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Vogl, Johann Nepomuk 29 19Z Vogel, Johann Nicolaus 30
folle. Ich sei aber gern bereit, seinem Wunsche
zu willfahren, wrnn er mich Nachmittag in
meiner Wohnung besuchen wolle. Vogl er«
schien auch Nachmittag zur festgesetzten Stunde,
und ich erzählte ihm die Sage oder vielmehr
die Sagen ĂĽber Twardowski , wie ich sie
wußte. Er hörte mir mit gespanntem In«
teresse zu. Da ich im Stillen dem Glauben
mich hingab, er werde aus einem oder dem
anderen mitgetheilten Momente ein Gedicht
für seinen „Volkskalender" bearbeiten, so kann
man fich vorstellen, wie groĂź mein Erstaunen
war, als ich im nächsten im Herbste bereits
ausgegebenen „Volkskalender" die Twar»
dowski-Sage ganz ausfĂĽhrlich auf ĂĽber siebzig
Seiten, mit Holzschnitten illustrirt, von Vogl
erzählt, veröffentlicht fand. Ich war verblüfft!
Im folgenden Iahie erschien die Geschichte auch
noch separat in Buchform gedruckt. Später
wurde sie von Mosenthal und Hans Mar
zu einem VolksstĂĽck mit Gesang verballhornt.
Als dann gar am 23. März 1833 die Verkündi-
gung der päpstlichen Bulle vom Dogma der
unbefleckten Empfängniß Mariä erfolgte —
die Mutter Gottes bildet ein groĂźes und
hochpoetisches, offenbar von den Jesuiten
hineingebrachtes Moment in der Twardowski«
Sage — da war mir die ganze obgleich schon
bis nahe ihrem Ende vorgeschrittene Arbeit
verleidet, und ich nahm sie nicht wieder vor.
Nur einzelne Fragmente veröffentlichte ich.
wenn ich zu Beiträgen für ein Album oder
ein poetisches Sammelwerk aufgefordert wurde,
Ich sah indem Vorgehen Vogl's eine wenig
löbliche Verwerthung schriftstellerischen Ver«
trauens. — Schwamm darüber. — Sil«
houette Vogl's von Cajetan Cerri
und Uffo Horn. Dieselbe zeichnete Cerri
in Worten in der damals von ihm redigirten
„Iris", und sie erschien im Jänner 1831 fol«
gendermaßen lautend: „Erinnert an den
Sohn der WildniĂź in seinen ungenirten,
manchmal derben Manieren; ĂĽbrigens ein
großer, schöner Mann mit feurigen Augen,
dröhnender Baßstimme, schwarzen mit grauen
stark vermischten Haaren, Schnurr» und
Knebelbart, eiserner (Konstitution und einem
echt poetischen Aussehen; macht stets Sieben«
meilenschritie, trägt gewöhnlich einen Mantel,
wie die Räuber in den Abruzzen; spricht
nicht, sondern schreit immer laut, rasch und
tongewaliig; liebt die Kneipen und die freie
wilde Naiur; als Schriftsteller ein unbestreit«
bares lyrisch-episches Talent, das aber an
seiner Vielschreiberei zu Grunde ciehen muĂź; im Ganzen ein offener, burschikoser und ruhm<
süchtiger Charakter. — Minder freundlich als
üerri's Skizze lautet die. welche der„Oester<
reichische ParnaĂź, bestiegen von einem
heruntergekommenen Antiquar" (Frey—sing
bei Athanasius und (5omp., 8".) S. 42 ent«
hält. Diese, welche Uffo Horn — er gilt
als Autor dieses Pamphlets — von Vogl
entwirft, den er unrichtig Vogel schreibt und
ebenso unrichtig 1804 geboren sein läßt, lautet:
„Grobes, gemeines Äeußere. schmutziger ver»
nachlässigter Anzug, gemeine Schlächter«
Manieren, hat einen groĂźen Schnurrbart,
treibt sich in Kneipen rerum, ist wenig
geachtet, und nirgends in guter Gesellschaft
zu finden. Ziemliches episch-lyrisches Talent,
sehr fruchtbar. Balladenfabrikant sn ^r-os;
ziemlich gekannt und gelesen vom österreichi«
schen Publicum, läßt sich alle Jahre litho»
graphiren".
30. Vogel, Johann Nicolaus von (geb.
zu Codurg 16W. gest. in Wien i??«'»,
bekleidete in Wien die Stelle eines bei der
böhmischen und österreichischen Hofkanzlei in«
stallirten Hofagenten. In gelehrten Kreisen
lebt sein Andenken fort durch ein noch immer
brauchbares bibliographisches Werk. Dasselbe
wurde erst nach Vogel's Tode von Joseph
Wendt von Wendtenthal, Official der
kaiserlichen Hofkanzlei, herausgegeben, unt^r
dem Titel: „s^sciniLu, Kibliotiiocatz (5ei->
niknias .4.U5triÄ.cHS, Livs Xoritia äerivrorum
rsruni ^.UätriHokruin huotyuot, auetori in-
natuernni. O^u« postkuimiui. ?2i-5 I F«o-
Uz inclieibii8^U6 neoeLl>a>rii8 auxit I^ eo-
^oicius (3rud6i' Oisriouä rc^uIariL 2
süliolis Ms. (lurants <sol5?xka 'VVenät Ü6
.^V 6, n clrs ntda 1..." (Viennae l779) ;
I>2i-8 I I biätai-ick (ib. 1783); i>ai-s III
kiätorira (ib. 1783, 8". ina^.). M. Friedrich
von Maas bürg in seiner „Geschichte der
Obersten Iustizstelle in Wien" (1879) schreibt
ihnI 0 h. Niklas V 0 gl ; Meusel in seinem
„Lerikon der vom Jahre 17^0 bis 1800 oer»
storbenen teutschen Schriftsteller". Bd. XIV,
S. 268, Ioh. Nic. Vogel, welch letztere
Schreibung die richtige ist.
Porträt. Medaillonbild. Unterschrift: ^oan.
Xieol. 1)6 Voxyl j ab a,Foucl. oauäig aä
äuxr. eouL. j iinp. aul. ila,t. Oodur^i VIII
oal.^ an.! an. cilOII^I.XXXVI. obiit Vieu
nas XI I cal. >7an. OIIIlDOOI.X. at't.
I.XXIII. ! )l. v. O. k.« (8°.).
v. Wurzbach, diogr. Zerikon. edr, 10.Jänner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon