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Visconti (F-amiüe) Visconti (Familie)
Francesco Sforza auf, entzweite sich aber
mit Letzterem, der sich in den Besitz von An
cona gesetzt hatte und dem er zuletzt seine
natürliche Tochter Blanca Mar ia (sieh
die Folgende) zur Frau zu geben gezwungen
war. Auch aus seiner zweiten Ehe mit Maria
von 5alioM, einer Tochter des Herzogs
Amadeus VII I . , gingen keine Kinder her-
vor. Nur seine (5oncubine Agnes von
Mainl l , der es aber trotz aller Ränke nichi
gelang, seine Gattin zu werden, hatte ihm
eine Tochcer, die genannte Blanca Mar ia,
geboren. Das tragische Geschick der unglück
lichen Beatrice von Tcnda Hai Dichter
und Künstler vielfach beschäftigt. Sie wurde
namentlich in querer Zeit öfter zum Vor-
würfe historischer Gemälde gewählt, sowie
sich die Novelle und das Drama des nicht
undankbaren Stoffes bemächtigten. Ja selbst
die deutsche Literatur behandelte das Schicksal
der unglücklichen Frau in einer Novelle,
deren Autor nicht genannt ist. Dieselbe, be<
titelt: „Die letzte Viscont i" , steht in der
von Dr. Aug. Die;mann redigirten „All-
gemeinen Modenzeitung" (Leipzig. Baum«
gattner, 4".) 1840, Nr. 40 und 41 abge«
druckt. Ph i l ipp Mar ia Viscont i war
cer letzte Herzog Mailands aus seinem
Hause, mit seinem Tochtenncmne Franz
Sforza beginnt eine neue Dynastie der
Herzoge von Mailand. — 15. Des Vorigen
Tochter Vlanca Mar i a (geb. 1423, gest.
!F. August 1447) heiratete 144t. als sie
sechzehn Jahre zählte, den (5ondottiere Franz
5forza, welcher nun die Regierung der Vi5°
conti an sich brachte. Blanca Mar ia
wurde von den Mailändern selbst, obgleich
sie eine illegitime Tochter Phi l ipp Mar ias
war, ungeachtet des heftigen Widerspruches
der Franzosen als Erbin des Herzogthums
Mailand erklärt und anerkannt. Im Allge-
meinen aber hält man die rechtmäßige männ»
lichc Nachkommenschaft der'Visconti mit
Ph i l ipp Mar in , dem Vater Blanca
Mar ias , für crlosäien. Letztere zählt zu den
gelehrten Frauen und schrieb in lateinischer
Sprache die ^O^aiio «uxer ca,Ü2.v<3r I^i'an-
<:i6ci äkai-^iaü" — also ihres Gatten —
welche im 21. Bande der ^Lei-ixtares i>'i-lim
nalicüruin^ uon Mura to r i abgedruckt lst
2ümn nun auch mit Vlanca Mar ia der
Name der Viscont i aus der Geschichte
Mailands verschwindet, so taucht er doch —
zwar nur vorübergehend — noch einmal in
Ph i l ipp Mar ias Urenkelin auf, welche als Preis einer politischen Intrigue gelten
sollte, und deren Andenken sich durch ein
herrliches von Zra B artolomeo del F a t to«
rino, dem Freunde des unglücklichen Sa«
vonarola. gemaltes Bildniß erhalten hat.
Blanca Mar ias Vater hatte wohl mehrere
Söhne, aber sein Eidam Franz Sforza
verdrängte sie alle, und mit demselben tritt
an die Stelle der Dynastie Viscont i jene
der Sforza. Franz ließ zu seinem Unheile
sich in ein Bündniß mit Frankreich ein, aber
von den schweizerischen Miethtruppen ver-
rathen, wird er von ihnen an König Lud'
wig XI I . von Frankreich ausgeliefert und
in eine französische Festung gebracht; in
Italien aber beginnt die Fremdeninvasion,
Mailand erhielt französische Besatzung. So
standen die Dinge 1499. Noch lebte gedachte
Enkelin der schon 1447 gestorbenen Blanca
Mar ia ; diese Viscont i war aus den
Mailänder Wirren hinweg naä) Florenz in
die Obhut des dortigen Gonfalonicre Bor-
dini gebracht worden. Durch die Vermälung
dieses Mädchens hoffte die oberitalienische
Partei ihre politischen Erwartungen erfüllt
zu sehen. Denn, so rechnete man. nähme die
italienische Un on, welche unter französischem
Schutze ins Leben treien sollte, Mailand zur
lombardischcn Hauptstadt, so würde deren Nc»
gent nur derjenige sein können, dem dann
die Hand der Prinzessin V iscont i zufalle.
Aber dic- politischen Combinationen zerrannen
diesmal wieder, wie schon so oft, in Nichts.
Von der Prinzessin V iscont i hat sich nur
das vorerwähnte Bildniß erhalten. Ginc ita»
licnische Union kam nicht zu Stande, an
ihrer Stelle überfluteten Frankreichs, Deutsch-
lands und Spaniens Heere um die Wette
das Land. Unter diesen Nirren aber segnete
dic uns durch Fra Bartolomco'ü Pinsel
im Bild erhaltene Prinzessin das Zeitliche,
doch man weiß nicht, wann und wo. Das
Bild kam nach dem Palazzo Viscont i in
Mailand, von dort nach Tirano im Veltlin.
Daselbst brachte cö der eidgenössische Oberst»
lieutenant Emil Rothpletz an sich. und in
dessen Besitze befand es sich noch im Jahre
1866. Auf Holz gemalt ist es 47 Ceniimetcr
7 Millimeter hoch, 32 Zentimeter 4 Millimeter
breit. Eine gute Nachbildung im trefflichen
Holzschnitt aber brachte die „Leipziger Illu->
strirte. Zeitung", Nr. luaü, 3. December
18ü3, S. 412, nach einer Photographie von
Ios, Albert. — 17. Noch müssen wir einer
Oesterreich zunächst stehenden Viscont i ,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon