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Vogt, Johann Nepomuk 29 182 ^ Johann Nepomuk 29
reichs, sehnte sich Vog l nicht, ahnte er,
daß ein freies Oesterreich über ihn und
seine Balladen zur Tagesordnung über-
gehen werde? Genug, das Bewegungs-
jähr 1848 ließ ihn nicht nur gleich,
giltig, er verhielt sich vielmehr ablehnend
gegen die Errungenschaften jener Tage,
nicht etwa in einer Vorahnung der trau»
rigen Wendung, welche diese lenzheitere
Märzbewegung nehmen würde, sondern
im Bewußtsein, daß es mit der Zeit der
Ballade und Romanze um sei, daß sich
die Menschheit um Anderes zu kümmern
beginne als um ein Vogl'sches, von
Ti t l oder Proch oder einem Anderen
componirtes Lied. Was er von da ab
schuf, war auch von geringer Bedeutung,
das Beste brachte er noch in dem von
ihm gegründeten Volkskalender, in
welchem er Volksgeschichten, Sagen und
historische in seiner Weise zurechtgelegte
Anekdoten flott zu erzählen verstand und
bei jenein Publicum, welches keine künst>
lerischen Ansprüche stellt, sondern um
billiges Geld unterhalten sein will,
freundliche Anerkennung fand. Auch
fehlte es unserem Poeten im Vormärz
nicht an mannigfachen Ehren, von der
bedeutsamsten, daß viele seiner Gedichte
in fremde Sprachen übersetzt wurden,
nicht zu reden. Meine Versuche, diese
Uebertragungen und die Comvositionen
zu seinen biedern zusammenzustellen,
scheiterten bei dem Mangel an allen dazu
unerläßlichen Behelfen. An seine Witwe
oder seine Angehörigen zu diesem Zwecke
mich zu wenden, unterließ ich, weil ich
in anderen ahnlichen Fallen die schlimm-
sten Erfahrungen machte. Vogl's Ge-
dichte wurden ins Italienische, Spa-
nische, Russische, Französische, Englische
und Ungarische übersetzt. Ins Franzö-
fische von dem Pariser Akademiker Mol-
le v ant, ins Englische mehrere seiner! Balladen von einer Mistreß Loyd, und
soll deren Arbeit in einer prachtvoll illu-
strirten Ausgabe 1860 bei Houlston m
London erschienen sein; seine Ungar-
lieder fanden ungarische Uebersetzer^
welche diese Uebertragungen magyari-
schen Nationalmelodien anpaßten. Im
Jahre 1843 ertheilte ihm die Universität
Jena das Diplom eines Doctors der
Philosophie; auf Grund der Uebersetzung
mehrerer seiner Gedichte ins Italienische
schickten ihm die Arcadier in Rom ihr
Diplom, und erhielt er nacb dem alten,
bei dieser Gesellschaft bestehenden Brauche
die0g.mpii^n^?6io^i<Ie^ und nacb dieser
den Akademikernamen X^uliäo?e1opi-
ä6o; der Pegnesische Blumenorden in
Nürnberg nahm ihn unter seine Mit'
glieder auf, ebenso die historiscben Ver-
eine von und für Oberbayern, für Ober-
pfalz und Regensburg, für Unterfranken
und Aschaffenburg, für Schwaben -und-
Neuenburg, für Steiermark, Krain,
Kärnthen, die geschichts- und alter>
thumsforschende Gesellschaft des Oster«
landes zu Altenburg, die Gesellschaft für
Geschichte und Alterthumskunde der
Ostseeprovinzen in Riga, dann mehrere-
philharmonische und Musikvereine u. s. w.
Lange bewahrte Vog l seine körperliche
Rüstigkeit und ließ nach seiner äußeren
Erscheinung auf eine lange Lebensdauer
schließen. Wider Erwarten begannen sich
im Winter 1863 die Vorboten ernster
physischer Störungen zu regen, welche
indeß der robuste, durch einen Sommer-
aufenthalt in Ober.St. Veit nächst Wien
gestärkte Körper überwand. Dann aber
mit einem Male trat das Uebel mit uner'
warteter Heftigkeit auf und raffte den
Vierundsechzigjährigeu im Spätherbst
1866 dahin. Vogl war zweimal ver»
malt. Zuerst, wie bereits erwähnt, mit
Sophie geborenen Math ieu. Aus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon