Berzenczey von den zwei
Francs Diäten, welche die sardinische
Regierung für den Kopf bewilligte, den einen in seine eigene Tasche gleiten ließ.
Später kam ein ehemaliger Marketender,
Namens Ant. Kajdäcsi, damals von
Kossuth zum Major befördert, mit
dem Auftrage nach Galacz, besonders
Magnatensöhne zur Emigration zu ver-
locken, da der Erdictator vornehme junge
Leute als Geiseln zu seinen Zwecken
brauchte. Jener Transport stach am
13. März 1831 unter Kajdäcsi's Be-
fehl in die See und warf vor Constan-
tinopel Anker, worauf Alexander Graf
Karäcsay von der dortigen Kossuth''
schen Geheimpolizei — Ungarns Mag»
natensöhne schämten sich nicht, unter
einem niedriger Verbrechen beinzichtigten
Landesverräther infame Dienste zu leisten
— am Bord erschien, um die Leute in
Augenschein zu nehmen. Daselbst brachte
nun Bischer von seinen Landsleuten in
Erfahrung, daß Kossuth's Agenten in
Constantinopel mit der gesammten euro-
patschen Polizei in Verbindung ständen,
daß sie unbehindert widerspenstige Emi-
granten verhaften oder auch an Oester-
reich ausliefern ließen, und daß schon
mancher Widersacher Kossuth's den
Tod durch Dolch oder Gift gefunden.
Am 26. März 1861 landete Bischer in
Neapel und begab sich von dort zu der
von Vetter >M. I^S.23^ befehligten
ungarischen Legion in Nola. Daselbst,
schreibt Bischer, habe er die Entdeckung
gemacht, daß Kossuth und dessen ge-
fügiges Werkzeug Vetter die alten
Honvödofsiciere zurücksetzten, dagegen
österreichischen Officieren, welche wegen
Diebftahls und Betrugs infam cassirt
wurden, den Vorzug gaben. Weil nur
'olche Ehrlose bequeme Instrumente des
Rebellenchefs abgaben, gedachte derselbe
die Legionäre nun zu piemontefischen
Soldknechten, oder zu Handlangern für
Plonplon oder das Palais Royal zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon