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Vollmar, Isaak 269 Voümar. Isaak
yaisen" (eb^.), auch in Ausgabe für Orchester
mit Stimmen. — 3. Isaak Vo l lmar Frei«
Herr von Rieden (geb. zu Steußlmgen in
Schwaben 4382. gest. zu Regensburg am
13. Oktober 4662). Ein Sohn des herzoglich
württembergischen Vogtes Abraham Vol l-
mar, erhielt er, in der Religion seines Vaters,
der evangelischen Confession, getauft, eine
sorgfältige Erziehung, bildete sich namentlich
in den Staatswissenschaften und erlangte am
6. Juni 4 399 zu Tübingen die rechtswissen»
schaftliche Doctorwürde. 1606 kam er als
Professor der Rhetorik an die Universität
Freiburg im Br<>isgau, an welcher er bis
1643 verblieb, worauf er in Dienste der
Breisgau. Elsaß'schen Landstande trat, bei
denen er bis 4620 in Amt und Würden stand.
4627 erscheint er in den Acten der vorder-
österreichischen Regierung zu Ensisheim. Im
Jahre 4630 — sein Ruf als ausgezeichneter
Rechtsgelehrtrr und gediegener Beamter war
längst zu den Ohren Kaiser Ferd in ands I I .
gedrungen — wurde er von diesem Monarchen
an dcn Wiener Hof gezogen, zunächst an den
zu Innsbruck residirenden Erzherzog Ferdi»
nand Kar l , den Gemal der Philippine
Welser, und an Claudia von Florenz
entsendet und überhaupt mit den geheim»
sten und wichtigsten Geschäften betraut.
In der Folge zum Neichshofrathe, zum ge<
heimcn Rathe und Kanzler ernannt, fand er
nach seinen: Ucbertritte von der evangelischen
zur römisch-katholischen Kirche Verwendung
bei den wichtigsten Missionen und Gesandt«
schaften. Als im Jahre 4634 die Festung
Vreisach uon dem schwedischen General Herzog
Bernhard von Weimar hart belagert und
endlich zur Uebergabe gezwungen wurde, stand
Vol lmar dem Commandanten der Festung
Baron von Reinach als kaiserlicher Abge»
sandter zur Seite, ihn zum hartnäckigsten
Widerstände ermunternd. Man erzählt sich
aus seiner Gegenwart bei Nein ach panz
verschiedene Dinae. unter Anderem auch. daß
der französische Marschall Grammont. ihn
als den eigentl'chen Urheber der hartnäckigen
Vertheidigung Breisachs erkennend, mit der
Absicht umgegangen sei. ihn aufknüpfen zu
lassen. Nach dem Tode Kaiser Ferdi-
.nands I I . trat Vo l lmar 4637 als ge«
hcimer Rath in die Dienste Kaiser Ferdi»
nands HI . , dann auch in jene des Erz-
herzogs Ferdinand Kar l in Tirol, versah
einige Zeit die Präsidentenstelle bei der ober»
österreichischen Kammer und wurde 4643 als zweiter Bevollmächtigter — Marimilian Graf
Trauttmansdorf f I^Bd. XLVII , S. ?a,
Nr. 38) war der erste — zu den lvestphalischen
Friedensoert-andlungen entsendet. Bei den»
selben entwickelte er an Trauttmans»
dorff's Seite, der nicdt Anstand nahm, offen
die großen Verdienste seines Kollegen anzuer-
kennen, eine ebenso große als tief eingreifende
Thätigkeit, und er war wohl der von der
schwedischen Partei bestgehaßte Diplomat bei
jenen das Schicksal der Protestanten namcnt»
lich in Oesterreich entscheidenden VerHand'
lungen. Ihm gelang es, den schwedischen
Bevollmächtigten D. Johann Sa loius durch
Bestechung zu gewinnen, so daß dieser die
Angelegenheiten der Protestanten in Oester»
rc!ch. als deren Schützer die Schweden ange»
sehen sein wollten, gar nicht wahrnahm, ins»
besondere als ihm Vul lmar den begründe»
tcn Einwurf machte: wenn im Reiche die
Vorstände der evangelischen Kirche Alle. die
nicht mit ihnen gleicher Religion wären,
nöthigten, entweder das Land oder ihren
Glauben zu verlassen, so müsse doch seinem
Herrn und Kaiser ein gleiches Recht zuge«
standen werden; und so geschah es, daß, wie
günstig auch die Sache der Protestanten im
Allgemeinen stand, denselben in den kaiser»
lichen Erblanden doch keine Religionsfreiheit
verliehen wurde. Vol lmar's entschiedenem
Auftreten, womit er immer w eder den gegne<
rischen Unterhändlern imponirte und sie in
den wichtigsten Punkten zwang, nachzugeben,
so unter Anderem auch in der Annahme des
sogenannten Frankenthal'sch en Tempe«
raments punkt es. dem zufolge uon den
Spaniern, welche Frankenthal in der Rheinpfalz
hartnäckig besetzt hielten, diese Stadt geräumt
und dieselbe der Kurplatz wieder zurückgegeben
werden mußte, gelang es. große Zugeständ-
nisse zu erhalten, und in Allem, was er that.
war es seine große Anhänglichkeit an das
Kaiserhaus, dem er mit 3eib und Seele
ergeben, die den Sieg davontrug. Nach dem
Tode Ferdinands I I I . von dessen Nach«
folger Leopold I. zum bevollmächtigten
Gesandten Oesterreichs in Frankfurt a. M.
ernannt, suchte or in dieser Eigenschaft die
Annahme des französischen Gesandten bei
der Kaiserwahl zu hintertreiben, in welchrr
Bemühung ihm aber der Kurfürst von Mainz.
Johann Philipp von Schön born ^Band
XXXI, S. 436, Nr. 42) entgegen war.
Später wurde Vol lmar Comitialgesandter
in Regensburg, als welcher er daselbst im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon