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gnaz 243 ojacek) Ignnz
und strenge und das Auswendiglernen
der Religionslehre und des Griechischen
ermüdend und abspannend. Das Stu-
dium der Musik, zu welchem er alle freie
Zeit benutzte, und in welchem ihn die
reiche Musicaliensammlung des Klosters
und der. Umgang mit tüchtigen Musik-
künstlern nicht wenig förderten, bot ihm
für allen Mangel und alle Beschwerden
einigermaßen Ersatz. Um diese Zeit ver-
suchte er sich auch zuerst in Kirchenmusik,
componirte neben weltlichen Liedern und
Chören auch kleinere Messen und sonstige
Kirchenstücke. Nachdem er das Gymna-
sium in Brunn beendet hatte, verließ er
leichten Herzens diese Stadt, die ihm
durch den Aufenthalt im Kloster nicht
lieb geworden war, und begab sich nach
Wien, um dort die philosophischen Stu-
dien zu hören. Nach einer in Gemein-
schaft mit seinem Vater und seinem
Freunde LukeZ unternommenen Reise
in die Karpathen, auf welcher ihn die
herrlichen Volksweisen der dortigen Ge»
birgsbewohuer bezauberten, ging er nach
Wien zurück, wo er an Peter Bilka,
dem Besitzer eines in jenen Tagen viel-
gerühmten Erziehungsinstitutes, einen
wohlwollenden Freund und Gönner
fand. Damals entstand ein großer Theil
seiner später so beliebt gewordenen Ho-
steiner-Lieder und seine „Stimme vom
Blanik". Ein Jahr lang lag er an der
Wiener Universität den philosophischen
Studien ob, dann nahm er einen Antrag
der Gräsin Marie Bethlen an und
begab sich als Musiklehrer zu ihrer
Familie nach Siebenbürgen In diesem
Lande befreundete er sich mit August
Ruöicka >M. XXVII , S. 321, Nr. 3^j,
betrieb slavische Studien, namentlich das
Polnische, und mit besonderem Eifer die
gründliche Ausbildung seines vorwiegen»
den musicalischen Talents, namentlich in der Richtung des Volksliedes. Auf
seinen Reisen durch Siebenbürgen, die er
zeitweise unternahm, und auf denen er
verschiedene Ansiedelungen der Bulgaren
besuchte, dann bei einem längeren Auf-
enthalte unter Slovaken, zuletzt 1846
auf Wanderungen durch den Bcmar,
widmete er dem Volksliede seine vor-
herrschende Aufmerksamkeit, suchte und
sammelte, wo er etwas für seine diese
Richtung verfolgenden Zwecke vorfand,
und beschränkte dabei seine Forschun
gen im Volksliede nicht auf slavische
Weisen, sondern zog. alllnälig magya-
rische, rumänische und die der Zigeu-
ner und Siebenbürger Sachsen in seiuen
Bereich. I n diesen Studien und der be
schaulicken Ruhe seiues Aufenthaltes in
Siebenbürgen ward er plötzlich durch die
Wirren des Jahres 184!) unterbrochen,
welcbe dort Alles von oberst zu uuterst
kehrten. Doch wurden dieselben zu einem
Wendepunkte in seinem Leben. Als er
nämlich nach dein Einrücken der russischen
Armee in Siebenbürgen Gelegenheit
fand, die russischen ,,?je8enniki" mit
Begleitung der nationalen Instrumente
2n.pi6VA.1o und ?I(ii?un kennen zu lernen,
ewachte in ihm das Verlangen, das nor-
dische Slavenreich aufzusuchen, welcher
Wunsch freilich erst auf Umwegen erreicht
werden sollte. Die Zustände in Sieben-
bürgen gestalteten sicb immer düsterer,
das Haus der Gräfin Bethlen wurde
von feindlich Gesinnten überfallen und
geplündert, Vojaöek verlor sein Eigen-
thum und seine Musikcompositionen und
mußte ärmer, als er ins Land gekommen,
dasselbe verlassen. Ueber Bystric, Dorna.
Czernowitz, Kotomea, Lemberg, Prze-
mrM, Krakau, Teschen gelangte er in
sein Karpathenland nach Vsetin, von da
ging er nach Brunn, wo er bis 485 t
verblieb, ausschließlich der Musik sich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon