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Pogelhuber 203 Vogelhuber
und CriminalrichteramtsprĂĽfungen be>
standen hatte, wurde erHof- und Gerichts,
advocat in Wien und bald einer der
gesuchtesten Rechtsanwälte in der Rest
denz, ebenso in Folge seiner Ehrenhaftig
keit, als seiner grĂĽndlichen Gesetzkennb
nisse. Diese Eigenschaften, durch welche
das vormärzliche Wiener Advocaten-
gremium weit und breit eines bevor«
zugten Rufes genoĂź, verschafften ihm
eine ausgedehnte Clientel, namentlich
in verwickelten Erbschaftsstreitigkeiten,
worin sein Rechts- und Scharfsinn be>
deutende Siege erfocht. Dr. Vogel»
huber war in seinem Fache auch schrift-
stellerisch thatig, und sind von ihm nach«
stehende Werke herausgegeben worden.
Anläßlich seiner Promotion zum Doetor
der Nechte:
, N6<5
(Visnnas 1782, t^x.
8oQn1sitdn.bria.ni3, 8^.); — später noch:
„Praktische Anleitung, niie eine Verlassen-
Zchattsallhanillung ĂĽber ein treinererbliches Der-
mögen der Unterthanen in den K. K. deutschen
GiblĂĽndern in ulkn ihren Gheilen nach den
Archtsgrunllö'lltzen eingerichtet werden sull"
M m 1789, von Mösle, 8".); — „Vall-'
ständige und durch Stammtabellen uargetragene
Erklärung der in den gesammten K. K. deutschen
Gilllllnden in dem treivererblichen Vermäßen der
K. K. Nnterthnnen eingefĂĽhrten Nechtsardnung
ullm U.'Nlli N86" (Wien 1786, Fol.); —
neue vermehrte und verbesserte Auflage
(ebd. 1789, von Mösle, Fol.); — davon
erschien auch in der Folge eine italienische
Uebersetzung unter dem Titel: „ZpisFa.-
210N6 oompistg. ätzi nuovo diritto 6.1
8U0065Si0U.6 ikFitirĂĽg. 0 812.
, 8".); — „Versuch über die Fideirom-
misse in den ĂĽsterreichisch-deutschen Orblunden" ,
(Wien 1808, von Mösle, 8".). Die! Achtung, welcher sich Vogelhuber in
gelehrten Kreisen erfreute, beweist der
Umstand, daß er1806—1808die Decans-
würde der juridischen Facultät an der
Wiener Hochschule bekleidete. FĂĽr seine
Verdienste als Rechtsanwalt wurde er
1816 in den erbländischen Adelstand mit
dem Ehrenworte: „Edler von" —eine
damals ĂĽberhaupt, vornehmlich aber in
Advocatenkreisen höchst seltene Auszeiä>
nung — erhoben. — Zu eigenthümlicher
Berühmtheit brachte den Namen Vogel«
hub er des Vorigen Sohn. Dieser, ein
von Haus aus verzogenes Kind, gab
einem ihm angeborenen Hange zum Ge«
meinen nach, und wie er es einerseits im
Salon und in der besseren Gesellschaft
nicht aushalten konnte, befand er sich
anderseits in der Kneipe mit Dunst und
Qualm, mit Zitherklang und Gläser«
geklirr, in der Gesellschaft von Männern
in Hemdärmeln und Damen ohne Hut
und Scham in seinem Elemente. Dabei
entwickelte er eine fast erschreckende Ge«
wandtheit im Rosselenken. Er diente
einige Zeit als Reitercadet, aber da sich
ihm bei seinem Naturell selbst im Reiter,
dienste keine Aussichten boten, trat er
aus der Armee, machte als sogenanntes
„Wiener Früchtl" gut und übel renom»
mirte Gastwirtschaften unsicher und
wurde nach dem Tode seiner Eltern
„Fiaker". Als solcher gelangte er zu einer
wenngleich zweifelhaften, aber bedeuten-
den localen BerĂĽhmtheit. Der Name
Vogelhuber erregte das GemĂĽth eines
Wiener Fiakers, wis der Name Napo-
leon einen alten französischen Garde»
grenadier elektrisirte, und als unser Rosse»
lenker schon langst unter der Erde lag,
umspann seinen Namen noch ein förm-
licher Mythus, auf dem Alles, was in
der FiakerweltErhebliches vorkam, zurĂĽck-
gefĂĽhrt wurde. Dazu trug ĂĽbrigens der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon