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Vockenberger 124 Vockenb erger
und 1789) und wohnte der Belagerung
Belgrads unter Loudon Anfangs Sep'
tember 1789 bei, welche Stadt sich am
9. October dieses Jahres ergab. Nach
Beendigung des Feldzuges kehrte er nach
Wien zurück und trat nun in die Dienste
des k. k. Ministers Freiherrn von König.
I n beiden Diensten, sowohl in jenen des
Generals, als in denen König's, be-
schäftigte er sich mit Ausbesserung und
mit Verfertigung von Uhren. Da ihm
einige neue besonders schön gelangen,
wuchs seine Kundschaft, und bald erwarb
er so ansehnliche Summen, daß er schon
nach einigen Jahren sich in der Lage
befand, ein eigenes Haus um mehrere
tausend Gulden zu kaufen. Indessen sah
die berufsmäßige Wiener Uhrmacherzunft
diesem sie beeinträchtigenden Treiben des
Autodidakten, nicht ohne ihrer Verstim-
mung Ausdruck zu geben, zu und beein-
trächtigte, so weit sie konnte, seine
Arbeiten. Aber all dem machte Baron
König ein Ende, indem er für seinen
Schützling das Meisterrecht als Spiel-
uhrenfabrikant erlangte. Nun konnte
Vockenberger sich ganz seinem Ge«
schäfte widmen, und das erste Werk, mit
welchem er Aufmerksamkeit erregte, war
ein musicalisches Uhrwerk, welches das
zu jener Zeit eben von Canova voll-
endete Grabmal der Erzherzogin Chri<
st ine darstellte und zwölf große Orgel»
stücke spielte. Mit dieser Uhr reiste er
nach Ungarn und Böhmen, und in nicht
zu langer Zeit gelang es ihm, dieselbe
an einen reichen Edelmann um eine an»
sehnliche Summe zu verkaufen. Der
glückliche Erfolg dieses ersten Unter»
nehmens gab ihm Muth, sich an ein
zweites, noch größeres Kunstwerk zu
wagen. Dasselbe stellte den Saturn als
Sinnbild der Zeit in vollster Mannes»
größe von sechs Schuh drei Zoll dar; die Gestalt des Gottes barg ein völlig
aus Metall — Messing und Stahl —
gearbeitetes Uhrwerk, welches ein voll-
kommen reines harmonisches Orgelspiel
von 48 Tönen enthielt und mit seinem
ebenso originellen als sinnreichen Mecha»
nismus den ganzen Körper des Saturnus
in eigenthümlicher Weise in Bewegung
setzte. Der Kopf wandte sich alle drei
Minuten, ebenso der Körper mit den
beiden Händen. Durch die Augen zeigte
Saturn unter allen Richtungen des
Kopfes die Stunden, mit dem Munde
und der Zunge aber die Minuten an.
Jede Viertel- und ganze Stunde schlägt
Saturn an die Erdscheibe mit voller Kraft
und zeigt dabei mittelst einer Schlange,
die um seinen Arm sich windet, auf dem
glanzenden Halbmonde die Mondes»
Phasen an. Auf seinem Haupte trägt der
Gott eine Sanduhr, welche nach Verlauf
einer Stunde von selbst sich umkehrt,
und im gleichen Momente erklingen aus
dem Innern der Uhr wechselnd ver-
schiedene der beliebtesten Tonstücke von
Mozart , Haydn und Anderen. Dieses
für jene Zeit originelle und als Werk
eines Dilettanten bewunderswerthe Kunst,
werk erntete allgemeines Lob. Vocken»
berger erhielt ein Patent, bereiste mit
seinem Schaustück ganz Deutschland und
ging zuletzt nach St. Petersburg, wo
Kaiser Alexander das Uhrwerk um
den stattlichen Betrag von 80.000 fi.
kaufte. Aber der Monarch ließ es dabei
nicht bewenden, sondern der Künstler
mußte ein halbes Jahr noch auf dessen
Kosten in St. Petersburg bleiben, den
Mechanismus des Uhrwerkes erklären
und Andere in der Behandlung desselben
unterrichten. Vockenberger kehrte
dann nach Wien zurück, wo er 1820
noch am Leben war und in seinem eigenen
Hause in der Iosephstadr mit zahlreichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon