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Woigt. Adauct a S. Germano 229 Adauct a S. Germano
Absicht umging, in ihren Orden einzu«
treten. Hiermit aber war der Vater
nichts weniger denn einverstanden, und
AM der Sache ein kurzes Ende zu
machen, brachte er seinen Sohn nach
Somotau^ damit derselbe dort bei den
?I>. Jesuiten Poesie und Rhetorik be<
suche. Die Väter der Gesellschaft Jesu,
welche sich nicht leicht ein hervorragendes
Talent für ihren Orden entgehen ließen,
Lichteten nun auch auf den jungen
Voigt ihr Augenmerk; aber dieser blieb
seinen Schlaner Vätern treu und setzte
allen Versuchen der Jesuiten entschie-
denen Widerstand entgegen. Er verließ
endlich Komotau und ging nach Leito-
mischl, wo er an dem Piaristencolle»
.gium die philosophischen Studien been»
'dete und 1747 in den ihm so lieb gewor-
benen Orden eintrat. I n demselben
hörte er auch die theologischen Disciplinen
und verlegte sich mit besonderem Eifer
auf das Studium des Kirchenrechts und
der griechischen und hebräischen Sprache.
Auch war er gleichzeitig, oer Ordenssitte
entsprechend, als Lehrer der lateinischen
Sprache thätig. Nun begab er sich auf
Geheiß seiner Oberen nach Kirchberg im
Großherzogthume Baden, wo er, längere
Zeit im Predigtamte verwendet, durch
seine duldsame und liebreiche Weise die
Sympathien sowohl der Katholischen als
der Evangelischen gewann. Auch fand
er daselbst zuerst Gelegenheit, mit Ge-
lehrten in engere Beziehung zu treten,
und bildete sich immer mehr und mehr
wissenschaftlich aus. Hierauf von seinen
Klosteroberen nach Böhmen zurückbe»
rufen, wirkte er zunächst wieder einige
Jahre im Lehramte an verschiedenen
Orten, so 1762 — 1766 zu Ostrau,
4767—1769 zu Schlan, 1770 zu Cos-
manos, wo er die Ordensnovizen in
der Mathematik und classischen Philo- logie unterrichtete, bis er endlich 1771
im Collegium seines Ordens zu Prag
das Amt des Rectors erhielt. Da-
selbst blieb er längere Zeit unbekannt
und unbeachtet. Als er jedoch eines
Tages über einen zu Podmokl gemachten
Fund von Goldmünzen seine Ansichten
aussprach, fand er sich mit einem Male
von Gelehrten und Forschern umgeben.
Born, Graf Waldstein. Kinsky,
Peithner, Dobner, Schaller und
Andere knüpften mit ihm an, ihn ebenso
zu weiteren Forschungen anregend, als
auch mit den erforderlichen Mitteln,
wenn es nöthig war, freigebig unter»
stützend. So kam seine „Beschreibung
der bisher bekannten böhmischen Mün^
zen" — die bibliographische Uebersicht
seiner Schriften folgt auf S. 230 u. f. —
zu Stande, und es war die erste kritische
Arbeit auf dem Gebiete der böhmischen
Münzkunde. Wenn, wie es bei allen
Anfängen der Fall ist, spätere Forscher
auf dem neu erschlossenen Gebiete, wie
Mader, Sternberg und Andere, ihn
überflügelten, so räumten ihm doch die
Genannten neidlos das Vorrecht ein, der
Vater der böhmischen Münz-
künde zu sein, der ihnen die ersten
Pfade eröffnet hatte, auf denen es ihnen
dann minder schwierig wurde, erfolgreich
weiter zu schreiten. Als damals irgendwo
im Auslande sich Stimmen erhoben,
daß in Böhmen alles höhere geistige
Leben daniederliege und von einem
wissenschaftlichen Aufschwünge gar keine
Rede sei, da ging dies unserem Voigt
sehr zu Herzen, und mit Hilfe Pelzel's,
Riegger's und Anderer schuf er seine
Werke.' „Nläß-iss virorurn eruäitoi'um,"
und „^ota littOrHi-ia. VokOniiae st
r2.viH6") durch die er jene Anschuldi»
gungen böhmischer Indifferenz in Sachen
der Wissenschaft und Literatur am ent-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon